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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Initiative Our Fish begrüßen die Entscheidung der EU-Fischereiminister. Acht von zehn Fangquoten für 2021 sind im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt worden. Die DUH kritisiert jedoch, dass die Überfischung von zwei wichtigen Fischpopulation in der Ostsee in 2021 fortgeführt wird. Denn von Seiten der Wissenschaft wurde für den westlichen Hering und den östlichen Dorsch, wie im Jahr zuvor, eine Null-Quote empfohlen. Nun dürfen laut der Entscheidung der Fischereiminister doch 1575 Tonnen westlicher Hering und 595 Tonnen östlicher Dorsch im Jahr 2021 gefangen werden.

Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Erstmals orientieren sich die Fischereiminister größtenteils an wissenschaftlichen Empfehlungen. Dennoch muss mehr kommen: Der östlichen Dorschpopulation geht es so schlecht, dass nur ein sofortiger Fangstopp eine Erholung in einigen Jahren ermöglichen kann. Zusätzlich müssen noch weitere Anstrengungen unternommen werden, um die Lebensräume, Nahrungsgrundlage und Laichplätze zu sichern. Auch die Überwachung und die Kontrolle der Fischerei muss sich drastisch verbessern, um sicherzustellen, dass die Vorschriften eingehalten werden. Weiterhin werden Tonnen von Dorschen illegal über Bord geworfen. Das gefährdet die Dorschpopulation zusätzlich“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Zuvor hatte die EU-Kommission einen Vorschlag unterbreitet, in dem erstmals der ökosystem-basierte Ansatz und die Beziehungen im Nahrungsnetz bei der Fangquotenfestlegung berücksichtigt wurden. Mit dem Vorschlag sollten gefährdeten Populationen wie dem östlichen Dorsch nicht die Nahrungsgrundlage entzogen werden, die aus kleinen Heringen und Sprotten besteht. Dieser Vorschlag wurde jedoch von den Fischereiministern verwässert. Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Initiative dazu: “Die Entscheidungen des diesjährigen Ministerrates haben gezeigt, dass die EU noch einen langen Weg vor sich hat, ihr Fischereimanagement in Einklang mit ihren ambitionierten Zielen zu bringen. Die Gemeinsame Fischereipolitik, der Europäische Green Deal als auch die Biodiversitätsstrategie 2030 fordern ein ökosystem-basiertes Fischereimanagement, um die biologische Vielfalt zu schützen und wiederherzustellen. Die Fischereiminister haben mit ihrer Entscheidung zu deren Umsetzung nicht beigetragen.

Der EU-Ministerrat (AgriFish Council) legt die Fangmöglichkeiten für die Ostsee auf seiner jährlichen Tagung im Oktober fest. Grundlage für diese Entscheidungen sollten die wissenschaftlichen Empfehlungen für nachhaltige Fangmengen des internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) sein und der Vorschlag der EU-Kommission über die Fangmöglichkeiten in der Ostsee. Doch die Verhandlungen des Ministerrates finden hinter verschlossenen Türen statt. Das macht es für die Öffentlichkeit beinahe unmöglich, nachzuvollziehen, welcher EU-Mitgliedstaat die Überfischung weiter vorantreibt. Die wissenschaftlichen Empfehlungen wurden bei der Festlegung der Fangquoten in der Vergangenheit oft überschritten. Für das Jahr 2020 wurden die Fanggrenzen für fünf von zehn Fischbeständen in der Ostsee oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt.

Die Anlandeverpflichtung (sog. Rückwurfverbot) trat am 1.Januar 2019 EU-weit vollumfänglich in Kraft, in der Ostsee gilt sie schon seit 2017. Demnach müssen alle gefangenen Fische, für die Fangbegrenzungen oder Mindestreferenzgrößen existieren, mit an Land gebracht werden. Doch leider existieren keine effektiven Kontrollmechanismen und somit werden die illegalen Rückwürfe noch immer auf See praktiziert. Diese Rückwürfe haben einen großen Einfluss auf die Fischpopulationen und erschweren zusätzlich deren Erholung.

Gesunde Fischpopulationen sind essentiell für gesunde Meeresökosysteme. Sie tragen dazu bei, dass die Meere ihre wichtige Funktion im globalen Klimasystem wahrnehmen können. Die Meere und Ozeane haben bereits 90 Prozent der überschüssigen Wärme der vergangenen 50 Jahre absorbiert und bis zu 30 Prozent aller Kohlenstoffemissionen gebunden. Durch die Verschmutzung und Überfischung werden die marinen Ökosysteme anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels und können lebenswichtige Funktionen nicht mehr aufrechterhalten.

Die Klima- und Biodiversitätskrise erfordern mutige und ehrgeizige Schritte, die geeignet sind, einen grundlegenden Wandel herbeizuführen. Das Ende der Überfischung ist eine effektive und einfach zu realisierende Maßnahme, die erhebliche und weitreichende positive Auswirkungen auf unsere Meere, das Klima, die von der Fischerei abhängigen Gemeinschaften und auf uns alle haben würde. Deshalb dürfen die Fanggrenzen die wissenschaftlichen Empfehlungen nicht überschreiten.

(ots)

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