HOMBURG1 Nachrichten aus dem Saarland für Homburg und den Saarpfalz-Kreis
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Beim LMS-Mediengespräch zum Thema „Selbstdarsteller, Mobber – Straftäter? – Wer schützt Kinder und Jugendliche im digitalen Raum?“ forderte LMS-Direktor Uwe Conradt einen effizienteren Jugendmedienschutz. Im Zentrum der Fachveranstaltung stand ein Vortrag des Kriminologen Thomas-Gabriel Rüdiger, der am Institut für Polizeiwissenschaft der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg forscht und sich dafür einsetzt, dass die Sicherheitsbehörden auch im digitalen Raum spürbar sind. Er stellte nicht nur Fragen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im digitalen Raum, vielmehr wurde auch deutlich, wie leicht diese Altersgruppen nicht nur Opfer, sondern auch selbst zu Tätern in verschiedenen Deliktbereichen werden können.

„Unsere Gesellschaft hat bisher keine vertiefende Diskussion geführt, wie wir das Miteinander in einem digitalen Raum, der von Interaktion und Kommunikation zwischen unbekannten Personen geprägt ist, eigentlich sicherer gestalten wollen. Insbesondere Online-Spiele sind hierfür ein Beispiel. Sie eröffnen zusammen mit weiteren sozialen Medien neue Kommunikations- und Interaktionsräume, die über Altersgrenzen und Geschlechter hinweg zu unerwünschten, auch extremistischen Kontakten bis hin zu sexuellen Übergriffen genutzt werden können. Hier muss noch bei vielen Nutzern das Bewusstsein für potentielle Gefahren und für die Gültigkeit von Normen vertieft werden. Aber auch Maßnahmen und Kriterien im Bereich der Aufsicht bedürfen ständiger Anpassung. Insbesondere der Jugendmedienschutz sollte an die aktuellen Herausforderungen der Kommunikations­risiken des digitalen Raumes angepasst werden“, so Rüdiger.

Der Direktor der LMS, Uwe Conradt, mahnte vor dem Hintergrund der geplanten Novelle des Jugendschutzgesetzes eine breite gesellschaftliche Debatte an. Dabei müssten sich auch bestehende Strukturen hinsichtlich ihrer Effektivität und Effizienz einer Überprüfung stellen, das Thema dürfe jedoch nicht vorschnell und entgegen der verfassungsrechtlichen Kompetenzen bei der Aufsicht über Rundfunk und Telemedien hauptsächlich auf den Bund übertragen werden. „Ein stärkeres Engagement des Bundes ist in erster Linie beim Vorgehen gegen ausländische Anbieter von unzulässigen Angeboten anzudenken“, so Conradt. „Jugendmedienschutz verfügt bereits heute über einen vielfältigen Instrumentenkasten, der in Teilen noch effektiver eingesetzt werden kann, zudem muss er auf neue Entwicklungen und die Konvergenz der Medien angepasst werden. Auch bezüglich der Selbstkontrolleinrichtungen braucht es ggf. Anpassungen beim Regulierungsrahmen. Wichtig ist zudem ein Zusammenwirken von effizienter Aufsichtstätigkeit und Strafverfolgung auf der einen Seite mit Aufklärungsarbeit und der Förderung von Medienkompetenz auf der anderen Seite.“

Wie im Rahmen der polizeilichen Präventionsarbeit auf neue Entwicklungen eingegangen wird, veranschaulichte Carsten Dewes, Leiter Präsidialstab des Landespolizeipräsidiums am Beispiel der Arbeit der Dezernate für Cybercrime sowie Polizeiliche Kriminalprävention und Opferschutz. „Straftaten vorzubeugen erweist sich gerade im Bereich des Internets als genauso wichtig wie Kriminalität zu bekämpfen. Viele Täter agieren global, die Strafverfolgung erfolgt aber zumeist regional. Hier muss im Zusammenwirken verschiedener Stellen eine aktuelle Expertise im Bereich der Beratung vorgehalten werden, wie wir sie z.B. in der AG Medienkompetenz regelmäßig austauschen. Bei der Verfolgung von Verstößen und Straftaten im Internet gibt es ebenso eine fallweise Zusammenarbeit zwischen Medienaufsicht und Polizei“, so Dewes.

Aus jugendpolitischer Sicht beleuchtete Catharina Becker, Vorsitzende des Landesjugendrings Saar, das Themenfeld und verwies auf zahlreiche Angebote der Jugendbildung: „Wie die jüngste JIM-Studie zum Medienumgang 12-19-Jähriger zeigt, beträgt die Ausstattung dieser Altersgruppe mit Smartphone und Internetzugang mittlerweile nahezu 100% und gehört der aktive d.h. auch interaktive Umgang mit Online-Medien zum Alltag. Der digitale Raum gehört zur realen Lebenswelt Jugendlicher. Er ist damit weder gefährlicher noch harmloser als die analoge Welt. Wichtig ist in beiden Welten, junge Menschen zu einem eigenständigen, souveränen und kritischen Umgang mit Medien zu befähigen“, so Becker. Sie appellierte dabei auch an Eltern und Erziehende, Interesse für die digitale Medienwelt zu zeigen und sich entsprechende Kenntnisse anzueignen.

Die Veranstaltung, an der zahlreiche Besucher aus den Bereichen Polizei, Bildungswesen und Jugendarbeit teilnahmen, wurde moderiert von Oliver Schwambach, Leitender Redakteur bei der Saarbrücker Zeitung. Aufzeichnungen aus der Veranstaltung und Interviews werden in Kürze über das Portal www.medien-impulse.de online zugänglich gemacht.

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