HOMBURG1 Nachrichten aus dem Saarland für Homburg und den Saarpfalz-Kreis
HOMBURG1 | Nachrichten aus dem Saarland für Homburg und den Saarpfalz-Kreis

Der Förderverein Kinderhospiz Heiligenborn e.V., die saarländische Unternehmerfamilie Meiser und die St. Jakobus Hospiz gGmbH (ambulante Palliativ-Versorgung) haben in Abstimmung mit dem Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie das Modellprojekt „Kurzzeitwohnen mit integrierter Palliativversorgung – fördern, entlasten, begleiten“ entwickelt. Am gestrigen Montag hat Sozialministerin Monika Bachmann das Projekt zusammen mit den Partnern in Tholey vorgestellt.

Zielgruppe der geplanten Einrichtung sind Kinder und Jugendliche mit schwerer Behinderung bzw. mit lebensverkürzender oder lebensbedrohlicher Erkrankung. Die Einrichtung soll in der Nachbarschaft und auf einem Grundstück des ältesten Klosters Deutschland – der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey – entstehen und eine Kurzzeitwohneinrichtung mit integrierter Hospiz- und Palliativversorgung sowie die Möglichkeit der Kurzzeitpflege mit insgesamt zwölf Plätzen umfassen. Nach Angaben der Ministerin wird mit dem Modellprojekt eine Versorgungslücke geschlossen.

Im Saarland leben nach Angaben der Ministerin ca. 1.900 schwerbehinderte Kinder und Jugendliche. Die Familien, die ihre Kinder zu Hause betreuen, leben in einer permanenten Ambivalenz zwischen Stabilisierung und Verschlechterung des Gesundheitszustandes ihres Kindes, bis hin zur Erfahrung, dass das Leben zu Ende geht.

„Dieser Zustand ist ein wesentlicher Belastungsfaktor für Eltern und Geschwister. Meist bleibt zu wenig Zeit für „gesunde“ Geschwisterkinder, da die Eltern rund um die Uhr mit der Betreuung und Versorgung des erkrankten Kindes zu tun haben. Darüber hinaus geraten auch Eltern an körperliche und seelische Grenzen und haben keine Möglichkeit, sich eine Auszeit von den täglichen Anforderungen und Strapazen zu nehmen. Daher gilt es Rahmenbedingungen zu schaffen, die es ermöglichen, dass der Familienverbund mit den Kindern insgesamt durchatmen kann, um Kraft zu schöpfen, neuen Mut zu fassen und Autonomie über die Situation zu gewinnen – auch verbunden mit dem Ziel, eine dauerhafte stationäre Unterbringung des Kindes/Jugendlichen zu verhindern. Diese bisherige Versorgungslücke wird mit diesem Modellprojekt geschlossen“, betont Monika Bachmann.

Nicht nur im Saarland auch über die Landesgrenzen hinaus gibt es im näheren Umkreis bislang keine derartige Einrichtung. Die Einrichtung verfügt neben den Einzelzimmern auch über zwei Familienzimmer, um im Bedarfsfall eine Unterbringung im Familienverbund zu ermöglichen. Daneben stehen auch Unterbringungsmöglichkeiten im näheren Umkreis, wie beispielsweise in der benachbarten Benediktinerabtei, zur Verfügung.

Im Vordergrund des Projektes stehen neben den individuellen Zielen der Eingliederungshilfe, wie z.B. die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft, insbesondere:

  • die Stärkung der Familien durch Hilfe zur Bewältigung ihrer belastenden Situation, die durch die Behinderung des Kindes entsteht;
  • die Sicherung der dauerhaften Betreuung und Förderung des Kindes/Jugendlichen in seiner Familie und damit Verhinderung einer dauerhaften stationären Aufnahme in einer Einrichtung; die Förderung der Identitäts-und Persönlichkeitsentwicklung
  • sowie der Akzeptanz der Behinderung bei den Kindern/Jugendlichen und im familiären Umfeld sowie die hiermit verbundene Eröffnung von Perspektiven.

Erstmals wird mit der Umsetzung des Modellprojektes ein Brückenschlag zwischen der Eingliederungshilfe und der Palliativversorgung geschlagen. Die Investitionskosten des Projekts belaufen sich auf ca. 2,5 Millionen Euro. Die Landesregierung unterstützt dieses wichtige Projekt und hat bereits für den Anteil der Eingliederungshilfe einen tagesbezogenen Vergütungssatz in Höhe von 230 Euro in Aussicht gestellt, der die Investitionskosten sowie die Personal- und Sachkosten beinhaltet.

Der Verein Kinderhospiz Heiligenborn e.V. hat eine Bedarfsanalyse an die AGP Sozialforschung der evangelischen Hochschule Freiburg e.V. in Auftrag gegeben. Das Ergebnis zeigt, dass neben einem Kinderhospiz noch andere Strukturen in dem neuem Haus eingebaut werden sollen. Unter Federführung des St. Jakobus Hospizes wurden die Anregungen in das Konzept eingebaut. Der Verein Kinderhospiz unterstützt daher das Projekt in finanzieller und personeller Hilfeleistung, so Peter-Josef Kiefer vom Verein Kinderhospiz Heiligenborn

Die Unternehmerfamilie Meiser unterstützt die Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey seit vielen Jahren und hat sich von Beginn an für die Realisierung dieses Projektes im Umfeld der Abtei Tholey engagiert. In vielen persönlichen Gesprächen ist es letztendlich gelungen, die Interessen aller beteiligten Gruppen zu berücksichtigen und den nahezu einmaligen Modellcharakter zu gestalten. Die Familie unterstützt das Projekt mit einer Spende in Höhe von 500.000 Euro und trägt damit sicherlich nicht unwesentlich zur Umsetzung dieses Vorhabens bei.

Der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt begrüßte die Entscheidung zur Umsetzung des Modellprojektes in der Gemeinde Tholey: „Die Einrichtung schließt nicht nur eine Versorgungslücke im Saarland, sie stellt auch eine Verbesserung der Infrastruktur für die Gemeinde Tholey dar. Der barocke Klostergarten der Abtei bietet ideale Rahmenbedingungen für das Kurzzeitwohnen. Hier bekommen die Kinder und Jugendlichen nicht nur eine fachmännische Betreuung, sondern können auch in gewisser Weise die besondere Atmosphäre des ältesten Klosters Deutschlands miterleben. Das Schaumberger Land hat mit seinen anderen kulturhistorischen Schätzen, wie der Johann-Adams-Mühle, dem Hofgut Imsbach oder dem Schaumbergplateau mit Aussuchtsturm zudem für Eltern und Angehörige viel zu bieten. Auch sie können bei uns Kraft schöpfen. Darum bin ich froh, dass das Modellprojekt „Kurzzeitwohnen für Kinder und Jugendliche mit integrierter Hospiz- und Palliativversorgung nach Tholey kommt.“

 

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