Symbolbild

Immer mehr Menschen rufen bei der Evangelisch-Katholischen Telefonseelsorge Saar an, weil sie einsam und alleine sind. Von mehr als 9.000 Gesprächen, die im Jahr 2018 geführt wurden, ging es in etwa jedem fünften um Einsamkeit. Deshalb hat die Telefonseelsorge Saar das Thema in den Mittelpunkt Ihres Jahresberichtes 2018 gestellt, der am 12. Juni in Saarbrücken vorgestellt wurde.

Mehr als die Hälfte der Menschen, die sich an die Telefonseelsorge wenden, leben alleine. Diese Zahl ist über die letzten Jahre gestiegen. „Am Telefon spiegelt sich eine gesellschaftliche Veränderung wider: Immer mehr Menschen leben nicht mehr in Familien oder festen Gemeinschaften“, sagt Pfarrer Volker Bier, der evangelische Leiter der Telefonseelsorge Saar. Dies gelte insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit körperlichen oder psychischen Krankheiten. „Einsamkeit ist das große Thema der Gesellschaft, die verarmt. Verarmt an Begegnungen, verarmt an Augenblicken, verarmt an Umarmungen oder einfach nur ärmer geworden ist an freundlichen Worten zwischen Tür und Angel“, betont Bier.

Häufig werde die Einsamkeit von den Betroffenen schamhaft erlebt, als persönliches Versagen. „Deshalb helfen auch keine Tipps, wie der Einsamkeit zu entkommen wäre. Es geht in den Gesprächen vielmehr um Verständnis und Akzeptanz, wenn jemand nicht auf andere zugehen kann oder Angst hat, anderen nicht zu genügen“, erklärt die Diplompsychologin Heidrun Mohren-Dörrenbächer, die katholische Leiterin der Einrichtung. Für viele Betroffene stelle eine Kontaktaufnahme zu anderen Menschen eine viel zu große Hürde dar.

„In den Begegnungen mit der Telefonseelsorge geht es deshalb vor allem darum, kurze Augenblicke des Kontaktes zu erleben. „Es ist kein Zufall, dass einsame Ratsuchenden vor allem das Medium Telefon wählen, um mit uns in Kontakt zu treten. Sie wollen eine Stimme hören. Mail- und Chat bieten diese direkte Begegnung nicht“, erläutert Bier.

42 Prozent der Menschen, die mit dem Thema „Einsamkeit“ anrufen, sind Männer. „Dabei ist nach Auswertung unserer Zahlen vor allem der Übergang in den Ruhestand eine kritische Phase. So waren unter den Anrufenden mehr als ein Drittel im Ruhestand und nur 13 Prozent berufstätig“, erläutert Bier.

Weiterlesen auf Seite 2

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein