Dem ordentlich besuchten Neujahrsempfang der SPD Homburg im Kulturzentrum Saalbau mangelte es an nichts: Es gab starke Worte, klare Ansagen, deftiges Essen und viel Raum für persönliche Gespräche mit hochkarätigen Amts- und Funktionsträgern, und es gab natürlich auch viele namentlich zu begrüßende Gäste aus anderen Parteien, Verbänden, Vereinen und dem öffentlichen Leben. Für Pascal Conigliaro und Sevim Kaya-Karadag war es als Gastgeber an der Spitze der Homburger SPD eine Premierenveranstaltung mit eigener Handschrift.
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Was von besonderem Interesse für die Gäste war, das waren natürlich Aussagen zur Politik vor Ort. Hierbei spannte Stadtverbandsvorsitzender Pascal Conigliaro den Bogen von harscher Kritik bis zum Prinzip Hoffnung. Nach Ausführungen zur Bundes- und Landespolitik, rückte er die Stadtpolitik in den Fokus und eröffnete: „Ich beginne mit Kritik.“ Es sei für ihn selbst ein emotionaler Tiefpunkt gewesen, als sich herauskristallisierte, dass das Projekt Altes Rathaus am Historischen Marktplatz als gescheitert erklärt wurde. „Es gab einen mehrheitlichen Ratsbeschluss für die Umgestaltung im Jahr 2018, es gab einen Förderantrag, das Projekt wurde sogar prämiert, und es gab die Aussicht auf 90 Prozent Förderung vom Bund. Vorsichtig ausgedrückt: Es ist keine gute Leistung, wenn ein solches Projekt dann nicht klappt“, hielt er sich beim Neujahrsempfang sichtlich zurück. So etwas dürfe nicht passieren. „Da wurde etwas verschlafen, vielleicht auch bewusst verzögert. Mir hat das weh getan“, sagte Conigliaro und kündigte an: „Ich werde mich einsetzen für ein stärkeres Controlling in der Stadt. Wir brauchen eine kontrollierende Stelle in der Verwaltung, die darauf achtet, wie weit Projekte sind, damit Förderungen nicht verloren gehen, und die dem Stadtrat regelmäßig berichtet“, so der Stadtverbandsvorsitzende, der energisch festhielt: „So etwas darf nicht mehr passieren, das muss ich an der Stelle ganz klar sagen.“
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Doch wo Schatten, da auch Licht. Ein solches entzündete er mit einem für Homburg möglichen und hoch spannenden Zukunftsprojekt. Sein Stadtratskollege Prof. Frank Kirchhoff habe ihn vor einem Jahr angesprochen, dass auf dem Homburger Campus die Chancen nicht schlecht stünden für die Ansiedlung eines außeruniversitären Forschungszentrums. Er habe sich daraufhin mit Finanzminister Jakob von Weizsäcker besprochen. In der Folge seien im Haushalt 100 Millionen Euro für außeruniversitäre Forschung eingestellt worden: „Wenn der Bund im Rahmen seiner Fördermöglichkeiten 900 Millionen Euro dazu gibt, dann steht für diesen Bereich dem Saarland eine Milliarde Euro zur Verfügung.“ Die Initiative von Kirchhoff habe er sich mit seiner Kollegin Sevim Kaya-Karadag noch am Nachmittag im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums angeschaut: „Es geht um ein Forschungszentrum für geschlechtsspezifische Medizin, wo beispielsweise die unterschiedliche Wirkung von Medikamenten bei Frauen und Männern untersucht wird.“ Diese Veranstaltung sei der Impuls zur Gründung eines solchen Zentrums, möglicherweise unter dem Dach der Leibniz-Gesellschaft.
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Zwischen diesen Polen lag ein großer Themenbereich, der die SPD-Basis in Homburg stärken soll. „Ein für uns wichtiges Thema sind die Ortsräte und die Diskussion um die Einführung von Ortsräten. Wir sind grundsätzlich erst einmal dafür, dass sich die Leute vor Ort selbst entscheiden. Die Identität vor Ort ist das Entscheidende.“ Deshalb könne es aus seiner Sicht durchaus sein, dass man sich auch weiterhin für einen kleinen Ortsteil wie Wörschweiler eine Lösung überlegt. Andererseits positionierte sich Conigliaro klar gegen Bestrebungen, Schwarzenacker aus dem bestehenden Ortsrat Einöd herauszulösen: „Das ist mit uns nicht zu machen, sonst bricht ein Krieg aus, der möglicherweise ganz zur Spaltung von Einöd führt.“
Zum wirklich spannenden Thema, wen denn die SPD Homburg in den Wahlkampf 2024 schicken wird, gab es keine konkrete Aussage. „Wir haben ein gutes Team, und wir haben jetzt Manfred Rippel in der Verwaltung. Wir werden in diesem Jahr sicher auf diese Frage antworten. Es soll sich in einem geordneten Prozess entscheiden, wer ins Rennen geht. Sicher ist, dass wir jemand haben werden. Ich kann aber nicht sagen, wer das sein wird.“ Auch der von Conigliaro angesprochen neue hauptamtliche SPD-Beigeordnete Rippel äußerte sich nicht konkret zum Thema Personalien: „Ich kann nur versprechen, wir werden wieder eine gute schlagkräftige Mannschaft aufstellen, mit der wir auch Wahlen gewinnen können; das ist unser, das ist mein Job.“
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Der stellvertretenden Stadtverbandsvorsitzenden Sevim Kaya-Karadag gelang es gleich zu Beginn des Neujahrsempfanges eine Atmosphäre der Zuversicht, der Solidarität und Geschlossenheit herzustellen. „Lassen sie uns aufeinander zugehen, um ein Klima der Menschlichkeit zu schaffen, statt Hass und Ausgrenzung“, sagte sie und vertraute den ehemaligen SPD-Bundeskanzlern Willi Brandt („Ausweglosigkeit gibt es nicht“) und Helmut Schmidt („Wahrer Charakter zeigt sich in der Krise“). Mit aktivem Engagement wolle die SPD Zusammenhalt stiften.
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