„Aus fachlicher Sicht ist für uns die Immunokastration der einzig tierschutzgerechte Weg und die einzig sinnvolle Alternative zur konventionellen betäubungslosen Ferkelkastration“, so Reinhold Jost, saarländischer Minister für Umwelt und Verbraucherschutz und Vorsitzender der Agrarministerkonferenz (AMK) 2020.
In der konventionellen Landwirtschaft hat man sich bereits größtenteils auf die Immunokastration geeinigt, im Biolandbau bleibt das Verfahren umstritten. Auch die EU-Kommission zögert noch und sieht in der Methode einen nicht zulässigen biomedizinischen Eingriff. Im fleischverarbeitenden Gewerbe schwindet dagegen der Widerstand. „Wenn wir uns nicht schnellst möglich einigen und das Verfahren als einheitliche Lösung auch für den Öko-Bereich etablieren, bleiben viele Betriebe bei konventionellen, blutigen Kastrationen von Ferkeln“, so Jost.
„Die Immunokastration wird bereits in anderen Ländern, wie zum Beispiel Australien, seit mehreren Jahren verpflichtend in der gesamten Schweineproduktion eingesetzt“, so Jost. „Zudem hinterlässt die Impfung keine Rückstände im Fleisch und ist für den Verbraucher völlig unbedenklich.“ Auch das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel (Paul-Ehrlich-Institut) sieht in der Immunokastration eine handelsübliche Impfung. „Das Verfahren in der ökologischen Landwirtschaft nicht zuzulassen ist also weder aus medizinischen, noch aus tierschutzfachlichen Gründen sowie aus Sicht des Verbrauchers zu rechtfertigen“, so der Minister.
Jost setzt sich stark für den Ökolandbau, regionale Vermarktung und dadurch für die Stärkung der ländlichen Strukturen ein. Das Saarland hat im Vergleich zu den anderen Bundesländern schon jetzt mit fast 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche den mit Abstand größten Anteil an Ökolandbau deutschlandweit. „Bis 2025 wollen wir zusammen mit den saarländischen Landwirten einen Flächenanteil von 25 Prozent erreichen“, so der Minister.
Zusätzlich befinden sich im Saarland zwei Projekte in Planung, die die regionale Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten stärken sollen: Der Bau eines neuen Schlachthofes in Perl und eine vom Umweltministerium geförderte mobile Geflügelschlachtstätte vom Maschinenring.
Bei der Immunokastration wird bei den männlichen Ferkeln das körpereigene Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) blockiert. GnRH ist für die geschlechterspezifische Entwicklung von Geruchsstoffen maßgeblich verantwortlich. Durch die Blockade entwickeln sich die Hoden der männlichen Schweine zurück und es entsteht ein Kastrat wie bei einer konventionellen, blutigen Kastration. Die Folgen sind weniger Aggressivität und reduziertes Verhalten (Aufreiten und Penisbeißen nehmen ab).