Foto: Christian Homberg
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limbacher-kerb-2016Am kommenden Wochenende heißt es bis Dienstag: Auf zur Limbacher Kerb! Dabei wird nicht nur jede Menge gefeiert, sondern auch auf die Tradition geachtet. So stellt sich für Außenstehende sicher die Frage, was das Hammelausdanze ist! Und was hat es eigentlich mit “Blieskastel Nord” auf sich? Wir haben uns mit Christian Homberg, einem der Limbacher Straußbuwe, über die kommenden Tage unterhalten:
HOMBURG1: Hallo Christian, direkt vorneweg: bis Dienstag ist bei euch Limbacher Kerb. Das heißt: jede Menge Programm an allen Tagen!
Christian Homberg: In unserer Dorfhalle steigt am Samstag die große Party, der Kerwetanz, mit der Band KATANA ab 20 Uhr. Hierfür gibt es in den Limbacher Geschäften noch für 7 Euro Karten im Vorverkauf und an der Abendkasse für 8 Euro.
Für die Straußbuwe geht es allerdings schon am Freitagabend mit der Schnapstour durch die Hauptstraße los. Die Mäde machen am gleichen Abend eine Kneipentour durch Limbach. Nachts wird sich dann zum gemeinsamen Spaghettiessen getroffen. Am Sonntag ziehen wir dann ab 14 Uhr durch die Hauptstraße, der Baum wird geknibbelt und dann geht’s um 17 Uhr zur Kerweredd auf den Schulhof der ERS Limbach.
Montags findet im ganzen Dorf der Frühschoppen statt, bei dem die Männer und Frauen getrennt gehen und sich erst im Sportheim wieder treffen. Zum Abschluss findet am Dienstag um 17 Uhr das Hammelausdanze statt. Davor ziehen wir mit dem Hammel durch die Hauptstraße. An allen Tagen herrscht reges Treiben auf dem großen, schönen Kerweplatz. Vor allem am Samstag kommen auch viele Leute von überall aus der Umgebung.
Foto: Christian Homberg
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HOMBURG1: Du hast gerade das “Hammelausdanze” erwähnt! Was hat es denn damit auf sich? Habt ihr noch andere Bräuche?
Christian Homberg: Das Hammelausdanze ist eine Tradition. Wir ziehen mit einem echten Hammel durch die Hauptstraße und vor der Limbacher Mühle wird dieser ausgetanzt – wir tanzen um ihn herum und unsere Dorfmusik Hacke spielt dazu Blasmusik. Dabei wird ein kleiner Strauß rumgereicht bis ein Wecker klingelt. Der „Gewinner“ muss Samstags zum Hammelessen das Bier für die ganze Mannschaft zahlen. Ja, früher wurde dieser Hammel noch geschlachtet, heute natürlich nicht mehr.
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Foto: Christian Homberg
Eine andere Besonderheit ist unser Outfit. Aus anderen Gemeinden kenne ich nur Jeans, weißes Hemd, Schürze und Strohhut. Wir kommen da schon etwas feiner daher: bei uns trägt Mann einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schwarzem Hut. Die Mäde haben einen schwarzen Rock, weiße Bluse, schwarzer Blazer und schwarze Stiefel an. Das gibt’s auch nur bei uns.
HOMBURG1: Limbacher Kerb – da steckt also jede Menge Tradition drin. Dazu gehören natürlich auch die  Straußbuwe und Straußmäde. Wie wird man denn eigentlich bei euch Straußbuwe und Straußmäde?
Christian Homberg: Bei uns darf man ab 16 Jahren mitmachen. Acht Wochen vor unserer Kerb fangen die Straußbuwesitzungen an. Zu denen kann jeder der Lust hat hinkommen. Natürlich muss man den ein oder anderen etwas überreden, damit er mitmacht. Neue Leute gewinnt man eben
Foto: Christian Homberg
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am besten dadurch, dass man sie anspricht und ihnen die Sache schmackhaft macht. Das geht auf den Limbacher Festen ganz gut und noch besser, wenn man sich einfach mal in seinem Freundeskreis umschaut. Wir haben sogar Leute aus Niederbexbach, Altstadt, Beeden und Erbach dabei. Die einen sagen, weil die Kerb in ihrem Ort nicht so schön und groß ist wie bei uns in Limbach, die anderen zieht es durch Freunde her.
Bei uns gibt es die Regel, dass man maximal 10 Jahre oder weniger Straußbu oder Straußmäde machen darf. Und sollte man den Ehebund eingehen, war‘s das mit der Straußbuwekarriere. Kontakt zu den Alten halten wir aufrecht, da sie in unserem Freundeskreis sind, wir immer noch ein Dorf mit vielen Festen sind und man sich einfach kennt. Außerdem gibt es vor der Kerb immer eine Ehemaligensitzung. Die Ehemaligen testen dann die neuen Straußbuwe, auch Füchse genannt, auf Trinkfestigkeit und Liedgut. An der letzten Sitzung findet dann die Eichung der Füchse statt. Dabei müssen diese ein Spezialgetränk, das wir hier jetzt natürlich nicht nennen können, auf Ex trinken.
HOMBURG1: Wie muss man sich diese Straußbuwesitzungen vorstellen? Wird dort dann auch der Kerwestrauß geschmückt?
Christian Homberg: An den Sitzungen wird natürlich Bier getrunken, aber auch viel gesungen. In unserem Liederbuch befinden sich schließlich über 30 Lieder, welche ein guter Straußbu alle im Kopf hat. 🙂 Naja einige sollten es doch sein…Unser Kerwestrauß, oder viel mehr unser Kerwebaam, wird erst Sonntags vor der Kerweredd geknibbelt bzw. geschmückt. Die bunten Bänder werden allerdings schon an der letzten Sitzung vorbereitet. Samstags wird dann mit dem Traktor und Anhänger durchs Dorf gefahren und die Füchse müssen eine geeignete Fichte oder Tanne absägen. Wir haben also einen Baum, anders als z.B. in Beeden. Die Kosten für das Material bezahlen wir aus unserer Kasse. Einnahmen haben wir durch unseren Stand am Mai- und Weihnachtsmarkt und durch das Sammeln an der Kerb und den Sitzungen.
Foto: Christian Homberg
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HOMBURG1: Woher wisst ihr um die Traditionen? Wer kümmert sich bei euch um die Organisation?
Christian Homberg: Traditionen und Regeln werden von Generation zu Generation weitergegeben. Sicherlich hat jede auch ihre eigene Art und wandelt Kleinigkeiten ab, aber im Großen und Ganzen bleibt es wie’s war. Bei etwa 30 Straußleuten bilden sich auch Grüppchen durch Freundeskreis oder Alter und eben auch solche, die sich um die Organisation kümmern. Oft sind das diejenigen, die am längsten dabei sind. Übrigens ist jede Sitzung in einer anderen Kneipe in Limbach. Über die Kerb selbst sind wir natürlich auch in den Kneipen, auch abends zum gemeinsamen Essen.
HOMBURG1: Gibt es unter den verschiedenen Gemeinden auch Kabbeleien? Wird heutzutage noch der Kerwestrauß bzw. bei euch der Baum auch gestohlen? Und wie haltet ihr es mit Kirkel?
Christian Homberg: Unseren Kerwebaam kann man nicht wirklich klauen, weil wir ihn nur zur Kerweredd haben. Zwar hängen an einigen Kneipen Kerwesträuße, diese sind aber eher nur Dekoration. Es gibt ein paar Lieder über Kirkel, auf die wir hier aber nicht näher eingehen müssen 😉 So viel sei gesagt: wir nennen den verbotenen Ort nur Blieskastel Nord.
Foto: Christian Homberg
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HOMBURG1: So eine Kerwe ist nicht nur jede Menge Spaß, sondern geht auch auf die „Kondition“! Vier Tage Party – wie steht man/frau das durch? Habt ihr irgendwelche tollen, lustigen, seriösen, peinlichen Geschichten aus der Vergangenheit?
Christian Homberg: Naja, man darf eben bei der ganzen Esserei das Trinken nicht vergessen. 🙂 Es gibt jedes Jahr einige lustige Geschichten, aber die erfährt ihr höchstens auf der Kerweredd…
HOMBURG1: Zu guter letzt die Fragen aller Fragen: Heißt es Kerwe, Kerbe, Kirmes, Kerb, Kirb…?
Christian Homberg: Wir gehen in Limbach auf die Limbacher KERB. Allerdings gibt’s bei uns den Kerwetanz, Kerweplatz und Kerwebaam…
HOMBURG1: Ob Kerb oder Kerwe: Wir wünschen allen Limbacher Straußbuwe und Straußmäde und allen Besuchern auf jeden Fall eine Menge Spaß und beste Stimmung!
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