Zum Abschluss der Opernsaison kommt eine der meistgespielten Opern der Welt auf die Bühne des Saarländischen Staatstheaters: Giuseppe Verdis »Aida«.
Die Dreiecksgeschichte um Liebe und Eifersucht, um Macht und Machtmissbrauch, um Feindbilder und deren Entlarvung kommt in der Regie von Manuel Schmitt, der zum ersten Mal für das Saarbrücker Haus inszeniert, auf die Bühne.
In der Titelrolle gibt Ingegjerd Bagøien Moe, seit Beginn der Spielzeit im Opernensemble des Staatstheaters engagiert, ihr lang ersehntes Rollendebüt: »Auf diese Partie habe ich lange gewartet. Verdis Musik ist fantastisch, aber sie verlangt alles: Sie liegt sehr hoch, man braucht Kraft und Dramatik, aber auch sehr viel Kontrolle über die Stimme für die lyrischen Momente. Dazu erzählt Verdis Oper eine wirklich gute, berührende Geschichte: ein sehr menschliches Drama in Zeiten des Krieges.« In der Partie von Aidas Gegenspielerin Amneris alternieren Judith Braun und Khatuna Mikaberidze, als Radamès sind abwechselnd Angelos Samartzis und Milen Bozhkov zu erleben.
Premiere am 8. Juni 2024, bis Anfang Juli folgen fünf weitere Aufführungen. Und bei wem es mit einem Opernbesuch im Sommer partout nicht mehr klappt, der sollte sich die nächste Spielzeit vormerken: »Aida« kehrt ab 8. September 2024 als Wiederaufnahme zurück auf den Spielplan.
Zur Neuinszenierung von Verdis Oper »Aida«
Am Nil herrschen Unsicherheit und Chaos. Zwei Nationen befinden sich im Krieg, der längst nicht mehr um Territorien geführt wird, sondern um jene Ressource, ohne die es kein Leben geben kann. In einer Welt, die immer heißer wird und in der der Mensch verzweifelt versucht, die Natur zu kontrollieren, findet ein erbarmungsloser Kampf um Wasser statt. Beunruhigende Vision einer nicht allzu fernen Zukunft oder doch schon Realität?
Für Regisseur Manuel Schmitt, der bereits zwei Mal in Ägypten inszeniert hat und dem Land verbunden ist, lässt ein Blick auf die Weltlage kaum Optimismus zu. Seine Lesart von »Aida« nimmt Bezug auf einen aktuellen Konflikt um den Nil, von dem sich verblüffende Parallelen zur Entstehung von Verdis Oper ziehen lassen: Der Bau eines riesigen Staudamms im Westen Äthiopiens führt flussabwärts aufgrund der reduzierten Wasserversorgung zu heftigem Widerstand vor allem von Ägypten, der militärisches Eingreifen nicht ausschließt.
Als 1869 der Sueskanal eingeweiht wurde, ein Bauprojekt von immenser geopolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung für die ägyptische Provinz, ließ sich der ägyptische Vizekönig zeitgleich ein Opernhaus in Kairo bauen. Dafür wünschte er sich ein neues Werk von Verdi. Nachdem dieser zunächst abgelehnt hatte, konnte ihn der Handlungsentwurf eines französischen Ägyptologen doch noch umstimmen – und ein horrendes Honorar. Das fiktive Sujet, angesiedelt im alten Ägypten, verhandelt vor dem Hintergrund nationalstaatlicher Auseinandersetzungen ein klassisches Eifersuchtsdrama, in dem private und politische Konflikte untrennbar verbunden sind. Verdi, der selbst nie in Ägypten war und zeitgleich mit der Uraufführung 1871schon die Aufführung in der Mailänder Scala vorbereitete, realisierte mit »Aida« eine seiner raffiniertesten Partituren, die neben dem berühmten Triumphmarsch im Kern ein intimes und oft leises Kammerspiel ist.
Wie das Handeln von Menschen von egoistischen Interessen bestimmt wird, wie Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt, entwurzelt, manipuliert und erniedrigt werden und daran zerbrechen davon erzählt »Aida«. Stephanie Schulze
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