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Ein Assistenzarzt am UKS soll über etliche Jahre Kinder sexuell missbraucht haben. Obwohl das Klinikum die Vorwürfe kannte und gar zur Anzeige gestellt hatte, wurden die betroffenen Eltern nicht informiert. Auf einer Pressekonferenz versuchten nun  Klinikleitung und Staatsanwaltschaft Antworten auf die vielen Fragen zu geben.

Zu den Fakten: vom 04.Januar 2010 bis 31.März 2014 war der aus Baden-Württemberg stammende Mediziner als Assistenzarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Spezialambulanz für Ausscheidungsstörungen tätig und für die Behandlung hunderter Kindern zuständig. Insgesamt wurden durch den Mediziner in seiner Zeit am UKS 302 Patienten behandelt.

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Der Vorwurf: der junge Arzt soll Untersuchungen im Intimbereich seiner Patienten durchgeführt haben, die nicht medizinisch notwenig waren. Zudem soll der Tatverdächtige, der bis 2015 ehrenamtlich als Trainer beim Judo Kenshi Erbach tätig war, versucht haben, die Kinder für seinen Sportverein zu begeistern indem er ihnen beispielsweise Judokleidung mitbrachte, wie Professor Dr. Wolfgang Reit in seinem Eröffnungstatement zur Pressekonferenz mitteilte.

Erste Verdachtsmomente gab es wohl schon im Juni 2011, nachdem bei dem Klinikum eine anonyme Beschwerde gegen den Assistenzarzt eingereicht wurde. Als Reaktion erfolgte die Anweisung, körperliche Untersuchungen nur noch in Anwesenheit einer dritten Person, also Eltern oder Klinikpersonal, durchzuführen und zu dokumentieren.  Ende 2014 erfolgte dann die Kündigung für den zu diesem Zeitpunkt in der Facharztweiterbildung im Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern befindlichen Mediziner, nachdem durch Mitarbeiter des Universitätsklinikum erneut der Verdacht des sexuellen Missbruchs aufgeworfen wurde. Gleichzeitig erstattete das UKS im Dezember auch Strafanzeige, 2015 wurden im Rahmen des staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens 34 Patientenakten beschlagnahmt, zudem hatten Ermittler bei dem Tatverdächtigen kinderpornografisches Material sichergestellt.

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Doch warum die Eltern nicht informiert wurden, versuchte Professor Dr. Wolfgang Reith, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKS, zu erklären: „Unabhängig ob sich die Entscheidung als sachgerecht herausstellen wird oder nicht, stand und steht für das Universitätsklinikum der Schutz der Patienten im Vordergrund. Von einer Information über eventuell nicht medizinisch notwendige Handlungen wurden nach sorgfältiger Abwägungen vor dem Hintergrund abgesehen, dem wohl zum größten Teil erfolgreich behandelter Patienten möglicherweise mehr zu schaden, wenn diese von einer normalen Untersuchung ausgehen mussten und diesen als ärztlichen Eingriff empfanden und nicht als Übergriff erlebten.“

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