man playing guitar with stage lights
Symbolbild: Jordan McDonald

Seit heute können Kulturveranstalter und Betreiber von Kultureinrichtungen ein neu geschaffenes Zertifikat über die Hygiene in ihren Räumlichkeiten beantragen. Die Antragstellenden durchlaufen ein Zertifizierungsverfahren, in dessen Rahmen die Einhaltung fundamentaler Hygiene- und Lüftungsmaßnahmen von einem Expertenteam überprüft wird. Mit dem neuen Zertifikat wird bestätigt, dass die Hygienevorgaben eingehalten sind und das Risiko aerosolbasierter Infektionen wie beispielsweise mit COVID-19 in den geprüften Räumen allenfalls minimal ist.

Das Zertifikat richtet sich in erster Linie an Kulturveranstaltungsorte mit sitzendem Publikum wie Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos. Mit einer Urkunde und einem Logo können erfolgreich zertifizierte Ein-richtungen vor Ort und in ihrer Online-Kommunikation über die erfolgreiche Prüfung informieren. Vergeben wird das Zertifikat von der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, einem der ältesten Berufsverbände Deutschlands (DTHG). Die 1907 gegründete DTHG versteht sich als Zusammenschluss sowohl technischer als auch künstlerischer Berufsgruppen an Theatern, in Fernseh- und Filmproduktionen, Versammlungsstätten oder anderen veranstaltungstechnischen Produktionen und verfügt damit über langjährige Expertise. Die Ausstellung dieses Zertifikats steht grundsätzlich jedem Anbieter von Zertifizierungsleistungen offen, der das dem Zertifikat zugrundeliegende bundesweit einheitliche Prüfreglement anwendet.

Die Erfahrungen mit einem Pilotprojekt der DTHG in Nordrhein-Westfalen zeigen auch, dass das Zertifizierungsverfahren in hohem Maße zur Sensibilisierung für erforderliche Lüftungszeiten geführt hat und dadurch ein Einsparpotential von bis zu 50% beim Strom- und Wärmeverbrauch eröffnet wird, ohne die notwendige Lufthygiene zu gefährden. Staatsministerin Claudia Roth erklärte hierzu: „Kultureinrichtungen haben seit Beginn der Pandemie vorbildliche Hygienekonzepte entwickelt und ganz erhebliche Investitionen z.B. in die Lufthygiene ihrer Räumlichkeiten getätigt. Zugleich waren sie von den zur Pandemiebekämpfung ergriffenen Maßnahmen in besonderem Maße betroffen. Daher freue ich mich, dass das neu eingeführte Zertifikat diese Bemühungen honoriert. Damit leisten wir einen Beitrag zur nachhaltigen Stabilisierung der Branche.“

Der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft, Wesko Rohde, erklärte hierzu: „Das hier vorgelegte Zertifizierungsverfahren soll schnelle und verbindliche Informationen an die Betreibenden von Theatern, Kinos und vergleichbaren Spielstätten geben. Als praxisnahes Werkzeug soll es das Vertrauen in die Spielorte der Kultur wiedergewinnen helfen und die Sicherheit der Orte mit spezieller Expertise nachweisen und der Öffentlichkeit kenntlich machen.“ Direktor und Professor im Umweltbundesamt Dr. Heinz-Jörn Moriske, der den Prozess von Anfang an begleitet hat, erklärte hierzu: „Mit den vorgelegten lufthygienischen Prüfungen und -zertifikaten gelingt es, Kultureinrichtungen auch bei eventuell weiter steigenden Infektionsfallzahlen im Verbund mit anderen Schutzmaßnahmen im Herbst und Winter geöffnet zu halten und dem Publikum ein sicheres Gefühl beim Besuch der Einrichtungen zu geben.“

Das Zertifikat baut auf bundesweit einheitlichen Handlungsempfehlungen für Hygiene- und Lüftungsmaßnahmen von Kulturbetrieben auf, die Staatsministerin Roth am 7. März 2022 veröffentlicht hatte. Die Empfehlungen waren von mehreren Wissenschaftlern sowie Branchenvertretern auf Initiative der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und unter Mitwirkung des Umweltbundesamtes erarbeitet worden. Den Ausgangspunkt bildeten Studienergebnisse, wonach Kulturveranstaltungsräume unter bestimmten Voraussetzungen – leistungsfähige Lüftungsanlage, ausreichender Abstand, Tragen von Masken – auch in einer andauernden Pandemie so betrieben werden können, dass das Infektionsrisiko in ihnen minimal ist.

Neben der Zertifizierung wurde für Kultureinrichtungen zugleich die Möglichkeit geschaffen, eine Selbstprüfung ihrer Hygienemaßnahmen vorzunehmen und dies über ein Label kundzutun. Die Selbstprüfung erfolgt durch eine digitalisierte Checkliste auf der Webseite der DTHG, die den Nutzern in Form eines Online-Formulars zur Verfügung gestellt wird. Für das Zertifizierungsverfahren stellt Staatsministerin Roth Mittel aus dem Rettungs- und Zukunftspaket NEUSTART KULTUR in Höhe von bis zu 6 Mio. Euro zur Verfügung, damit die Zertifizierung für zertifizierungswillige Einrichtungen im Rahmen dieser zur Verfügung stehenden Projektmittel im Grundsatz kostenfrei bleibt.

Ergänzende Informationen zur Beantragung des Zertifikats sowie zur Selbstprüfung sind verfügbar auf: https://lueftung.dthg.de/

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