Worüber wurden die Mitarbeitenden am Michelin Standort Homburg heute informiert?
Michelin hat heute seine 1.323 Mitarbeitenden am Produktionsstandort Homburg darüber informiert, die Lkw-Neureifenfertigung schrittweise bis Ende 2024 und die Halbfabrikatfertigung schrittweise bis Ende 2025 zu schließen. 843 Arbeitsplätze sind von dieser Entscheidung betroffen.
Welche Gründe stehen hinter dieser Entscheidung?
Marktverschiebung:
In den vergangenen Jahren hat sich der europäische Lkw-Reifenmarkt deutlich in Richtung importierter Budgetreifen verschoben. Zwischen 2013 und 2022 stieg der Marktanteil von Budgetreifen – hauptsächlich aus Niedriglohnländern – um elf Prozentpunkte, auf Kosten des Premium- und mittleren Preis-Segments (Quelle: Roland Berger). Diese Entwicklung führt zu einem Rückgang des Premium-Segments und somit zu einem Verlust von Marktanteilen.
Wettbewerbsdruck:
Die jüngsten gesundheits- und geopolitischen Krisen und deren Auswirkungen auf Energie-, Logistik und Rohstoffpreise sowie eine hohe Inflationsrate haben die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland zusätzlich belastet.
Diese Faktoren wirken sich direkt und ungünstig auf den Industriebetrieb, einschließlich der Exportaktivitäten, des Standorts Homburg aus. Dieser ist nicht mehr in der Lage, wettbewerbsfähig in andere Regionen zu exportieren. Im Jahr 2022 exportierte Homburg 27 Prozent seiner Produktion nach Nordamerika und in andere außereuropäische Märkte.
Michelin verfolgt zudem die Strategie, näher an den Märkten zu produzieren. Das dient dazu, den Kundenservice mit einer robusteren, umweltfreundlicheren und effizienteren Logistikkette zu verbessern, was in einem Rückgang der Exporte resultiert.
Diese Exportstrategie sowie die Marktverlagerung hin zu preisgünstigeren Lkw-Budgetreifen und die nachteiligen Rahmenbedingungen für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands führen zu einer strukturellen Überkapazität und einer Unterauslastung der Lkw-Neureifen- und Halbfabrikatfertigung in Homburg.
Was wird am Standort Homburg produziert?
Der Standort Homburg ist spezialisiert auf die Produktion von Lkw-Neureifen, Halbfabrikate sowie die Runderneuerung von Lkw-Reifen und die Verarbeitung von RFID-Chips.
Wann werden die Aktivitäten am Standort eingestellt?
Die Lkw-Neureifenfertigung wird schrittweise bis Ende 2024 heruntergefahren. Die Halbfabrikatfertigung wird schrittweise bis Ende 2025 eingestellt.
Welche Aktivitäten bleiben am Standort erhalten?
Als größter europäischer Michelin Standort für die Runderneuerung von Lkw-Reifen spielt Homburg eine Schlüsselrolle in der Geschäftsstrategie von Michelin. Daher wird der Standort seine Runderneuerungsaktivitäten fortsetzen. Auch die Verarbeitung von RFID-Chips wird weitergeführt.
Darüber hinaus bleibt das Lager in Kirkel nahe Homburg bestehen und wird weiterhin für den europäischen Logistikbedarf genutzt.
Michelin wird den Produktionsstandort weiter modernisieren, um ihn noch kosteneffizienter und umweltfreundlicher für die Zukunft aufzustellen.
Was bedeutet die Entscheidung für die Mitarbeitenden?
In einem verantwortungsvollen Austausch mit den Sozialpartnern wird Michelin nun mit den betroffenen Mitarbeitenden deren weiteren beruflichen Weg besprechen und ein umfassendes Maßnahmenpaket anbieten. Zu diesem können die Dienste einer Transfergesellschaft ebenso gehören wie Weiterbildungsangebote und das Prüfen interner Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Gespräche mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft IGBCE über die Umsetzung der betrieblichen Änderungen sowie mögliche Alternativen für die künftige Nutzung des Standorts werden nun fortgesetzt.
Was passiert zukünftig mit dem Gelände?
Bereits seit 1971 ist Michelin in Homburg aktiv. Michelin fühlt sich der Gemeinde und der Region rund um den Standort verbunden und wird eng mit den Sozialpartnern, der öffentlichen Hand und Unternehmen zusammenarbeiten, um gemeinsam die besten Optionen für die Zukunft des Standorts Homburg zu prüfen. Ziel ist es, gemeinsam Projekte zu lancieren, die die Entwicklungsprioritäten der Region und die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen.
Die Entwicklungen am ehemaligen Michelin Produktionsstandort in Hallstadt bei Bamberg zeigt, wie eine Schließung verantwortungsvoll gemeinsam mit Kooperationspartnern gelingen kann. Seit 2020 arbeiten Partner aus Unternehmen, Politik und Wissenschaft gemeinsam daran, um mit dem Cleantech Innovation Park einen Inkubator für Zukunftstechnologien entstehen zu lassen. Erste Verbundprojekte aus den Bereichen KI und Digitalisierung, Ressourceneffizienz in der Produktion sowie Clean Energy im Mobilitätsbereich sind bereits in Planung.
Quelle Michelin