Für Myriam Backes ist eines ganz klar: Noch vor der Vermittlung von Deutsch- und Mathematikkenntnissen, und noch vor dem Gesundheits-, Klima- und EDV-Wissen sollte Schülern das große Einmaleins der Mitmenschlichkeit beigebracht werden.
„Mitmenschlichkeit ist das wichtigste überhaupt und sollte an erster Stelle stehen bei dem, was wir Menschen beibringen; wie geht es dem anderen, auf was muss ich achten, wenn ich ihm begegne“, hielt die Politiklehrerein an der Robert-Bosch-Schule im Rahmen einer Spendenübergabe der Demokratie-AG ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Miteinander, das die Würde des Menschen – wie im Grundgesetz verankert – auch wirklich in den Mittelpunkt rückt. Dass die Realität eine gänzlich andere ist mache sie zugegebenermaßen traurig: „Ich habe inzwischen gelernt, dass ich das Böse und Schlechte nicht aufhalten kann. Es wird immer Menschen geben, die Mitmenschlichkeit nicht begreifen. Aber wir müssen die schweigende Mehrheit erreichen, dass sie was sagt, wenn anderen Unrecht geschieht oder sie angegriffen werden. Wenn wir das nicht hinbekommen, dann habe ich große Bedenken, was diese Gesellschaft angeht.“
Im Rahmen einer Spendenübergabe der Demokratie AG skizzierte Backes mit einfachen Worten ihre Beweggründe, warum sie vor einem Jahr die Arbeitsgemeinschaft ins Leben gerufen hat, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens mächtig viel bewegt und anderen Menschen geholfen hat. Unterstützt werden Backes und die 14 Schüler der Demokratie AG von Schulleitung und Kollegium, und unter anderen vom Rotaryclub Homburg und dem FCH. Schulleiterin Barbara Neumann ist bekanntlich stolz darauf, dass die Robert-Bosch-Schule „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ ist und steht komplett hinter der Demokratie AG: „Wir leben leider in einer Zeit in der jeder nur an sich denkt. Wir haben das Miteinander und den guten Umgang miteinander verlernt. Es ist deshalb gut, gutes auch zu tun und nicht nur selbst an sich zu denken. Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft haben an unserer Schule einen großen Stellenwert. Ich bin deshalb dankbar für eure Aktion, mit der ihr ein positives Zeichen setzt.“ Gemeint war damit das Spendenprojekt „Miteinander-Füreinander – über alle Grenzen hinaus“.
Im Grunde sind es aber gleich mehrere Aktionen, wobei die aktuelle Spendenaktion sicherlich zu den wirksamsten gehört. Unter anderem mit dem Verkauf von Spruch-Armbändern und dem Sammeln von Spendengeldern haben die Schüler der AG 6.285 Euro zusammengebracht, die letzte Woche zu gleichen Teilen an das Ronald Mc Donald-Haus Homburg, die Jüdische Gemeinde Saarbrücken, den Verein Chance auf Leben und die Mamba and Mambacita Sports Foundation überreicht wurden. Vereine und Organisationen also, die Menschen unmittelbare Hilfen zukommen lassen oder sich gegen Antisemitismus stark machen.
Daneben hatte die Demokratie AG mit einer Sachspendenaktion eine Familie mit Migrationshintergrund nach einem Hausbrand unterstützt. Mit dem Besuch der Gedenkstätte Neue Bremm, der Auseinandersetzung mit den Saarbrücker Stolpersteinen und dem Leben von Sir Nicholas Winton, der kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Transporte zur Rettung von 669 jüdischen Kindern organisierte, gab es gemeinsame Projekte, die mit Kopf und Herz etwas machten. Für Backes die wohl schönste Aktion war die, dass beim Spiel des FC Homburg gegen den SV Elversberg, von den Spielern das Banner der „Schule gegen Rassismus“ auf den Platz getragen wurde, vom Stadionsprecher ein von der AG vorbereiteter Text verlesen wurde und die Schüler ihre Armbänder verkaufen durften. Nicht so schön waren allerdings die eher negativen Kommentare bei Facebook und die Likes dafür. Positive Kommentare fehlten gänzlich. „Das hat mich zutiefst erschüttert“, gestand Backes. Was ihr ebenso zusetzt ist der Umstand, dass sich in den USA zurzeit die älteste Demokratie der Welt auf offener Bühne selbst demontiert: „Wir sollten auch nicht glauben, dass in Deutschland alles in Ordnung ist. Wir haben auch in unserem Land große Defiziute und wir sollten den Mut haben, Dinge anzusprechen, die nicht funktionieren.“
Persönlich ist Backes der Meinung, dass die Demokratie AG viel erreicht hat in den letzten Monaten. Bestätigt wurde ihr das vom Antisemitismus-Beauftragten der Landesregierung, dem Verfassungsrechtler Prof. Dr. Roland Rixecker. „Es ist eine wichtige und bedeutende Sache, dass man Menschen zeigt, dass man für sie einsteht. Es ist wichtig, dass sich Menschen einsetzen, und dass es eine solche Schule und solche Schüler gibt, ist ganz besonders wichtig. Wir sind froh dass es euch gibt, und dafür, was ihr getan habt und dass ihr Erfolg habt. Macht weiter so“, sagte Rixecker und dankte den Schülern und ihrer Projektleiterin im Namen der Landesregierung. Seitens der Jüdischen Gemeinde meinte Ricarda Kunger: „Menschen wir ihr machen für uns alle die Welt besser.“ Für Markus Okuesa als Paten der „Schule mit Courage“ ist dieses wichtig: „Ihr kümmert euch um eure eigene Zukunft.“