Das Mexiko-Arztprojekt „Specialized!“ im Klinikum Saarbrücken geht in die nächste Runde.
Am Montag wurden vier neue mexikanische Ärzte, die künftig im Klinikum Saarbrücken arbeiten, und drei, die bei den SHG-Kliniken auf dem Sonnenberg starten, offiziell auf dem Winterberg begrüßt. Für das Klinikum Saarbrücken ist es bereits die zweite Runde dieses Projekts. Personaldirektor Thomas Hesse weiß: Bei gelungener Integration kommt es nicht nur auf das berufliche „Ankommen“ an, sondern auf ein Ineinandergreifen vieler Elemente. Das Klinikum Saarbrücken hat damit bereits einige Erfahrungen gesammelt und möchte ein Best-Practice-Modell fürs Saarland aktiv mitgestalten.
„Anders als im Bereich der Pflege ist der Fachkräftemangel im ärztlichen Dienst noch nicht so flächendeckend ausgeprägt. Dennoch müssen wir aus meiner Sicht prospektiv im ärztlichen Bereich – neben der intensiven Ausbildung von inländischen Studenten – auf die Integration von ausländischen Fachkräften setzen“, sagt Thomas Hesse, Personaldirektor des Klinikums Saarbrücken. Für den Winterberg ist es die Neuauflage einer erfolgreichen Premiere, denn die Erfahrungen der ersten Runde haben dazu ermutigt, weiter am Best-Practice-Modell für das Saarland zu arbeiten.
Im Oktober 2021 startete das Projekt „Spezialized!“ der Bundesagentur für Arbeit (sowie der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung ZAV) im Saarland mit dem Klinikum Saarbrücken als Pilotklinik. „Den aktuell noch holprigen Prozess der Integration ausländischer Ärztinnen und Ärzte – insbesondere bei der Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung – wollen wir durch unsere vorausschauende Initiative verbessern. Von unseren Erfahrungen können dann nachher alle profitieren“, sagt Thomas Hesse. Alle seien sich einig: Das Ziel muss sein, einen geregelten, rechtssicheren und bedarfsorientierten Prozess gemeinsam mit den relevanten Institutionen zu etablieren, um für Zugewanderte die Erlangung der Approbation im Saarland zu vereinheitlichen.
Vier mexikanische Ärzte im Alter zwischen 27 und 31 Jahren sind kürzlich auf dem Winterberg zum Team gestoßen und wurden am Montag offiziell begrüßt. Dr. Christian Braun, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken, hieß die neuen Kollegen herzlich willkommen und wünschte ihnen alles Gute. Sie starten in den Kliniken für Anästhesiologie und Intensivmedizin, für Neurologie, für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Chirurgische Onkologie, sowie im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie. Dem Projekt angeschlossen haben sich in der neuen Runde auch die SHG-Kliniken auf dem Sonnenberg. Dort haben drei Ärzte ihren Dienst angetreten.
„Wir freuen uns sehr, mit dem Klinikum Saarbrücken in diesem Projekt gemeinsame Wege zu gehen. Es ist für unser Unternehmen eine logische Weiterentwicklung, da bereits im Klinikum Idar-Oberstein ein erfolgreiches Projekt mit mexikanischen Ärzten besteht, das viele Anknüpfungspunkte aus den bisherigen Erfahrungen zur Integration bietet“, sagt Bernd Mege, Geschäftsführer der SHG-Kliniken. „Die Arbeitsagentur ebnet in diesem Projekt mit ihrer professionellen Unterstützung den Weg für mexikanische Ärzte ins Saarland. Mit dem Klinikum Saarbrücken existieren ohnehin schon in den verschiedensten Bereichen Kooperationen, sodass wir auch diese Zusammenarbeit erfolgreich gestalten werden“, ergänzt sein Kollege Dr. Martin Huppert, Verwaltungsdirektor der SHG-Kliniken auf dem Sonnenberg.
„Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung beeinflussen in den nächsten Jahren maßgeblich den Fachkräftebedarf in Deutschland. Die treibenden Kräfte am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt wirken dabei unterschiedlich stark auf Branchen, Berufe und Regionen“, erläutert Madeleine Seidel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Saarland. „Seit mehreren Jahren treten im Saarland Fachkräfteengpässe vor allem im medizinischen Bereich und in der Pflege auf. Daher investiert die Bundesagentur für Arbeit gezielt in die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland – als einen Baustein der Fachkräftesicherungsstrategie der Bundesregierung. Alle Aktivitäten erfolgen unter Einhaltung der Regeln der fairen Migration, dies zeigt sich insbesondere in den Vermittlungsabsprachen mit Drittstaaten, etwa hier mit Mexiko, damit erfolgreiche Auslandsprogramme wie dieses ermöglicht werden können.“
In der Tat ist das Mexiko-Arztprojekt nur EIN Baustein in der multimodal ausgerichteten Personalpolitik des Klinikums. „Ausländische Fachkräfte bereichern schon seit Jahren das Team Winterberg mit ihren Erfahrungen”, betont Thomas Hesse, „deshalb setzen wir bei der Nachwuchsgewinnung neben der intensiven Ausbildung von inländischen Medizinstudenten auch auf den Baustein Internationalität”. Die gut ausgebildeten Medizinerinnen und Mediziner möchten in Deutschland ihre Facharztweiterbildung absolvieren und sehen hier auch langfristig ihre berufliche Perspektive.
Seit November 2022 laufen die Vorbereitungen für die Einreise der neuen mexikanischen Kollegen, die die Bundesagentur für Arbeit mit Kliniken in Deutschland, Partnern und Interessenten aus den gewählten Ländern koordiniert. Das Programm dauert vom Recruiting-Prozess bis zur Approbation rund 19 Monate. Insgesamt waren diesmal 25 Bewerbungen eingegangen, sieben Bewerberinnen und Bewerber waren per Videoschalte interviewt worden.
Eine zentrale Zugangsvoraussetzung zur Teilnahme an „Specialized!“ sind Deutschkenntnisse auf B2-Niveau des europäischen Referenzrahmens. Nach der Ankunft im Saarland starten die Ärzte direkt mit einem sechsmonatigen C1-Vorbereitungskurs auf die Fachsprachprüfung durch die Carl-Duisberg-Centren (CDC) Doch für ein gelungenes Ankommen sorgt nicht nur das Lernen der Sprache: „Bei der Integration hier in Deutschland ist ein Netzwerk von Akteuren notwendig. Die berufliche Integration übernehmen die jeweilige Fachabteilung und wir als Personalabteilung“, sagt Thomas Hesse. „Sie gelingt aber nur im engen Schulterschluss mit der Ausländerbehörde, dem Landesamt für Soziales sowie mit erfahrenen Partnern für Sprachkurs und Vorbereitungskurs für die Kenntnisprüfung“.
Thomas Hesse ist es sehr wichtig, dass sich die Neuankömmlinge im Klinikum und im Saarland gut aufgehoben fühlen: „Dazu gehört viel mehr als nur berufliche Integration. Deshalb ist es so wertvoll, dass auch die Landeshauptstadt mit ihrem Zuwanderungs- und Integrationsbüro, das IQ-Netzwerk des Saarlandes und weitere Partner ihren Beitrag leisten, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen in Saarbrücken Fuß fassen und ihre Zukunft hier planen.“