Archivbild: Rosemarie Kappler
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Es war am Sonntag eine jener Mitgliederversammlungen, bei der der Ausgang zwar bereits klar war, bei der aber dennoch der Versuch nicht unterbleiben sollte, ein letztes Fünkchen Hoffnung zu entfachen. Doch auch dieses Fünkchen gab das Glimmen auf. Nun also steht fest: Die Ortsgruppe Höchen des Pfälzerwald-Vereines wird ihre Auflösung beantragen.

Vorsitzender Bodo Stöckl und seine Vorstandsmitglieder werden in den kommenden Wochen die notwendigen Schritte hierfür in die Wege leiten, nachdem die Mitgliederversammlung einstimmig das bestätigte, was der Vorstand bereits am 5. Mai des Vorjahres für sich festgehalten hatte: Es ist besser, den Verein aufzulösen.

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Zwei ungünstige Trends nannte Stöckl, die letztlich zu diesem traurigen Punkt geführt hatten. Zum einen waren es die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die das Vereinsleben komplett lahmgelegt hatten, zum anderen aber das hohe Durchschnittsalter. Stöckl selbst als Mittsechziger gehört zu den jüngeren Vereinsmitgliedern. Viele Mitglieder könnten schon gar nicht mehr mitwandern, wenn Touren angeboten werden. „Unsere Kernkompetenzen Wandern und Radfahren gehen nicht mehr“, bedauerte er und stellte fest: „Die Alterssituation hat uns kalt erwischt.“

Während der Pandemie hätten sich gerade im Bereich des Wanderns viele private Eigeninitiativen gebildet und neue Konzepte seien ersonnen worden. Man dürfe sich deshalb nicht der Illusion hingeben, dass vielleicht doch noch einmal überdurchschnittlich viele jüngere Menschen den Weg zum Pfälzerwaldverein finden. Zwar habe es auch hier das ein oder andere jüngere Mitglied zwischendurch mal gegeben, aber zur Übernahme eines verantwortungsvollen Vorstandsamtes reichte es bei keinem. Und der bisherige Vorstand war auch nicht mehr bereit, nocheinmal zu kandidieren, so dass am Sonntag der Tagesordnungspunkt Neuwahl erst gar nicht mehr aufgerufen werden musste.

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Die Ortsgruppe zählte zuletzt 53 Mitglieder. Sie können sich noch zugutehalten, dass sie ihren Verein noch bis zu dessen 110. Geburtstag die Treue halten durften. 1913 hatte der Höcher Lehrer und Heimatforscher Georg Hengstenberg genügend Menschen um sich gescharrt, um eine eigene Ortsgruppe nach dem Vorbild des 1902 entstandenen Pfälzerwaldvereines zu gründen. Schon vor dem Gründungsjahr hatte Hengstenberg die Idee, auf dem Höcherberg einen Aussichtsturm zu errichten. Hierzu wurde ein eigener Turmbauverein gegründet. Im Geburtsjahr der Höcher Pfälzerwäldler wurde auch bereits der Turm fertiggestellt, der 1920 in den Besitz der Pfälzerwäldler überging und 1929 mit einem Wanderheim ergänzt wurde.

Der Höcherbergturm ist zum Wahrzeichen der Region geworden. Von hier aus sieht man weit in den Pfälzerwald, die Vogesen, den Hunsrück und den Saargau hinein. Das Besondere an ihm: Er hat zwei Kriege überstanden und ist in der Region der einzige Turm auf einer Höhe, der nicht abgetragen wurde. Das war bei anderen Türmen so gemacht worden, damit sie kein Angriffsziel bieten. Der Höcherbergturm ist heute vor allem von touristischer Bedeutung für die gesamte Region, als zentraler Ausgangspunkt vieler attraktiver Spazier-, Rad- und Wanderwege, er ist beliebtes Ausflugsziel und er ist von allen Seiten her gut sichtbar. Für ihn hatte bislang die Pfälzerwaldgruppe Höchen die Verantwortung getragen. Mitte letztes Jahr hat sie ihn an den Betreiber der Gastronomie im Höcherberghaus verpachtet.

Der Turm selbst steht auf einer Fläche, die dem SaarForst Landesbetrieb gehört. Stöckl geht davon aus, dass der Turm nach Vereinsauflösung in den Besitz von SaarForst übergeht. Satzungsgemäß wird das Vermögen des Vereines der vor Jahren gegründeten Stiftung „Pfälzerwäldler für Höchen“ zufließen. Aus dem Stiftungsvermögen wurden bislang zahlreiche Projekte für die Höcher Bürger finanziert, darunter eine Reihe von wertvollen Informationstafeln für Wanderer. Stiftungsvorstand Manfred Hans war daran gelegen, dass das nun zu erwartende Kapital als zweckgebundene Zustiftung genutzt wird, etwa zur Ausschilderung von Wegen oder zur Beschaffung von Hinweistafeln.

Hans ließ durchblicken, dass es Höchen sehr gut anstehen würde, wenn die Gemeinde einen eigenen überregional attraktiven Wanderweg hätte, so wie die umliegenden Gemeinden. Doch erst einmal muss die Auflösung des Vereines abgewickelt werden. Ein Schritt, den der letzte Vorstand der Ortsgruppe nun unternehmen wird. Eines ist sicher: Der Höcherbergturm wird seine Ideengeber und Eigentümer überleben und die Erinnerung an die einst regen Wanderenthusiasten lebendig halten.

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1 Kommentar

  1. Kurze Korrektur: Die Türme wurden nicht abgetragen damit sie “kein Ziel darstellten” sondern damit Sie nicht als Landmarke genutzt werden konnten.

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