„Ihr habt doch sicher alle Hunger“, freute sich Rudolf Kirsch und ließ sich selbst ein großes Stück Torte auflegen, das er mit Genuss verspeiste. Anlass der festlichen Kaffeerunde war sein 101. Geburtstag, den er mit seiner Tochter, zwei Nichten und zahlreichen weiteren Familienmitgliedern und Freunden feierte, die im Laufe des Tages zu ihm nach Hause kamen. Unter den Gratulanten waren auch Ortsvorsteherin Irene Kaiser, die Rudolf Kirsch die „herzlichen Glück- und Segenswünsche“ der Stadt ausrichtete, und Landrat a.D. Clemens Lindemann.
Rudolf Kirsch war eines von acht Kindern, die Mutter starb früh und der Vater heiratete erneut, sodass der Junge in einer Familie mit insgesamt elf Kindern aufwuchs. Der Krieg war ein sehr prägendes Erlebnis in seinem langen Leben – noch heute berichtet er lebhaft davon. Fünf Jahre verbrachte er in englischer Kriegsgefangenschaft – ein Jahr davon in einem Erdloch in einem Zelt. Zuvor war er bei der Flugabwehr in Holland stationiert, wo er auch seine Frau kennenlernt, mit der er eine Tochter hat.
Nach dem Krieg absolvierte Rudolf Kirsch eine kaufmännische Lehre bei der Burbacher Hütte, wechselte dann zur Völklinger Hütte und wurde schließlich Direktor bei Arbed Saarstahl. “In dieser Position habe er die halbe Welt bereist, Paris, Genf, Mailand, München, Düsseldorf … und überall habe er interessante Menschen kennengelernt“, wie Herr Kirsch berichtete.
Angesichts der vielen Gästen leuchteten die fröhlichen Augen des rüstigen St. Ingberters. Am Kopf der Kaffeetafel lächelte er in die Runde, hörte allen Erzählungen und Fragen aufmerksam zu und hatte stets ein nettes Wort für seine Gratulanten.
Ein besonders stolzer Blick ging jedoch auf die Wände des heimischen Wohnzimmers, die mit zahlreichen Blumen- und Landschaftsmalereien geschmückt sind. „Die hat alle meine Frau gemalt“, erinnert er sich liebevoll.