Bildhauermeisterin Heike M. Spohn und Prof. Horst Altgeld arbeiten am "Stiefelabsatz". - Bild: Stadt St. Ingbert
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Schon von Weitem hört man das Hämmern, das sogar irgendwie melodisch klingt. Im hinteren Bereich der Stadtgärtnerei haben die sieben Steinkünstler ihre Freiluftwerkstatt eingerichtet. Unter insgesamt vier Pavillons werden sie in den nächsten Monaten immer wieder arbeiten, um aus drei unterschiedlich großen Steinblöcken einen “kleinen Stiefel” herauszuarbeiten.

“Es ist nicht unser Ansinnen, den echten Stiefel haargenau zu kopieren. Wir orientieren uns natürlich an der Form, wollen aber ganz bewusst an unserer künstlerischen Freiheit festhalten und einen neuen Stiefel schaffen”, erklärt Egon Irmscher, der vielen St. Ingbertern seit Jahren als Bildhauer und Steinkünstler bekannt ist. Mit ihm und Josef Matuschek sind sogar zwei ehemalige Mitarbeiter der Stadtverwaltung in dem 7-köpfigen Team um die Bildhauermeisterin Heike M. Spohn aus Ensheim. “Sie ist ganz klar unsere Chefin, denn sie steht uns als Meisterin ihres Fachs mit Rat und Tat zur Seite”, erzählt der 81-jährige Egon Irmscher mit einem Lächeln. Ebenfalls mit von der Partie sind Erich Morlo, Prof. Horst Algeld, Udo Wamprecht und als zweite Frau im Bunde Maria Blendowski.

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Bei den Felsklötzen handelt es sich um Rothbacher Sandsteinrohlinge aus den Vogesen. Dessen hoher Quarzgehalt (70 %) bürgt für einzigartige Qualität, gewährt Frostbeständigkeit und wird deshalb auch gerne für Restaurierung renommierter Bauten verwendet. Alle drei Steine zusammen bringen ein Gewicht von drei Tonnen auf die Waage. “Wenn wir unsere Arbeit beendet haben, sind sie um viele Kilo leichter, denn einiges an Material wird von uns abgehauen”, erklärt Prof. Altgeld.

Der kleine Stiefel wird in drei Teilen geschaffen

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Der neue Stiefel wird ungefähr ein Drittel der Größe des Originals auf dem Stiefeler Berg messen. Und noch einen großen Unterschied gibt es: Während der Stiefeler Fels über Jahrmillionen durch natürliche Erosion entstanden ist, wird sein kleineres Pendant von Menschenhand geschaffen.

An drei unterschiedlich großen Steinblöcken arbeiten die Steinmetze, die die Freude am kreativen Arbeiten verbindet. Wenn jedes Teil für sich fertig behauen ist, werden diese mit Kernbohrungen und Stahlstäben miteinander verbunden. Geplant ist, dass das Kunstwerk nach seiner Fertigstellung auf einem nachempfundenen Felsplateau und einem extra betonierten Fundament auf dem Kreisel am Ortsausgang Richtung Sengscheid aufgestellt wird. Sogar eine Statik war notwendig, die von dem St. Ingberter Frank Lenhart erstellt wurde. Auch die Berechnungen für das Beton-Fundament werden von ihm geliefert. Das ganze Projekt ist kein leichtes Unterfangen, weiß Ortsvorsteherin Irene Kaiser zu berichten: “Wir hatten die Idee, einen Sponsorenaufruf zu starten. Der lief anfangs etwas schleppend, nahm aber dann mit ein paar größeren Spendenbeträgen richtig Fahrt auf. Zum Glück! Nachdem wir nun viele Hürden genommen haben, kann das Projekt endlich realisiert werden.” Ihr Dank gilt auch Konrad Weisgerber, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins St. Ingbert, der ihr bei den Planungen mit Rat und Tat zur Seite stand.

v.l.n.r.: Beigeordneter Markus Schmitt, Ortsvorsteherin Irene Kaiser, Udo Wamprecht, Heike M. Spohn, Prof. Horst Altgeld, Erich Morlo und Egon Irmscher. – Bild: Stadt St. Ingbert

Interessierte Bildhauer fanden sich relativ schnell bei der Sommerakademie der Biosphären-VHS St. Ingbert. Und dass die Arbeit allen Beteiligten richtig Spaß macht, war an der lockeren Stimmung untereinander deutlich zu spüren. Nicht nur Irene Kaiser, die auch für das leibliche Wohl der Künstler sorgt, war vor Ort in der Gärtnerei, sondern auch der Beigeordnete Markus Schmitt: “Kunst ist auch in der heutigen Zeit immer etwas Wertvolles, das wir schätzen sollten. Kunstwerke im öffentlichen Raum kann jeder bewundern und wenn sie dann sogar noch von lokalen Künstlern aus der Biosphärenregion geschaffen werden, ist das das Beste, was unserer Stadt passieren kann. Ich freue mich jetzt schon auf ein bestimmt einzigartiges Steinensemble.”

Voll Elan griff er zu Hammer und Meißel, nachdem er spontan von der Bildhauermeisterin Heike M. Spohn aufgefordert worden war, einmal selbst Hand anzulegen. “Es sieht so leicht aus, wenn man zuschaut. Es ist es aber alles andere als eine leichte Arbeit. Ihr habt´ meinen größten Respekt!”, so die anerkennenden Worte des Beigeordneten für Umwelt und Biosphäre der Stadt St. Ingbert.

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