Landrat Dr. Theophil Gallo (r.) sprach im Rahmen des deutsch-polnischen Grabungscamps mit den Studenten um Prof. Dr. Agnieszka Tomas und Prof. Dr. Peter Haupt (8. u. 9. v. r.) - Foto: Sandra Brettar
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Wer in den vergangenen Wochen das Römermuseum besuchte, konnte die weißen Pavillons auf dem Museums-Areal nicht übersehen, was bedeutete: Es ist wieder Grabungszeit. Nach dem erfolgreichen Start im Sommer 2023, hat das deutsch-polnische Forschungsprojekt seine Arbeit nun vor Ort fortgesetzt.

Zwölf Studierende archäologischer Fächer der Universitäten Warschau und Mainz haben unter der Leitung der beiden provinzialrömischen Archäologen Prof. Dr. Agnieszka Tomas (Warschau) und Prof. Dr. Peter Haupt (Mainz) drei Wochen lang in der Römerstadt Homburg-Schwarzenacker ausgegraben. Nachdem in gleicher Besetzung bei der Grabungskampagne im vergangenen Jahr der antike Straßenverlauf fokussiert wurde, stand dieses Mal ein bereits in Teilen 2004 untersuchtes römisches Heiligtum im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses, welches unter dem heutigen Barockgarten am Edelhaus verborgen liegt.

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Die Forschungen wurden maßgeblich vom Saarpfalz-Kreis, der Stadt Homburg und dem Römermuseum Schwarzenacker sowie dem Landesamt für Denkmalpflege unterstützt. Landrat Dr. Theophil Gallo, Vorsitzender der Deutsch-polnischen Gesellschaft Saar e. V., ließ es sich nicht nehmen, beim Grabungsteam vorbeizuschauen, um sich über den Fortschritt zu erkundigen.

„Es ist durchaus lohnend, mehrere Jahrzehnte nach den großen Grabungen Alfons Kollings – Kolling (1922-2003) war Landesarchäologe des Saarlandes und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrückennun mit modernen Methoden, einem besseren Forschungsstand und neuen Fragestellungen an eines der bedeutendsten römischen Denkmäler Deutschlands heranzutreten“, hielt Prof. Peter Haupt fest.

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Auch wenn während der diesjährigen Kampagne nicht die ältesten Schichten erreicht wurden, kann anhand des Fundmaterials zumindest eine Nutzung des Heiligtumsvom 2. Jahrhundert n. Chr. bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. nachweisen. Im Kult kam der Zubereitung und dem gemeinsamen Konsum von Mahlzeiten eine wichtige Rolle zu, Abfälle vergrub man dann direkt bei den Tempeln. Auch in der Erde deponierte Opfergaben wurden gefunden. Unklar ist jedoch weiterhin, welche Götter hier verehrt wurden. In dem heiligen Bezirk standen genau solche Tempel, wie der nur wenige Meter entfernt stehende Merkurtempel, der nach einem Vorbild bei Bierbach rekonstruiert wurde“, führte Professor Haupt weiter aus.

Landrat Dr. Theophil Gallo: „Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie hier Geschichte in der Gegenwart hervorgeholt wird. Ich freue mich sehr darüber, dass es dabei nicht nur um Archäologie geht, sondern auch um Begegnungen zwischen Nationen und das wechselseitige Lernen voneinander. In der Weiterentwicklung unserer saarpfälzischen Museums- und Forschungsstandorte profitieren wir enorm von der Kooperation mit den beiden Universitäten und ich bedanke mich bei allen, die hinter diesem nationenübergreifenden Projekt stehen. Ich hoffe es gelingt uns, in der nahen Zukunft auch Studierende der Universität Rzeszow einzubinden, was im Sinn der Partnerschaft zwischen dem Saarland und der Woiwodschaft Podkarpackiewäre.

Allen Beteiligten blieb auch dieses Mal das große öffentliche Interesse in Erinnerung: Neben zahlreichen Individualtouristen verbanden etliche Schulklassen aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und sogar aus Bayern ihren Besuch im Römermuseum mit einem Abstecher zur Grabung, wo sie den Archäologen bei der Arbeit zusehen und Fragen stellen konnten.

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