Symbolbild

„Unser Ziel ist ein möglichst durchlässiges und flexibles Bildungssystem, das den individuellen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht wird. Wir wollen Bildungswege so lange wie möglich offen halten und die Übergänge vereinfachen. Damit sind wir erfolgreich. Wir bekommen regelmäßig wissenschaftlich bestätigt, dass der Bildungserfolg im Saarland weniger als in anderen Ländern vom sozialen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen abhängt,” erklärt Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot.

Christine Streichert-Clivot (SPD)
Foto: Christian Hell / Ministerium für Bildung und Kultur

“Kinder und Jugendliche sind unterschiedlich. Die Frage, welche Schule für ein Kind die beste ist, ist für viele Eltern sehr schwierig zu beantworten. Deshalb setzen wir auf intensive Beratung schon in der Grundschule. Wichtig ist, dass kein Weg in Stein gemeißelt ist und Kindern und Jugendlichen ein guter Bildungsabschluss auf unterschiedlichen Wegen ermöglicht wird. Bildung müssen wir zusammen denken. Auf dem Weg zum Abitur spielen alle weiterführenden Schulen, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien und berufliche Schulen eine wichtige Rolle. Bereits heute haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, auf unterschiedlichen Wegen zum Abitur oder Fachabitur zu kommen. Auf dem Gymnasium in acht Jahren, in den Gemeinschaftsschulen und den beruflichen Schulen in neun Jahren. An dem Ziel, die Gleichwertigkeit der beiden Säulen Gemeinschaftsschulen und Gymnasium herzustellen, halten wir fest.

Die Corona-Krise hat uns ganz deutlich gezeigt, vor welchen Herausforderungen unsere Schulen stehen. Aktuell stehen der Umgang mit der Pandemie und der Ausbau der digitalen Bildung im Vordergrund. Bis 2024 werden wir mehr als 120 Millionen Euro in digitale Bildung investieren. Hier sehen wir auch: Strukturreformen lassen sich nicht mit einem Wisch umsetzen. Aber wir stellen uns dieser Herausforderung. Mehr Zeit in der Schule, mehr Zeit zum Lernen und zum Lehren zu haben, kann eine weitere gute Antwort darauf sein, wie wir uns die Schule der Zukunft vorstellen. Einen wichtigen Beitrag zur besseren individuellen Förderung kann deshalb der Ausbau echter Ganztagsangebote am Gymnasium leisten. Vorstellbar sind für mich auch neue Wahlmöglichkeiten in der Mittelstufe, sodass Schülerinnen und Schüler zwischen G8 und G9 wählen können – unabhängig davon, welche weiterführende Schule sie besuchen.“

Jürgen Renner, bildungspolitischer Sprecher
Quelle: SPD Saar

Die SPD-Landtagsfraktion wertet den Vorschlag des Saarländischen Philologenverbandes zum Abitur in neun Jahren am Gymnasium als „konstruktiven Debattenbeitrag“. Hierzu erklärt der bildungspolitische Sprecher der SPD, Jürgen Renner: „Der Vorschlag des Philologenverbandes ist ein konstruktiver Debattenbeitrag in der festgefahrenen Diskussion um G8 und G9. Wir teilen die Zielsetzung der Verbesserung der individuellen Förderung, der Stärkung der MINT-Fächer -hier insbesondere der Informatik-, der Mehrsprachigkeit und der Studierfähigkeit unserer Schülerinnen und Schüler. Dies gilt sowohl für das Gymnasium als auch für die Gemeinschaftsschulen. Egal auf welchem Weg das Abitur erworben wird, muss die Anschlussfähigkeit zu den Hochschulen sichergestellt sein.

Dies ist nicht nur eine Aufgabe des allgemeinbildenden Schulsystems, sondern auch der Hochschulen selbst. In der Frage, ob das Abitur in neun oder acht Jahren erworben werden kann, hat die Politik darauf zu achten, die Balance des Zwei-Säulen-Systems mit Gemeinschaftsschule und Gymnasium zu wahren und die Gleichwertigkeit beider Wege sicherzustellen, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen. Möglicherweise kann hier der Ganztag eine Brücke darstellen.“

Oliver Luksic MdB (FDP)
Quelle: www.fdp-saar.de

Die FDP Saar unterstützt ebenfalls den Vorschlag des Philologenverbands zur Einführung eines neunjährigen Gymnasiums Plus. Besonders die Einführung der Fächer Codieren und Wirtschaft sind für die Liberalen wichtige neue Bausteine für den Schulunterricht. Dazu der Landesvorsitzende Oliver Luksic:

“Der Philologenverband hat vollkommen Recht, dass das achtjährige Gymnasium weiterentwickelt werden muss. Daher ist der Ansatz von  Gymnasium Plus richtig, da es mehr und neue Herausforderungen gibt. Wir unterstützen die Idee eines neuen Schulkonzepts mit neuen lebensnahen Unterrichtsinhalten, die den Schülern elementare Inhalte für die Welt von morgen vermitteln. Codieren, aber auch ein Fach Wirtschaft, vermitteln wichtige Kenntnisse für künftige Fachkräfte, die das Saarland in den kommenden Jahren dringend benötigt. Das Saarland hat als einziges westdeutsches Flächenland G8 behalten, während alle anderen Länder neue Wege gegangen sind. Die Landesregierung sollte mit einem sturen Beharren auf G8 keine Insellösung zu Ungunsten der Schüler halten, sondern die Bildung mit neuen Konzepten zukunftsgerichtet verbessern.“

Barbara Spaniol, DIE LINKE

Nachdem nach Eltern und Schülern jetzt auch der saarländische Philologenverband das Abitur nach neun Jahren Gymnasium (G9) fordert, ruft die Linksfraktion im Saarländischen Landtag die Landesregierung auf, die Diskussion nicht weiter zu blockieren. „G 9 am Gymnasium muss auf den Prüfstand. Denn immer mehr Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer sind sich einig, dass neun Jahre Vorbereitung auf das Abitur absolut nötig sind”, erklärt Barbara Spaniol, die bildungspolitische Sprecherin.

„Wenn selbst der Philologenverband, der G8 ein ‘Erfolgsmodell’ nennt, nun dieses ‘Erfolgsmodell’ mit einem zusätzlichen Lernjahr ‘weiterentwickeln’ will, dann ist das bemerkenswert und sollte CDU und SPD zu denken geben. Aber die von der Regierung eingerichtete sogenannte Expertenkommission hat ja offenbar noch kein einziges Mal über das Abitur nach neun Jahren Gymnasium gesprochen – ein Armutszeugnis.”

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