Symbolbild

Ab der Woche nach Ostern werden auch die Arztpraxen Corona-Impfungen vornehmen. Darauf haben sich Bund und Länder verständigt (wir berichteten). Kanzlerin Merkel betonte, Deutschland wolle beim Impfen schneller und flexibler werden. Die Impfstoffmengen steigen kontinuierlich, sind im April aber noch knapp.

„Wir wollen schneller und flexibler werden“, betonte Bundeskanzlerin Merkel nach ihrem Gespräch mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder zum weiteren Vorgehen bei den Covid-19-Impfungen. Die „sprichwörtliche und im übrigen auch bewährte deutsche Gründlichkeit“ wollen man „um mehr deutsche Flexbilität“ ergänzen. Der Plan stößt bei der Bundesärztekammer auf offene Ohren und wird begrüßt.

„Mit den Beschlüssen von Bund und Ländern wurden die administrativen Voraussetzungen für den Impfstart in den Arztpraxen geschaffen. Das ist gut und richtig. Die Beschlüsse bleiben aber Makulatur, wenn nicht ausreichend Impfstoff sowohl für die Impfzentren als auch für die Arztpraxen zur Verfügung gestellt werden kann. Bund und EU müssen deshalb auf die Einhaltung der ursprünglich zugesagten Impfstoff-Liefermengen drängen. Sie müssen außerdem sicherstellen, dass ausreichend Verbrauchsmaterialien wie Spritzen und Kanülen zur Verfügung stehen.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt nach dem heutigen Impfgipfel der Bundeskanzlerin und der Regierungschefs der Länder in Berlin. Er betonte: „Wenn alle Impfzentren unter Volllast laufen, vor allem aber 50.000 Arztpraxen mit ihrem Knowhow aus den jährlichen Grippeschutzimpfungen in die Impfkampagne eingebunden werden, haben wir eine echte Chance, bis zum Sommer allen Erwachsenen ein Impfangebot zu machen.“

Nicht nachvollziehbar ist für Reinhardt jedoch die in dem Beschluss enthaltene Opt-out-Regelung für Bundesländer, die sich im April noch nicht an den Impfungen in den Praxen beteiligen wollen. „Auch wenn die Impfstoffmengen im Moment noch begrenzt sind, sollten alle Arztpraxen schnellstmöglich in die Lage versetzt werden, zumindest für besonders gefährdete Patientengruppen separate Impfsprechstunden anbieten zu können. Gerade für ältere Patienten wäre ein Impfangebot bei ihrem vertrauten Hausarzt und in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld eine echte Alternative zu dem Besuch eines möglicherweise weit entfernten Impfzentrums.“

Großflächige Impfungen in den Arztpraxen könnten nach Meinung Reinhardts auch dazu beitragen, dem durch den vorrübergehenden Impfstopp des AstraZeneca-Vakzins ausgelösten Vertrauensverlust in die Impfkampagne entgegenzuwirken. „Viele Menschen sind verunsichert und können die tatsächlichen Impfrisiken nicht richtig einordnen. Sie wünschen sich Impfberatung, Anamneseerhebung, Impfung und wenn nötig auch Nachbetreuung durch ihnen vertraute Ärztinnen und Ärzte. Das können die Impfzentren beim besten Willen nicht leisten“, so der BÄK-Präsident.

Dass zunächst vor allem immobile Patientinnen und Patienten in der eigenen Häuslichkeit sowie Personen mit Vorerkrankungen geimpft werden sollen, sei aufgrund der begrenzten Impfstoffkapazitäten angemessen. Gut ist auch, dass Ärzten darüber hinaus die Möglichkeit eingeräumt wird, in Einzelfällen von diesem Impfschema abweichen zu können, wenn dies aus ihrer fachlichen Sicht medizinisch geboten ist. Schließlich wissen sie am besten, welche Patienten besonders gefährdet sind“, so Reinhardt.

Die Devise lautet „Impfen, Impfen, Impfen“   

Ziel sei, ab dem zweiten Quartal so schnell wie möglich und so flexibel wie möglich mit dem Impfen in Deutschland voranzukommen. „Die Devise lautet: Impfen, Impfen, Impfen“, unterstrich Merkel. Bund und Länder haben sich deshalb auf ein Konzept verständigt, mit dem neben den wichtigen Impfzentren immer mehr auch die niedergelassenen Ärzte an den Impfungen beteiligt werden. Dabei gehe es „nicht um entweder oder“, so Merkel, „sondern um sowohl als auch“. Bund und Länder hätten daher intensiv beraten, wie die Arbeit von Impfzentren und Arztpraxen schnellstmöglich kombiniert und unbürokratisch gestaltet werden kann.

Bund und Länder bestätigten ihr Ziel, im Sommer allen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland ein Impfangebot machen zu können. Auch wenn im April die Impfstoffmengen noch knapp sind, steigen sie in den kommenden Wochen kontinuierlich an. Zusätzlich zu den bereits eingeplanten Liefermengen wird Deutschland eine zusätzliche Lieferung von 580.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten. Die Arztpraxen sollen ab dem 5. April in den Impfprozess einbezogen werden. Aufgrund der zunächst noch begrenzten Zahl an Impfdosen werden anfangs kleinere Mengen an die Praxen ausgeliefert. Jede der rund 50.000 Hausarztpraxen soll wöchentlich etwa 20 Impfdosen erhalten. Später sollen auch Fach- und Betriebsärzte einbezogen werden. Für die Impfungen in den Arztpraxen gilt die Priorisierung der Impfverordnung als Grundlage, die sie flexibel anwenden können. Die Ärztinnen und Ärzte sollen zunächst gezielt ihre besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten einladen sowie immobile Menschen bei Hausbesuchen impfen.

2,25 Millionen Dosen pro Woche für Impfzentren

Die in den Ländern aufgebauten Impfzentren und die mobilen Impfteams kommen weiterhin zum Einsatz. Um einen planbaren Betrieb aufrechtzuerhalten, erhalten die Länder hierfür im April wöchentlich kontinuierlich 2,25 Millionen Impfdosen.  Diese Menge soll nach und nach gesteigert werden. Die zusätzliche Lieferung von 580.000 Impfdosen des Herstellers Biontech/Pfizer wird unter anderem dazu verwendet, Menschen in besonders gefährdeten Grenzregionen zielgerichtet zu impfen. Dazu gehören Regionen an der Grenze zu Tschechien und zum französischen Département Moselle, die jeweils ein starkes Infektionsgeschehen haben. So soll der Infektionseintrag sowie die Verbreitung von Virusvarianten begrenzt werden. Vor dem Bund-Länder-Gespräch zur Impfstrategie hatte die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Sicherheit des Impfstoffs von AstraZenecabestätigt. Damit konnten die Impfungen mit diesem Impfstoff in Deutschland fortgesetzt werden. Wegen einiger Fälle von Hirnvenen-Thrombosen hatte die Bundesregierung vorsorglich veranlasst, Impfungen bis zur Prüfung der Sachlage auszusetzen und war damit einer Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts gefolgt.

 

 

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