„Von oben“ angeordnet wurde die Reformation an der Saar nur auf den ersten Blick. Sie ist vielmehr das Ergebnis eines jahrzehntelangen vielfältigen Prozesses. Dies zeigt eine Ausstellung mit dem Titel “Die Reformation in der Saargegend“, die mit Studierenden der Fachrichtung Evangelische Theologie der Universität des Saarlandes zum 500. Reformations-jubiläums erstellt wurde.
Die Ausstellung bietet auf 23 Bannern allerdings keine umfassende Darstellung der Reformation in unserer Region. Entstanden ist „eher eine durchaus originelle Skizze von Reformationsgeschehnissen“, wie der Akademische Rat in der Fachrichtung Jörg Rauber, im Vorwort des Begleitbandes schreibt. Rauber hat zusammen mit Prof. Dr. Joachim Conrad das Seminar geleitet.
Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Saarland lagen im Zeitalter der Reformation mehrere Fürstentümer, etwa die Grafschaft Nassau-Saarbrücken und das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Luthers Thesen fanden anfangs nur bei Gelehrten Interesse. Zwar ließen die Herrschenden einige Reformschritte zu, lehnten hingegen Versuche wie die des Stiftes St. Arnual vehement ab, sich der Reformation anzuschließen. Erst 1557 in Pfalz-Zweibrücken und schließlich 1575 in Nassau-Saarbrücken konnten sich die reformatorischen Ideen offiziell durchsetzen.
Die Ausstellung widmet sich mit zahlreichen Illustrationen der Rolle einzelner Reformatoren, die in die Region hineinwirkten. Dazu gehören Martin Bucer, der durch die von ihm entworfenen Kirchenordnungen den gesamten Protestantismus im südwestdeutschen Raum prägte, ebenso wie der Hofprediger Johannes Schweblin, der die pfalz-zweibrückische Landeskirche gründete.
Die Ausstellung beschreibt aber nicht allein die Reformation in Nassau-Saarbrücken und Pfalz- Zweibrücken, sondern blickt auch nach Trier und berichtet vom Reichsritteraufstand und vom Deutschen Bauernkrieg, die im Kontext der Reformation auch an Saar und Blies von Bedeutung sind. Die Darstellungen enden mit der Saarbrücker und der Pfälzischen Union im 19. Jahrhundert. In den beiden Unionen heben sich die reformatorischen Unterschiede des lutherischen und des reformierten Bekenntnisses eigenwillig auf. Weitere Banner sind der Reform von Gottesdienst und Kirchenmusik gewidmet, der Geschichte der Hugenotten im Warndt und dem Reformationsgedenken in saarländischen Kirchenfenstern. Um die historischen Orientierung zu erleichtern, gibt es zwei Banner mit einer chronologischen Übersicht für die reformatorischen Entwicklungen bedeutsamer Ereignisse.
Zur Ausstellung ist der Begleitband „Die Reformation in der Saargegend“ (Hg. Joachim Conrad und Jörg Rauber) entstanden. Er ist zum Preis von 12,80 Euro im Buchhandel zu erhalten. ISBN 978-3-946036-62-3
Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar in der Stiftskirche in Saarbrücken-St. Arnual zu sehen. Geöffnet: täglich von 9 – 17 Uhr.
Anschließend wandert die Ausstellung durch das Saarland:
27.Februar – 10. März Martinskirche, Püttlingen-Köllerbach, Sprenger Straße 24
16. März – 23. März Evangelische Kirche Wiebelskirchen, Martin-Luther-Straße
24. März – 21. April Rathaus der Gemeinde Mandelbachtal, Ormesheim, Theo-Carlen-Platz 2
24. April – 7. Mai VHS-Zentrum, Saarbrücken, Schlossplatz
12. Mai – 21. Mai Versöhnungskirche, Völklingen, Poststraße
22. Mai – 3. Juni Evangelische Kirche Orscholz, Cloefstraße 49
4. Juni – 18. Juni Christuskirche, Dudweiler, Saarbrücker Straße 268
20. Juni – 30. Juni Evangelische Studierendengemeinde Saarbrücken, Waldhausweg 7
1. Juli – 2. Juli Evangelische Kirche Werschweiler, Frohnhoferstraße 16
3. Juli – 16. Juli Evangelische Kirche Schaffhausen, Schulstraße 46
12. August – 22. August Evangelische Kirche Elversberg, Luisenstraße 6
23. August – 6. September Protestantische Stadtkirche, Homburg, Kirchenstraße 11
8. September -10. September Evangelische Kirche Karlsbrunn, Fröbelweg/Jahnstraße
12. September – 24. September Albert-Schweitzer-Gymnasium, Dillingen, Karcherstraße 2 und Evangelische Kirche Dillingen, Merziger Straße 52
25. September – 8. Oktober wechselnde Orte innerhalb der Kirchengemeinde Brebach-Fechingen
9. Oktober – 14. Oktober Evangelische Erlöserkirche, Hanweiler, Saargemünder Straße 48
15. Oktober – 29. Oktober Evangelische Stadtkirche, St. Wendel, Beethovenstraße 1
Weitere Informationen: www.reformation2017-saar.de