Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung geht in seiner aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,3 Prozent sinkt.
In seiner Prognose vom September dieses Jahres hatte es noch einen Rückgang um 0,6 Prozentpunkte erwartet. Für 2024 prognostiziert das RWI eine Zunahme von 0,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Für 2025 wird ein Anstieg von 1,4 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenquote wird 2024 bei 5,7 Prozent liegen und 2025 leicht auf 5,5 Prozent zurückgehen. Die Inflationsrate dürfte im nächsten Jahr auf 2,1 Prozent fallen, im übernächsten Jahr weiter auf 1,8 Prozent abnehmen. Das Defizit der öffentlichen Haushalte wird in diesem Jahr auf gut 57 Milliarden Euro zurückgehen. Im nächsten Jahr wird es auf gut 31 Milliarden Euro zurückgehen, 2025 wieder leicht auf gut 35 Milliarden Euro wachsen. Das Wichtigste in Kürze:
Das RWI erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent, nachdem es im September noch einen Rückgang um 0,6 Prozentpunkte erwartet hatte. Für 2024 erwartet das RWI statt 1,1 jetzt 0,8 Prozent BIP-Wachstum. Für 2025 senkt das Institut seine Prognose von 1,7 Prozent auf 1,4 Prozent Wirtschaftswachstum.
In der zweiten Jahreshälfte hat sich die konjunkturelle Schwächephase fortgesetzt. Im dritten Quartal ist die Wirtschaftsleistung leicht zurückgegangen und auch zum Jahresende zeichnet sich keine durchgreifende Besserung ab. Ein wichtiger Grund dafür ist die Zurückhaltung der Konsumenten, weil sich die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte noch nicht von ihrem seit 2020 zu beobachtenden Rückgang erholt haben.
Erst im kommenden Jahr dürften die real verfügbaren Einkommen einen merklichen Teil ihrer vorherigen Verluste wieder ausgeglichen haben, sodass die privaten Haushalte ihr Konsumzurückhaltung nach und nach aufgeben. Auch die sinkenden Zinsen dürften dann zu mehr Konsum und Investitionen führen. Wenn der wirtschaftspolitische Rahmen insbesondere für die Energiewende deutlichere Konturen annimmt, dürften dann auch die Unternehmen ihre Investitionsnachfrage steigern und einen Teil ihrer aufgeschobenen Investitionen nachholen.
Der Arbeitsmarkt, der die Konjunktur durch die vergangenen Krisen hindurch positiv beeinflusst hatte, schwächelt seit einigen Monaten. Für das Jahresende deuten die Indikatoren auf ein Anhalten dieser Schwächephase hin. Ab dem kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit wieder sinken, wobei neben dem Fach- und Arbeitskräftemangel auch die konjunkturelle Erholung eine wichtige Rolle spielt. Im Jahresdurchschnitt dürfte die Arbeitslosenquote in den Jahren 2023 und 2024 bei 5,7 Prozent liegen und im Jahr 2025 auf 5,5 Prozent zurückgehen.
Der Druck auf die Verbraucherpreise hat in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen. Insbesondere die Preise für Energie gehen kräftig zurück. Aber auch die Kernrate der Inflation (Gesamtindex ohne Energie und Nahrungsmittel) ist inzwischen gesunken. Stärker als andere Komponenten steigen nach wie vor allerdings die Preise für Nahrungsmittel. Insgesamt dürfte der Preisdruck im Prognosezeitraum weiter nachlassen. Im Jahresdurchschnitt ist in diesem Jahr eine Preissteigerung von 6,1 Prozent zu erwarten. In den beiden kommenden Jahren dürften die Raten dann 2,1 Prozent und 1,8 Prozent betragen.
Im laufenden Jahr dürfte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit mit gut 56 Milliarden Euro deutlich unter dem des Vorjahres von knapp 97 Milliarden Euro liegen. Einen gewichtigen Beitrag zur Senkung des Defizits leisten die Sozialbeiträge, die im Zuge der Nominallohnzuwächse kräftig steigen. Gleichzeitig dürften die Subventionszahlungen zurückgehen. Zwar fallen die „Strom- und Gaspreisbremsen“ ins Gewicht, gleichzeitig fallen aber Unterstützungsleistungen an Unternehmen im Zuge der Corona-Pandemie weg, die im Vorjahr noch eine große Rolle spielten. Im Jahr 2024 dürfte das Finanzierungsdefizit auf gut 31 Milliarden Euro schrumpfen. Die Einnahmen dürften nochmals kräftig steigen, wiederum durch eine deutliche Zunahme der Sozialbeiträge getragen. Gleichzeitig dürften die Subventionen merklich zurückgehen, weil die „Preisbremsen“ im kommenden Jahr nicht mehr gezahlt werden. 2025 wird das Finanzierungsdefizit wohl leicht steigen und dann gut 35 Milliarden Euro betragen. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt dürfte in Summe die Staatsausgaben in der kurzen Frist kaum unmittelbar beeinträchtigen.
Der aktuellen RWI-Konjunkturprognose liegt die Annahme zugrunde, dass die Konsumnachfrage der privaten Haushalte sich mit steigenden real verfügbaren Einkommen erholt. Zudem wird angenommen, dass die aktuelle wirtschaftspolitische Unsicherheit die Wirtschaftsaktivität nicht stärker als derzeit dämpft. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass im kommenden Winter keine Gasmangellage auftritt. Falls doch, würde das den privaten Konsum und die Wirtschaftsaktivität der Unternehmen schwächen.
Zur aktuellen wirtschaftlichen Situation sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Damit die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen kann, muss sich vor allem der private Konsum erholen. Das kann nur gelingen, wenn mit den real verfügbaren Einkommen auch die Konsumnachfrage steigt.“
Originalpublikation: https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Konjunkturberic…