Christoph F. Neumann und Dieter M. Meier als „De Brandner“ und „De Dood“ in der Schlüsselszene, bei der es um nichts geringeres als das ewige Leben ging. - Foto: Rosemarie Kappler
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Vor drei Jahren hatte das Homburger Amateur Theater – kurz „hat.“ – einen bemerkenswerten Coup gelandet. Das Ensemble hatte mit Regisseurin Bettina Mick das tausendfach erprobte und bewährte Bayern-Stück „Der Brandner Kaspar und das ewige Leben“ in saar-pfälzischer Weise dialektisiert und hatte als Bühne die Hohenburg-Ruine auserkoren.

Hier ließen sich vom Wehrgang über die Bastion bis hinauf in den Himmel sämtliche Etagen dramaturgisch exzellent nutzen. Abendhimmel und Fledermaus-Flug inbegriffen. Fünfmal war damals das Stück ausverkauft. Das „hat.“ war zufrieden, das Publikum nicht. Es verlangte nach weiteren Aufführungen. Die mussten wegen Corona auf der Strecke bleiben. Jetzt aber durften die Schauspieler wieder ran. Gleich acht Aufführungen des Brandner Kaspars sollten in diesem Jahr die Nachfrage decken.

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Am letzten Freitag war die Premiere angesetzt. Doch Petrus, dem auch im Stück eine besondere Rolle zukommt, vermasselte das Ganze mit Unterstützung seines irdischen Gehilfen, dem Deutschen Wetterdienst. Der hatte Unwetterwarnungen herausgegeben und gab sich in Sachen lokaler Ereignisse naturgemäß eher unpräzise. Schauspieler, Techniker, Jagdhornbläser und Publikum merkten aber auf dem Schlossberg schon, dass sie gemeint waren als Zielobjekte von Windböen und Regentropfen. So warb Barbara Neumann, die zweite Vorsitzende des Theatervereines in Richtung 19.30 Uhr um Verständnis dafür, dass man wegen der unklaren Wetterlage und aus Gründen der Verantwortung besser – wenngleich auch mit größtem Bedauern – die Premiere um einen Tag verschieben werde.

Die eigentliche Premiere fiel am Freitagabend leider ins Wasser – Bild: Stephan Bonaventura

Die Zahl der Aufführungen blieb gleich. Man strich kurzerhand den spielfreien Mittwoch und bot hier einen Ausweichtermin. Glücklicherweise hatten da auch die Mitglieder des von Frank Eberhardt geleiteten Jagdhornbläsercorps Bliesbergerhof Zeit, denn das JBC stimmte atmosphärisch bei jeder Aufführung auf wunderliche Weise ein auf den bajuwarischen Stoff mit seinen kernigen Charakteren und seinem göttlichen Humor. Dabei verblüffte das „hat.“ erneut mit der Tatsache, dass seine Amateure zur theatralen Hochform aufliefen und seine semi-professionellen Talente weit über sich hinaus wuchsen.

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Wie bereits bei der ersten Staffel vor drei Jahren waren das im Kern die beiden Hauptdarsteller Christoph F. Neumann als „De Brandner“ und Dieter M. Meier als „De Dood“. Beide werden wohl lebenslänglich in der Erinnerung der Zuschauer „Kersche-Schnapps“ trinken, den verschwundenen Herz-König im Kartenspiel suchen, verführen, gickeln, gackern, glucksen, hicksen und tricksen, aber auch Mitleidigkeit wecken. Zwei Schlawiner auf Augenhöhe. Der eine vorbestimmt für den Wechsel vom irdischen zum paradiesischen, der andere bis in alle Ewigkeit dazu verdonnert, als hagerer Wandler zwischen den Welten die von der Himmels-Jury auserwählten Seelen auf ihrem Heimgang zu begleiten.

Dass der Tod aber auch nur ein einsamer Mensch ist, der immer nur kalt hat und dem beim Schnapstrinken nach einem Schwätzchen zumute ist, und dass der knorzige und alternde Brandner im Grunde doch der fordernden Welt überdrüssig ist und sich nach dem friedlichen Himmel sehnt, wo er seine Ahnen und nahen Verwandten treffen kann, das war letztlich jene verkehrte Welt, mit der das „hat.“ die Besucher auf der Hohenburg vertraut machte. Egal was ist, am Ende wird alles gut und die Heerscharen des Himmels singen nicht, sie grillen und genießen Fleeschkeesweck. Und für knarzige Schlawiner wie den Brandner gibt es kein unrühmliches Ende im Fegefeuer sondern den ewigen Frieden im Himmel. Selbst „De Dood“ darf sich freuen, dass ihm verziehen wird, wenn er sich mal einen säuft, sich beim Kartenspiel bescheißen lässt und Sterberegister fälscht und klaut. Halleluja.

Nach dem Ende des Brandners und seinem dann doch leicht beschwingten Heimgang zu den Seinen im Paradies hielt es am Samstag bei der Premiere keinen mehr auf den Stühlen. Es gab stehende Ovationen für das gesamte Ensemble, das den Erfolg sichtlich genoss. Immer wieder wurden dabei vor allem die beiden Hauptdarsteller Neumann und Meier beklatscht. Als Belohnung hat sich das „hat.“ den Beifall mehr als verdient, war es doch die bislang größte, teuerste und finanziell risikoreichste Produktion seit seiner Gründung im Jahr 2006. Bis Samstag ist das Stück täglich ab 19 Uhr zu sehen.

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