Bild: Axel Oberneßer
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Seit über 40 Jahren ist Axel Oberneßer in Homburg und Umgebung unterwegs, um Kinder aber auch Erwachsene zu erfreuen. Doch das immer nur in den Wochen vor Weihnachten. Denn dann wird aus dem Beamten der Nikolaus. Was man in diesem Job so erlebt und welche Auftritte besonders berührend sind, hat er HOMBURG1 verraten.

Viel zu erzählen hat er, der Nikolaus. Kein Wunder, schließlich ist Axel Oberneßer schon seit mehreren Jahrzehnten im Dienst. Ausgestattet mit schwarzen Stiefeln, rotem Umhang und natürlich dem weißen Rauschebart ist er Jahr für Jahr ab dem 1. Advent auf Achse. „Es gibt Tage, da bin ich von 7 Uhr morgens bis 23 Uhr abends unterwegs“, sagt Oberneßer. Über 100 Termine bewältigt er so in manchem Jahren. Und das in seinem Jahresurlaub. Wieso tut man sich das an? Das ist wohl eine der ersten Fragen, die einem bei diesem „Arbeitspensum“ in den Sinn kommen.

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Doch es braucht nicht lange, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Das liegt nicht unbedingt und ausschließlich daran, was der 57-Jährige sagt. Sondern daran, wie er es erzählt. Denn spürbar sitzt da ein Mann, der nicht nur Spaß daran hat, Kinder mit seinen Geschichten (und natürlich Geschenken) zu überraschen. Er geht in dieser Aufgabe förmlich auf. „Ich bin einfach ein ganz anderer Mensch als Nikolaus. Man kann es aber nicht wirklich beschreiben.“

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Beschreiben könnte er jedoch wahrscheinlich jeden seiner bisher 5000 Auftritte. Denn an jeden einzelnen kann er sich erinnern, wie er versichert. Ganz besonders präsent ist natürlich der erste Auftritt im Jahr 1981. Der war nämlich keineswegs geplant. „Das war damals auf einer Weihnachtsfeier des SC Union Homburg“, erzählt er von seinem Premierenauftritt. „Der Nikolaus erschien nicht und dann wurde ich gefragt. Zuerst hab ich gesagt, dass ich doch nicht den Hampelmann mache. Aber dann konnte ich ja doch nicht Nein sagen.“

Wenn es noch eines Nachweises bedurft hätte, das einzelne Entscheidungen ein ganzes Leben beeinflussen können, wäre Oberneßer wohl ein gutes Beispiel. Denn ab diesem Moment hatte ihn das Fieber gepackt. Den Rauschebart in die Ecke zu schmeißen, das kam ihm nicht mehr in den Sinn, auch wenn die jeweiligen Exemplare natürlich regelmäßig gewechselt werden. „An keinem einzigen Tag habe ich ans Aufhören gedacht“, unterstreicht Oberneßer.

Während er zu Beginn noch in den Regionalzeitungen inserierte, nahm die Mundpropaganda irgendwann so an Fahrt auf, dass er damit aufhörte. Über die Jahre entstand so eine Stammkundschaft, teilweise begleitet er Familien bereits in der 3. Generation. Bei so viel Zuspruch bleibt ihm manchmal dann auch nichts Anderes übrig, als mal einen Besuchswunsch abzusagen. Vielleicht gibt es auch deshalb Menschen, die bereits im Sommer auf ihn zukommen, um einen Termin zu ergattern. „Es kam tatsächlich schon vor, dass ich im August aus dem Freibad gekommen bin und ich einen Anrufer hatte, der einen Auftritt absprechen wollte“, muss Oberneßer schmunzeln.

Bevor es dann letztlich mit dem Auftritt losgeht, braucht der Nikolaus einige Information über die Kinder, die überrascht werden sollen. Name, Alter und positive Eigenschaften. „Da soll nichts Negatives dabei sein, ich will den Kindern schließlich keine Angst machen.“ Neben den Geschenken, die die Eltern besorgt haben, bringt Oberneßer den Kindern jedes Jahr eine neue Nikolaus-Geschichte mit. Aber auch von Kleinen selbst erwartet der Nikolaus etwas. Die sollen als „Gegenleistung“ ein Lied singen oder ein Gedicht aufsagen. Als Belohnung gibt es dann die Geschenke. „Bei der Bescherung ist der Nikolaus dann uninteressant“, erzählt Oberneßer mit einem Lachen.

So sehen die meisten Termine des 58-Jährigen aus. Doch es gibt auch welche, die sich davon abheben und prägend sind. So wie der Besuch eines Kindes auf der Palliativstation. „Nach so einem Auftritt ist man 14 Tage danach noch fix und fertig. Man muss ja dem Kind die Fröhlichkeit rüberbringen, aber was in einem selbst dann los ist, das ist nicht schön.“ Hängen bleibe auch der Auftritt in einer Behindertenwerkstatt. „Die Kinder dort sind so zuvorkommend, die lassen einen nicht mehr los.“

Neben Hausbesuchen absolviert Oberneßer auch Termine bei Fußballvereinen, Arztpraxen oder Seniorenheimen. Und vor 50.000 Menschen im Stadion. „Das war vor vier Jahren auf Schalke“, erzählt Oberneßer, der in der Fanbetreuung des Vereins tätig ist. „Da war ich schon aufgeregt.“ Grundsätzlich ist der Homburger jedoch in erster Linie in seiner Heimat unterwegs. Seine Frau nimmt das ungewöhnliche Hobby ihres Mannes übrigens gelassen. „Sie war sogar schon als Frau Nikolaus verkleidet und hat mich zu Terminen begleitet.“

Möglicherweise auch zu Besuchen bei amerikanischen Familien in der Pfalz. Dort wird laut Oberneßer doch ein kultureller Unterschied spürbar. „Die wollen keine großen Geschichten hören. Da kommt man rein und macht Hohoho.“ Außerdem sei es dort gang und gäbe, dass der Nikolaus zu Keksen mit warmer Sojamilch eingeladen werde. „Wenn man das fünfmal an einem Tag getrunken hat, ist das dann schon eine Sache für sich“, deutet der Nikolaus an, dass die Arbeit doch auch mal gewöhnungsbedürftig sein kann. Aber doch nicht so gewöhnungsbedürftig, als dass er die Nikolaus-Stiefel in naher Zukunft an den Nagel hängen würde. „Ich habe nicht vor aufzuhören. Vielleicht kommt ja irgendwann sogar ein echter Bart dazu.“

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