Seit vergangener Woche darf die Innengastronomie im Saarland wieder öffnen. Gerade viele Kneipen im Land haben das genutzt, um nach sieben Monaten Zwangspause die Zapfhähne wieder in Stellung zu bringen. Das gilt auch für Homburg. Doch eine „Kneipentour“ zeigt: Der Andrang lässt noch auf sich warten.
Entspannt sitzt Ingo Wassilew in der Nachmittagssonne. Plaudert vor der Kneipe mit seinen Sitznachbarn und grüßt freundlich, sobald man auf ihn zugeht. Hört sich erst einmal nicht besonders an, wie eine Alltagsszene, die so überall vorkommt. Doch in diesem Fall ist die Situation eher beunruhigend. Denn Wassilew ist Inhaber von „Ingo‘s Bistro“ am La-Baule-Platz. Ein Gastwirt, der sich während der Öffnungszeiten entspannt zurücklehnen kann? Kein gutes Zeichen. Obwohl das Wetter passt, sind an diesem frühen Abend Anfang Juni vor dem Bistro nur zwei Tische besetzt.
Und so ist es auch kaum überraschend, wenn Wassilew im HOMBURG1-Gespräch sagt: „Es läuft momentan nicht gut.“ Das liegt natürlich an der Corona-Krise, die die Gastronomie im ganzen Land für sieben Monate mehr oder weniger lahmgelegt hat. Ganz besonders schwierig ist es für die Kneipen, deren Geschäftsmodell in Pandemiezeiten noch angreifbarer ist als das von Restaurants. An eine festgelegte Sitzordnung oder Kontakt nur zwischen Bekannten ist schließlich bei Kneipenabenden nicht zu denken.
Und so bleibt Wassilew auch äußerst vorsichtig. Erstmal hat er nur die Außengastronomie geöffnet. „Ich mache nicht mehr auf als unbedingt nötig“, erzählt er. Zu unsicher sei ihm die Lage noch. „Gerade erst heute sind die Zahlen wieder hochgegangen.“ Wassilew klingt resigniert, was nach sieben Monaten Hängepartie auch nur allzu verständlich sein dürfte.
Doch es sind nicht nur die Inhaber der Kneipen und Bistros, die unter der Unsicherheit mürbe werden. Wassilew erzählt von Gästen, die sich beschweren. Zwar nicht über ihn, aber in seinem Bistro. „Vielen fehlt einfach die Logik bei den Maßnahmen, die getroffen werden.“ Die Ratlosigkeit spürt man auch im „Stehschoppen“, wo Rafaela Schmidt seit vergangener Woche Montag wieder Bier zapft. Besonders ein Thema sei dabei gerade aktuell. „Die Gäste fragen sich, wie und ob sie bei der Fußball-Europameisterschaft hier die Spiele schauen können.“
Schließlich gilt ab 22 Uhr ein Alkoholverbot. Da beginnt bei vielen Spielen gerade einmal die zweite Halbzeit. Hört sich nach einem Luxusproblem an, doch für Kneipen sind genau solche Ereignisse überlebensnotwendig. Nicht wenige dürften sich die Spiele daheim anschauen und dabei ihr Bier trinken. Da braucht man eben keinen Test. Der bereitet auch dem „Stehschoppen“ Probleme, wie Schmidt erläutert. „Viele sagen, dass sie sich für einen Kaffee nicht extra einen Test besorgen wollen.“ Ergebnis ist, dass es, laut Schmidt, „sehr schleppend“ läuft.
Dieselben Worte wählt auch die Geschäftsführerin vom seit vergangener Woche geöffneten „Homburger Brauhaus“, Birgit Wessely. „Auch uns sagen Leute, dass sie wegen des Tests nicht kommen wollen.“ Momentan sei die Situation „schon sehr belastend.“ Doch Wessely möchte die Hoffnung nicht aufgeben und setzt alles auf die Zukunft. „Die Leuten müssen nach dieser langen Zeit einfach wieder den Hintern von der Couch hochbekommen und dann wird sich das auch wieder einpendeln.“
Der Blick in den Innenbereich bestätigt die Worte der Geschäftsführerin. Gerade einmal drei Personen sitzen dort, lesen Zeitung und lassen sich ihr Schnitzel schmecken. Da sieht es draußen auf der Terrasse über der Talstraße deutlich besser aus. Hier sind viele Tische besetzt. Zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer und ein Zeichen dafür, dass so mancher doch bereits den Hintern hochbekommt.