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Die Kriminalitätsentwicklung im Saarland sorgt für gemischte Gefühle. Zwar ist die Gesamtzahl der registrierten Straftaten im Jahr 2024 um rund zehn Prozent gesunken – doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik am 26. März zeigte sich: Die Herausforderungen für die Polizei bleiben hoch, in manchen Bereichen wachsen sie sogar.

Ein Grund für den Rückgang liegt laut Innenministerium in der geänderten Gesetzeslage rund um den Konsum von Cannabis. Seit der Teillegalisierung werden bestimmte Verstöße nicht mehr strafrechtlich verfolgt, was sich spürbar in der Statistik niederschlägt. Doch während sich einige Deliktsfelder beruhigen, verharren andere auf hohem Niveau – oder nehmen sogar wieder zu.

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Besonders aufmerksam verfolgt wird der Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Auch Straftaten gegen das Leben oder gegen die sexuelle Selbstbestimmung liegen weiterhin deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Für die saarländische Polizei bedeutet das eine dauerhafte Belastung.

Erfreuliche Signale sendet hingegen die Entwicklung bei Wohnungseinbrüchen sowie bei Betrugsdelikten zum Nachteil älterer Menschen. Hier zeigt sich die Wirkung gezielter Präventionsarbeit – darunter intensive Kontrollen und gezielte Informationskampagnen. Diese Maßnahmen sind zwar personalintensiv, zeigen aber Wirkung.

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Auch die Gewalt gegen Polizeibeamte ging 2024 leicht zurück: 446 Fälle von tätlichen Angriffen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurden registriert – ein Minus von knapp zehn Prozent. Für Andreas Rinnert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland, ist das kein Grund zur Entwarnung: „Diese Fallzahlen sind weiterhin viel zu hoch. Mehr als einmal täglich wird ein Polizist oder eine Polizistin im Saarland körperlich angegriffen – das darf niemanden kalt lassen.“

In besonders besorgniserregender Weise sticht das Thema Messerkriminalität hervor. 319 Fälle wurden im vergangenen Jahr registriert – nahezu doppelt so viele wie 2023. Zwar liegen die Zahlen im Vergleich zu früheren Jahren nicht außergewöhnlich hoch, doch für die GdP bleibt jeder einzelne Messerangriff ein potenziell tödliches Risiko. Der tödliche Angriff auf einen Polizeibeamten in Mannheim steht für Rinnert sinnbildlich für diese Bedrohungslage: „Niemand im Saarland muss ein Messer mit sich führen. Das ist eine Gefahr für die Bevölkerung – und für unsere Kolleginnen und Kollegen.“

Die GdP fordert daher eine Ausweitung der bestehenden Regelungen: Waffenverbotszonen wie in Saarbrücken und Neunkirchen seien ein Anfang, reichten aber nicht aus. Nötig seien weitergehende Verbote, intensivere Kontrollen – und eine bessere Schutzausstattung für die Einsatzkräfte.

Trotz aller Belastungen zeigt die Kriminalstatistik auch Positives: Die Aufklärungsquote ist 2024 erneut leicht gestiegen und liegt nun bei 61,2 Prozent. Ein Wert, der nicht zuletzt der Arbeit der saarländischen Beamtinnen und Beamten zu verdanken ist. Rinnert lobt ihre Leistung ausdrücklich: „Unsere Polizei leistet Hervorragendes – trotz Personalmangels und steigendem Druck. Dafür gebührt ihnen Anerkennung und Dank.“

Vor dem Hintergrund internationaler Krisen, wachsender gesellschaftlicher Spannungen und zunehmender Gewalt warnt die GdP davor, bei der Inneren Sicherheit zu sparen. Rinnert appelliert an Politik und Öffentlichkeit, der Polizei die nötigen Mittel und den Rückhalt zu geben: „Innere Sicherheit muss oberste Priorität haben – nicht nur in Sonntagsreden, sondern im konkreten Handeln.“

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