Wemm ist die Kerb?? Am dritten September-Wochenende ganz klar den Menschen in Bexbach-Mitte. Die hatten nach langen Dürr-Jahren und trüber Phase des Darbens endlich wieder die Möglichkeit, die „Kirchweih“ so zu feiern, wie man es eben in Bexbach gewohnt ist.
Mit Kerweplatz, mit Fahrgeschäften, Verkaufsständen, Wurfbude und einer örtlichen Gastronomie, die wahrlich ihr Bestes gab vom Fassbieranstich am Samstag bis zum Frühschoppen am Montag. Als zünftiges Bierfest nahm die Kirmes 2022 ihren Anfang im „Kuba“. Dort wandte sich Bürgermeister Christian Prech an die Anwesenden, ließ diese wissen, dass es ihm ein Bedürfnis war nach jahrelanger Abstinenz das Brauchtum wieder neu zu beleben. Die Frauschaft um Fachbereichsleiter Volker Wagner, die auch die Messe organisiert, kümmerte sich weisungsgemäß, und schaffte es, Fahrgeschäfte- und Budenbetreiber für Bexbach zu gewinnen, obwohl gerade im Herbst Kirmes mit Kirmes und Oktober- mit Weinfest extremst um die Wette eifern, was die Suche nach geeigneten Beschickern deutlich erschwert und zur Herausforderung werden lässt. Insofern bedankte sich der Verwaltungschef beim Messeteam für die Umsetzung und freute sich gleichzeitig angesichts der Fülle von Besuchern, dass die Kirmes so gut angenommen wurde.
Dass damit gleichzeitig das Brauchtum wieder auflebte war ebenso erfreulich. Ein Brauchtum übrigens, das gut 500 Jahre und mehr auf dem Buckel hat. Bereits im Weistum (Dorfgesetzgebung) von Mittelbexbach aus dem Jahr 1482 ist festgelegt, dass zur „Kirchweigen“ der Gerichtsherr allein die Macht habe, das Weinfass anzuschlagen. Auf dieses Recht verzichtete der aktuelle „Gerichtsherr“ Prech allerdings, übertrug es stattdessen auf den Ortsvorsteher Rolf Ballweber. Vielleicht auch deshalb, weil es sich halt nicht um ein Weinfass, sondern um ein Bierfass handelte, von denen der Bürgermeister nach eigener Wahrnehmung im laufenden Jahr gefühlt bereits 28 angeschlagen hatte. So führte denn der Ortsvorsteher ein leicht abgeändertes Brauchtum durch, zwang das von Wirtin Katharina Arndt gestiftete Fass mit vier Schlägen zur Aufgabe, was danach für überschäumende Fröhlichkeit sorgte.
Auch Ballweber bedankte sich bei Wagner und Prech für die Kirmeslandschaft. So mancher der Anwesenden machte dann gleich weiter mit der Brauchtumspflege, wechselte hinüber auf den Kerweplatz und beschwor die „ewige Jugend“, beziehungsweise brachte das Kind im Mann nochmal zum Lachen. Der über viele Jahre politisch engagierte Ludwig Baßler etwa und Jörg Müller aus dem anderen Polit-Lager gönnten sich den Spaß des gemeinsamen „Boxbahnfahrens“. Spontan bildeten sie eine Fahrgemeinschaft und zeigten der Jugend was beim Autoscooter wirklich zählt: Der Crash. „Er 68, ich 56, das sind schon ein paar Jahre, die da zusammen im Auto gehockt haben“, warb Jörg Müller am Ende von Runde Vier dafür, dass die Kerb nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch den Junggebliebenen gehören sollte. „Bei mir hat früher immer die Action gezählt: Achterbahn, Boxbahn, alles was sich hoch dreht“, schwärmte er. Und es blieb das Rätsel ungelöst, ob es die Erinnerungsfreude oder Jetztfreude war, die ihn lächeln ließ. Baßler erzählte: „Ich war immer begeistert von der Spinne, wo sich alles dreht und es immer auf und nieder geht. Auch Autoscooter und Berg- und Talbahn habe ich genossen“. Den Bexbachern hatte sie also in der Tat gefehlt, die Kirmes. Jetzt war sie da, und jetzt ist sie auch schon wieder weg, um sich in ein paar Wochen nochmal nach Niederbexbach zu verirren.