Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen ist die Behandlung oft ein Wettlauf gegen die Zeit. Strukturierte, fachbereichsübergreifende Teamarbeit kann wesentliche Erfolge in der Versorgung bringen, beispielsweise bei einer Lungenembolie.
Dieser Erkenntnis aus großen Kliniken der USA folgt das Klinikum Saarbrücken: Jetzt wurde eine interdisziplinäre Einheit, das „Lungenembolie-Team“ etabliert, das bei Diagnose und Therapie von Lungenembolien ein teambasiertes Behandlungskonzept umsetzt. Dies ist ein elementarer Baustein für mehr Patientensicherheit im Krankenhaus und hat Vorzeigecharakter in der Region.
Team-basierte Behandlungskonzepte sind im Klinikum Saarbrücken für die Akutversorgung verschiedener Patienten (z.B. Schwerverletzte mit Polytraumata, nach Schlaganfall, nach Herz-Lungen-Wiederbelebung) nicht neu, sondern seit langem fest etabliert. Jetzt hat das Klinikum auf dem Winterberg diesen Ansatz auch für Patienten mit Lungenembolie umgesetzt. „Die Lungenembolie ist die häufigste klinisch nicht erkannte Todesursache während einer stationären Behandlung im Krankenhaus“, sagt PD Dr. Florian Custodis, Chefarzt der Klinik für Herz-, Lungen- und Gefäßerkrankungen, „eine schnelle und zielgerichtete Diagnose-stellung ist im klinischen Alltag jedoch nicht immer ganz einfach“.
Bei einer Lungenembolie verschließt sich die arterielle Lungenschlagader, meist durch Blutgerinnsel einer Thrombose tiefer Bein- oder Beckenvenen. Die oftmals akute und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung ist weltweit nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste kardiovaskuläre Todesursache. Um die Diagnose und die Therapie der Lungenembolie in den Fokus zu rücken, neu zu strukturieren und damit die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu erhöhen, hat das Klinikum im Frühjahr 2021 auf Basis US-amerikanischer Modelle ein interdisziplinäres „Lungenembolie-Team“ (PERT, Pulmonary Embolism Response Team) eingerichtet. Die Teammitglieder sind Ärzte aus der Kardiologie, der Anästhesie und Intensivmedizin, der Radiologie und der Gefäßchirurgie.
Ziel des Lungenembolie-Teams ist, sowohl Patientinnen und Patienten zu versorgen, die als Notfall ins Krankenhaus eingewiesen werden, als auch Patienten, bei denen während eines stationären Aufenthalts eine Lungenembolie vermutet wird. Jeder Arzt des Klinikums kann das Lungenembolie-Team „alarmieren“ und so auf „Knopfdruck“ auf eine höchstmögliche Expertise zur Diagnostik und Therapie zurückgreifen. Im Rahmen einer kurzen Fallbesprechung beraten Mitglieder aus den einzelnen Fachdisziplinen über die erforderliche und bestmögliche Behandlung. Ein wesentlicher Auftrag des Lungenembolie-Teams über die Akut-behandlung hinaus ist, durch gezielte Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen die klinikinterne Aufmerksamkeit für den Themenkomplex Lungenembolie zu steigern und somit auch präventive Wirkung zu entfalten.
Das Gesamtkonzept wirkt sich positiv auf alle Bereiche aus, denn von Lungenembolien sind Patientinnen und Patienten aller Fachdisziplinen betroffen. Die neue Team-basierte Struktur arbeitet verlangsamende Faktoren geordnet ab, wie bspw. undurchsichtige Zuständigkeiten (wer entscheidet?), Unklarheit über die individuell sinnvolle Therapie (Was ist nötig und möglich?) oder Unsicherheit über die erforderliche „Aggressivität“ der Therapie. Dies hilft, Diagnostik und Therapie ohne Reibungsverluste oder Fachbereichsgrenzen anzustoßen. Die Erfahrung aus der Versorgung lebensbedrohlicher Erkrankungen wie z.B. schwer mehr-fachverletzter Patienten (Polytrauma) zeigt, dass in Situationen, die durch eine „unübersichtliche“ Gemengelage verschiedener Fachdisziplinen gekennzeichnet sind, ein klar strukturierter Team-basierter Ansatz entscheidende Vorteile bringt. Das Lungenembolie-Team auf dem Winterberg ist damit ein elementarer Baustein für mehr Patientensicherheit im Krankenhaus.