Ruth Meyer (rechts im Bild) dankt den Referent*innen der Veranstaltung Quelle: Landesmedienanstalt Saarland

Geht “blond” auch in “schlau”? Oder können Influencerinnen tatsächlich nur Mode und Beauty? Mit solchen Stereotypen haben Frauen heute immer noch zu kämpfen, wenn sie sich im Netz oder auch offline bewegen. 

Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland waren am vergangenen Mittwoch bei der dreistündigen Webkonferenz „Weibliche Rollenbilder, KI und Social Media“ online und haben live mit verfolgt, wie komplex Frausein in der medialen Welt heutzutage sein kann. Sie nutzten die Gelegenheit, sich mit namhaften Expert*innen aus den Bereichen Forschung, Ethik und Recht sowie Influencerinnen und prominenten Frauen persönlich auszutauschen.

Die gemeinsame Veranstaltung der LMS und des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familien bot mit ihrer hochkarätigen Besetzung ein bundesweites Forum für eine fachlich fundierte Debatte zu klischeeartigen Rollenbildern und den damit verbundenen gesellschaftlichen Problemlagen. “Weibliche Rollenbilder in der digitalen Welt in dieser differenzierten Form zu beleuchten war längst überfällig. Es geht hier nicht darum, einen intellektuellen Diskurs zu führen, sondern dieses Thema ist generationsübergreifend und geht uns alle an. Denn Cybergrooming, Cybermobbing und Hasskommentare sind nicht nur Probleme von berühmten Influencerinnen und Influencern,” so Frauenministerin Monika Bachmann.

Autorin und Kolumnistin Laura Karasek führte locker und pointiert durch die virtuelle Veranstaltung. Dr. Maya Götz vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen zeigte auf, wie weibliche Jugendliche auf Instagram eine maximale Selbstinszenierung nach dem Vorbild ihrer Influencerinnen betreiben. Eine Maskerade wird zum unhinterfragten Standard und lässt keine Abweichung zu. Sie plädierte für eine verstärkte Vermittlung feministischer Inhalte und die Notwendigkeit von Gleichstellungsarbeit. Sie forderte hierbei vor allem politisches Handeln ein, um Strukturen zu durchbrechen. Moderatorin Ruth Moschner appellierte zudem an Eigenverantwortlichkeit von Frauen, wobei sie betonte, dass keiner das Recht habe, sein Gegenüber im Netz zu sexualisieren oder zu diskriminieren.

Ruth Meyer und Laura Karasek eröffnen die Webkonferenz Quelle: Landesmedienanstalt Saarland

Ist KI männlich oder weiblich? Dieser Fragestellung ging Prof. Dr. Petra Grimm in ihrem Vortrag nach. Sie zeigte algorithmusbedingte Manipulationen auf und forderte eine menschliche Künstliche Intelligenz, die auch den weiblichen Blickwinkel integriert. In der Abschlussdiskussion mit Schauspielerin Lisa Volz und Melanie Schnabel, Leiterin Fachstelle Mädchenarbeit des Paritätischen Bildungswerks Saarland, waren sich alle Beteiligten einig, dass es in der frühkindlichen Erziehung anzusetzen gilt, um tradierte Rollenklischees zu durchbrechen und Heranwachsende für andere Sichtweisen zu sensibilisieren.

“Wir Frauen müssen uns natürlich selbst immer wieder aktiv über Klischees und Rollenbilder im Netz hinwegsetzen und unsere eigenen Absichten hinterfragen. Gleichzeitig bedarf es geeigneter Maßnahmen, um für Rollenklischees im Netz zu sensibilisieren und diese aufzubrechen. Diskriminierung, Hass und Hetze in den sozialen Medien müssen stärker kontrolliert und verfolgt werden. Dabei geht es auch um mehr Transparenz hinsichtlich zum Einsatz kommender KI bei den großen Plattformanbietern. KI darf bestehende Rollenbilder nicht reproduzieren, sondern muss die Diversität der Gesellschaft fördern und wiederspiegeln,” so Ruth Meyer, Direktorin der LMS.

Die problematische Wirkung bisheriger Stereotype zu durchbrechen und für eine qualitative Vielfaltsförderung zu sorgen, ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe, die gerade mit dem neuen Medienstaatsvertrag auch den Medienanstalten obliegt. Diskriminierende Rollenbilder sind eng verknüpft mit zentralen Themenstellungen wie Jugendschutz und dem Kampf gegen Desinformation, die im Sinne der Regulierung und Aufsicht zukünftig in einem noch viel breiteren Spektrum insbesondere mit Blick auf die sozialen Medien stattfinden müssen.

Die Themen Digitalisierung und weibliche Rollenbilder werden die LMS auch weiterhin beschäftigen. Themeninput, Studienergebnisse und Veranstaltungs­hinweise können gerne an die E-Mailadresse lms-pressestelle@LMSaar.de gesendet werden. Bereits jetzt sind zahlreiche Studien sowie weiterführende Informationen zum Konferenzthema unter www.LMSaar.de/rollenbilder2020 zu finden.

 

 

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