Sozialministerin Monika Bachmann und LMS-Direktor Uwe Conradt unterzeichneten die Kooperationsvereinbarung - Bild: LMS

Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und die Landesmedienanstalt Saarland (LMS) haben am Freitag (09.08.2019) Medienexperten nach Saarbrücken eingeladen, um über neue Herausforderungen für den Jugendmedienschutz zu diskutieren und Best-Practice Beispiele im Bereich Medienkompetenz vorzustellen.

Ministerin Monika Bachmann und LMS-Direktor Uwe Conradt nahmen bei dieser Fachkonferenz die anstehende Novellierung des Jugendmedienschutzstaatsvertrags zum Anlass, die Kooperationsvereinbarung „JUGEND UND FAMILIE IM NETZ – sicher, souverän, geschützt“ vorzustellen und zu unterzeichnen. Die Kooperationspartner kommen überein, im Hinblick auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren im digitalen Raum sowie bei der Vermittlung von Medienkompetenz noch intensiver zusammenzuarbeiten.

Ministerin Monika Bachmann: „Die heutige Medienwelt eröffnet einerseits vielfältige Potenziale, die eine souveräne Lebensführung unterstützen, andererseits konfrontiert sie Kinder, Jugendliche und Familien häufig mit neuen Herausforderungen und Problemlagen. Daher dient diese Kooperationsvereinbarung dazu, deren Unterstützungsbedarf Rechnung zu tragen, um die Potenziale einer vernetzten Medienwelt sicher, souverän und geschützt nutzen zu können.“

Neben den bereits bestehenden Kooperationen des Sozialministeriums und der LMS im Bereich der Medienkompetenz, wie dem Projekt “DoppelEinhorn” und den “Virtuellen Mehrgenerationenhäusern” sollen laut LMS-Direktor Uwe Conradt die Schutz- und Förderleistungen im Internet gemeinsam besser durchgesetzt werden: „Wir planen, eine ressortübergreifende Kooperation nach dem Vorbild der nordrhein-westfälischen Initiative „Verfolgen statt nur Löschen“ mit Vertretern der Strafverfolgung, der Universität und des Verbraucherschutzes ins Leben zu rufen. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und schon gar nicht, wenn es die Schutzrechte von Kindern und Jugendlichen betrifft.“ Saarländische Medienhäuser sowie Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit können sich dieser Initiative nach ihrem Start anschließen. „Mit dieser gemeinsamen Vereinbarung übernehmen wir Verantwortung und sehen nicht weg“, so die Ministerin Monika Bachmann weiter.

In Impulsen, Spotlight-Vorträgen und Podien wurde darüber hinaus über die Themenbereiche Pornographie im Netz, Cybergrooming und Glücksspielsucht informiert.

Der Cyberkriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger stellte die Risiken im Bereich der Online-Spiele vor. Online-Spiele ermöglichen vielfältige Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten. In kaum einem anderen digitalen Bereich treffen Personen jeglichen Alters in einem spielerischen aber auch interaktionsbezogenen Prozess aufeinander. Das bedeutet, dass auch Kinder mit Erwachsenen zusammen spielen und kommunizieren. Der Kriminologe Rüdiger diskutierte im Anschluss an seinen Impuls mit Tobias Wolfanger, Vorsitzender des Landesjugendrings Saar, Harald Ebertz, Ministerium für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes, und Elisabeth Secker, Geschäftsführerin der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), über das alterslose Zusammenspiel in Onlinespielen und die Gefahr von Glücksspiel durch sogenannte Lootboxen.

Unter dem Titel “Für Schutz und Freiheit in Europa – Europäische Regulierung zwischen Selbstregulierung und Vollzug” stellte Dr. Jörg Ukrow, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Instituts für Europäisches Medienrecht (EMR), die Anpassung der Bestimmungen an neue technische Umgebungsbedingungen der EU durch die AVMD-Richtlinie auch im Bereich des Jugendmedienschutzes vor. Die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf Abrufdienste wie Onlinevideotheken und Streamingdiensten führte 2007 zu einer Mischung verschiedener Jugendmedienschutzvorschriften. Mit Pierre Dagard, Chargé de mission à la direction des affaires européennes et internationales du Conseil supérieur de l´audiovisuel (CSA), und Romain Kohn, Vertreter der Autorité luxembourgeoise indépendante de l‘audiovisuel (ALIA), diskutierte Dr. Jörg Ukrow den Spielraum der EU-Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der AVMD-Richtlinie insbesondere der Jugendmedienschutzvorschriften. Neben der Möglichkeit der Modernisierung und Erweiterung des Jugendmedienschutzes in Deutschland, Frankreich und Luxemburg durch die neue EU-Richtlinie stellt sich zukünftig noch mehr die Frage der Rechtsdurchsetzung („enforcement“) insbesondere online bei grenzüberschreitenden Inhalten.

Jochen Fasco, Mitglied der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), präsentierte den Jugendschutz- und Medienkompetenzbericht „Der Ton wird härter. Hass, Mobbing, Extremismus“ der Landesmedienanstalten. Außerdem stellte er die Positionen der Landesmedienanstalten zum Jugendmedienschutz dar. Neben einem zukunftsfähigen Kinder- und Jugendmedienschutz, welcher Kräfte bündelt, vernetzt agiert und Risiken minimiert, betonte TLM-Direktor Fasco die Bedeutung von neuen technischen Ansätzen im Jugendmedienschutz. Dies erfordere auch die Einforderung von mehr Verantwortung von Content- und Dienste-Anbietern und eine effektive Rechtsdurchsetzung im Netz, die übergreifend und international gestaltet werden soll.

Im Anschluss präsentierten verschiedene Medienkompetenzinitiativen, dass Jugendmedienschutz und Medienkompetenz zusammengedacht werden muss, um Eltern und Schule aus der Zange von Youtube, Fortnite & Co. zu befreien. Neben den Projekten „Das DoppelEinhorn“, „Medienmieze und Medientaucher“ und „Schule gegen Cybermobbing“ der Landesmedienanstalt Saarland, stellte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) den „Medienführerschein“, jugendschutz.net das Informationsangebot „Salafismus Online“, die Thüringer Landesmedienanstalt den „MEDIENKOFFER gegen RECHTS“ und der Verein Juuport das Engegament von Jugendlichen im Projekt „WERTE LEBEN – ONLINE“ vor.

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