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Was passiert mit dem Geld, mit dem schwervermittelbaren Langzeitarbeitslosen über das Landesprogramm ASaar eine neue Perspektive eröffnet werden soll? Dazu hat Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw) den Auftrag zur SROI-Studie erteilt.

Anhand dieser Studie zum „Social Return on Investment“ wurde die öffentlich geförderte Beschäftigung auf ihre Wirkung hin gemessen und bewertet. Dabei betrachtete man die Wertschöpfung aus der Perspektive des hilfebedürftigen Langzeitarbeitslosen, des sozialwirtschaftlichen Unternehmens, des Staates, der Gesellschaft und der Region.
Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger präsentierte die Studie am 6. Januar zusammen mit  Dr. Dieter Filsinger, Professor für sozialwissenschaftliche Grundlagen, Sozialpolitik und Evaluation an der htw saar. Fazit: Jeder in Arbeit statt Arbeitslosigkeit investierte Euro ist doppelt gut investiert. Langzeitarbeitslose erhalten mit öffentlich geförderter Beschäftigung durch ASaar ihre Würde zurück. Und: 66 Prozent der in Arbeit investierten Mittel fließen wieder an den Staat zurück bzw. müssen erst gar nicht ausgegeben werden.
Rehlinger: „Erste Erkenntnisse der SROI-Studie zeigen, dass ASaar Effekte auf die öffentlichen Haushalte hat, indem passive Transferleistungen reduziert, kommunale Haushalte entlastet und damit fiskalische Handlungsspielräume eröffnet werden. Die Studie bestätigt, dass wir mit ASaar den richtigen Weg eingeschlagen haben.“
Bei der Untersuchung der monetär-messbaren Erträge aus der Perspektive des Staates wurde festgestellt, dass bei öffentlich geförderter Beschäftigung die öffentliche Hand von je 100 investierten Euro wieder 66 Euro zurück erhält, also genau zwei Drittel. Rehlinger: „Für mich ist das ein nachdrücklicher Beleg dafür, dass öffentlich geförderte Beschäftigung nicht teurer ist, als Arbeitslosigkeit zu finanzieren und dass sie sogar in Form einer ‚Sozialen Rendite‘ noch positive Auswirkungen auf die Kosten der öffentlichen Hand hat.“
Auch die gesamte Region profitiere laut Studie von ASaar – sowohl durch die gesteigerte Kaufkraft der Teilnehmenden, als auch durch Rückflüsse von Steuereinnahmen, Sozialversicherungsbeiträge und eingesparte Sozialleistungen.
Die Studie bestätigt auch, dass der nicht geldwerte Nutzen für die Teilnehmer von ASaar gesteigert werden kann: die soziale Kompetenz und gesellschaftliche Teilhabe werden verbessert, die Beschäftigungsfähigkeit wird erhalten und systematisch gesteigert. Auch das gesundheitliche Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl werden gestärkt.
Allerdings verbleiben 56 Prozent der Teilnehmenden zunächst in Arbeitslosigkeit. Nur rund 10 Prozent kommen nach einer geförderten Maßnahme direkt in eine neue Beschäftigung oder Ausbildung, 25 Prozent nehmen die Chance einer neuen Qualifizierungs-Maßnahme wahr. Rehlinger: „ASaar ist gut, wir können es aber noch besser machen. Gerade diese 56 Prozent bestätigen mich in der Forderung gegenüber dem Bund nach längeren und passgenaueren Fördermaßnahmen für schwervermittelbare Langzeitarbeitslose, die auch die Verknüpfung zwischen öffentlich geförderter Beschäftigung und beruflicher Qualifizierung besser gewährleisten. Finanzieren müssen wir diese neuen Instrumente über den Passiv-Aktiv-Transfer.“
Nach der Erfahrung der Wirtschaftsministerin ist für den größten Teil der schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen die gesetzlich zulässige Höchstdauer der Maßnahmenteilnahme deutlich zu kurz. Rehlinger: „Wir dürfen nicht verkennen, dass die Hilfebedürftigen seit langen Jahren keiner geregelten Beschäftigung nachgegangen sind, dass sie lernentwöhnt sind und dass sie vielfach gesundheitliche Probleme haben. Diese Menschen können wir nur mit intensiver und längerer Betreuung an den Arbeitsmarkt mit seinen heutigen Anforderungen heranführen. Aber es lohnt sich, denn wir eröffnen diesen Menschen sinnstiftende Tätigkeitsfelder, die ihnen ein Stück Würde zurückgeben und zugleich eine Brücke zu sozialer Teilhabe bauen.“
Um diesen zunächst nicht-monetär messbaren Nutzen für die Teilnehmenden noch besser einschätzen und die Erträge besser bewerten zu können, wird in Ergänzung der ersten Studie noch eine zweite durchgeführt, um abschließend zu einer ganzheitlichen Betrachtung zu gelangen.
„Für mich ergibt sich nach der ersten Studie ein klares Fazit: ASaar hat nicht nur positive Wirkungen ganz unterschiedlicher Art bei den hilfebedürftigen Menschen, sondern auch positive Auswirkungen auf die Kosten der öffentlichen Hand ebenso wie positive regionalökonomische Effekte. Es zahlt sich ganz konkret aus, in Arbeit zu investieren statt in Arbeitslosigkeit“, so Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger.
Hintergrund:
ASaar ergänzt die Programme des Bundes und die Regelförderung der Jobcenter um eigene Leistungen – und verfolgt sowohl arbeitsmarkt- als auch sozialpolitische Ziele. In ASaar fließen seit 2013 jährlich 3 Mio. Euro Landesmittel. Darüber hinaus werden für öffentlich geförderte Beschäftigung jährlich weitere 3 Mio. Euro ESF- und Landesmittel bereitgestellt.
Mit dem Programm wurden in den letzten Jahren auf insgesamt 9.400 Arbeitsplätzen knapp 19.000 Hilfebedürftige beschäftigt. Zwei Drittel davon waren Arbeitsgelegenheiten, durch die Langzeitarbeitslose mit mehreren Vermittlungshemmnissen nach lange fehlender Erwerbstätigkeit wieder eine erste Chance auf sinnstiftende Tätigkeit erhielten. Ein weiteres Drittel der geförderten Beschäftigung war sozialversicherungspflichtig.
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