Gerade das Löten will bei der Goldschmiedekunst gelernt sein. Bild: Bill Titze
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Seit über 30 Jahren bietet die Homburger Kunstschule Artefix bereits Kurse für alle möglichen künstlerischen Betätigungen an. Ob nun Theater, Malerei oder Musik – bei Artefix kommt so ziemlich jeder auf seine Kosten. Grund genug für HOMBURG1, der Schule einmal einen Besuch abzustatten.

Wer die etwas versteckt liegenden Räumlichkeiten betritt, dem kommen sofort eine Vielzahl an Geräuschen entgegen. Nicht jedes ist zu definieren, zu speziell sind die Tätigkeiten, an denen hier gearbeitet wird. Und im Alltag hat man mit Töpferei oder Goldschmiedekunst doch eher zu wenig zu tun. Genau damit beschäftigen sich die rund ein Dutzend Frauen, die sich an diesem Morgen in einem Gebäude des Berufsbildungsbildungszentrums in zwei durch einen Flur getrennten Räumen eingefunden haben. Und ja, bis auf einen Mann sind es tatsächlich nur Frauen, die an den beiden Kursen teilnehmen. „Männer sind nicht so oft dabei, da läuft es doch etwas zäh“, erzählt die Leiterin der Kunstschule Artefix, Veronika Kiesel, mit einem Lachen.

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Ganz im Gegensatz zu Artefix. Hier läuft höchstens mal der Einstieg in die verschiedenen künstlerischen Betätigungen bei dem ein oder anderen Teilnehmer zäh. Ansonsten kann die Entwicklung der Kunstschule ohne jede Frage als Erfolgsgeschichte bezeichnet werden. Über 1000 Besucher kann die Schule mittlerweile Jahr für Jahr begrüßen, 50 Dozenten geben ihr Wissen an ihre Schützlinge weiter. Das in so verschiedenen Sparten wie Theaterpädagogik, Musik, Malerei oder eben Kunsthandwerk. Dabei hat alles mal in einem kleinen Keller angefangen. „Die Gründerin Helge Baer wurde damals aus dem Kultusministerium heraus angesprochen, ob sie sich das vorstellen könnte. Sie hat sofort zugesagt und mit drei Kursen bei ihr zuhause angefangen“, erläutert Kiesel die Entstehungsgeschichte. 1989 war das, über 30 Jahre ist das mittlerweile her.

Veronika Kiesel ist seit 2009 Leiterin der Schule. Bild: iBll Titze

Ganz so lange ist Renate Kirsch zwar noch nicht dabei, doch kann sie getrost als Urgestein bezeichnet werden. Seit mindestens 15 Jahren nimmt sie an den Goldschmiedekursen teil und hat es dadurch auch schon zu einiger Routine gebracht. Der Enthusiasmus für die Sache ist ihr dabei jedoch keineswegs abhanden kommen. Konzentriert sitzt sie an ihrem Arbeitsplatz und feilt an ihrem neuen Schmuckstück.

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Dabei ist Feilen wörtlich zu nehmen, schließlich ist das eine der Grundtätigkeiten bei der Goldschmiedearbeit. „Vor allem das Löten ist am Anfang doch sehr schwierig. Man muss dabei den richtigen Zeitpunkt finden bis das Hartlot oder das Weichlot läuft und die Verbindung der verschiedenen Metalle zustande kommt“, erklärt sie. Die unzähligen Ketten, Ringe und Armbänder, die sie so in ihrer Zeit bei Artefix gefertigt hat, werden dann schließlich an Verwandte und Freunde verschenkt. Doch nicht nur das ist für Kirsch Motivation seit vielen Jahren zu Artefix zu kommen. „Das Arbeitsklima ist hier einfach sehr schön, sonst wäre ich nicht schon so lange hier.“

Renate Kirsch ist schon seit vielen Jahren im Goldschmiede-Kurs dabei – und lobt das Arbeitsklima vor Ort. Bild: Bill Titze

Tatsächlich fällt der lockere Umgang miteinander auf. Da wird zwar viel gefachsimpelt, aber auch gelacht und sich über Privates ausgetauscht. Man hat das Gefühl: Für die Teilnehmer der Kurse ist Artefix viel mehr als nur eine Kunstschule. Genau das ist auch der Ansatz, den die Kunstschule verfolgt. So soll es bei den Kursen nicht nur um die Kunst an sich gehen. Vielmehr geht der Horizont weit darüber hinaus, wie Leiterin Kiesel unterstreicht. „Wir wollen Kunst, Umwelt und Politik zusammenbringen. Das ist uns sehr wichtig.“ So wird viel Zeit in Projekte investiert, die nicht in den Räumlichkeiten der Schule vonstatten gehen. Gerade die Arbeit mit Kindern steht bei solchen Projekten im Mittelpunkt. Ob es nun die Auseinandersetzung mit Kinderrechten ist, die Beschäftigung mit Kultur in sozialen Brennpunkten oder das Anlegen eines sogenannten Weltackers – die Aktionen von Artefix zielen immer auch auf einen pädagogischen Mehrwert ab.

Dementsprechend müssen die Dozenten auch entsprechendes Rüstzeug mitbringen. „Sie müssen nicht nur künstlerisch gut sein, sondern auch pädagogisch arbeiten können“, so Kiesel. Damit bei der Arbeit auch etwas rüberkommt, sind die Kurse auch zahlenmäßig beschränkt. Meist sind nur acht bis zehn Leute zugelassen. Qualität statt Quantität ist die Devise. Finanziert wird dieses Angebot über einen Mix aus Mitgliedsbeiträgen, Sponsoren und einen Zuschuss des Bildungsministeriums für die Kinderunterrichtsstunden. Zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen können so finanziert werden.

Monika Finsterer leitet den Töpferei-Kurs – einen der schwierigsten im Haus. Bild: Bill Titze

Neben Chefin Kiesel ist auch Monika Finsterer hauptberuflich für die Kunstschule tätig. Als ausgebildete Töpfermeisterin gibt sie wohl welche der anspruchsvollsten Kurse im Haus. Schließlich ist Scheibentöpfern ein Beruf, der über drei Jahre gelernt werden muss. Selbst ein Profi wie sie fabriziert die ein oder andere „Leiche“ – also eine Arbeit, die schlicht und ergreifend misslungen ist. Gerade am Anfang bräuchten die Kursteilnehmer schon Führung, wie Finsterer erklärt. „Ganz wichtig ist, dass man die Handgriffe richtig setzt und da ist es besser, wenn man die Hände führt, als wenn man das nur erklärt.“ Oft werde bei der Arbeit mit der Töpferscheibe unterschätzt, wie viel Kraft man brauche. „Aber wenn jemand den Zugang findet und das Material liebt, dann bleibt er auch dabei.“ Das gilt auch für die Kunstschule Artefix, die sich einer wachsenden Schar treuer Anhänger erfreut. Ob nun bei der Malerei, der Theaterpädagogik oder eben dem Töpfern.

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