Pflegeheimbeschäftigte aus dem Saarland haben sich noch nie so oft wegen Corona krankgemeldet wie im Vorjahr. Das zeigt der aktuelle BARMER-Pflegereport, den Autoren der Universität Bremen erstellt haben.
So kamen im April des Jahres 2022 exakt 200 Corona-Krankmeldungen auf 10.000 saarländische, BARMER-versicherte Pflegefachkräfte im Pflegeheim. Die Höchstwerte der Jahre 2021 (Januar: 53) und 2020 (April: 62) wurden damit deutlich übertroffen. Der höchste Wert seit Pandemiestart bei den Corona-Krankmeldungen unter im Pflegeheim tätigen, BARMER-versicherten Pflegehilfskräften aus dem Saarland wurde im April des Jahres 2022 erreicht. Er lag sogar bei 207 je 10.000 Pflegehilfskräfte und damit noch über den Spitzenwerten der im Pflegeheim tätigen Pflegefachkräfte aus dem Saarland. „Um für weitere COVID-19-Wellen und Pandemien gewappnet zu sein, ist es entscheidend, die Beschäftigtenzahl im Sinne des im Juli dieses Jahres startenden, neuen Personalbemessungsverfahrens für Pflegeeinrichtungen zügig zu erhöhen. Nur so kann eine Abwärtsspirale aus Überforderung der Pflegebeschäftigten und erhöhten Arbeitsunfähigkeitszeiten verhindert werden“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Corona-Wellen treffen Pflegebedürftige im Heim besonders schwer
Der BARMER-Pflegereport zeigt zudem, dass auch Pflegebedürftige in saarländischen Pflegeheimen stark von den Corona-Wellen betroffen waren. Nach Berechnungen für den Report für die Jahre 2020 und 2021 war der Anteil der an Corona erkrankten saarländischen Pflegeheimbewohner im Januar 2021 mit 8,6 Prozent am höchsten. In diesem Monat lag der Anteil der an Corona Erkrankten unter allen Pflegebedürftigen im Saarland bei nur 2,9 Prozent und in der Gesamtbevölkerung des Bundeslandes bei 1,0 Prozent. Ähnliche Unterschiede ergeben sich bei Betrachtung der übrigen Monate in den Jahren 2020 und 2021. „Auch wenn für viele Menschen Corona seinen Schrecken verloren hat, sind die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen oft besonders schutzbedürftig. Wir brauchen für Pflegeheime praktikable Konzepte, um für künftige Pandemien gerüstet zu sein“, fordert Kleis. Vorbereitungen auf neue Varianten des Corona-Virus und weitere Infektionswellen seien angezeigt. Um negative indirekte Effekte bei Bewohnern von Pflegeheimen zu verhindern, solle dabei aber soweit wie möglich auf Maßnahmen zur Kontaktverminderung verzichtet werden.
Weniger Pflegebedürftige zu Pandemie-Beginn ins Pflegeheim
Wie aus dem Pflegereport der BARMER weiter hervorgeht, war die Zahl der Neueinzüge in Pflegeheime im Saarland im Jahr 2021 deutlich höher als in den Jahren zuvor. Nach Hochrechnungen für den Report schwankte die Zahl der jährlichen Eintritte in die vollstationäre Dauerpflege in den Jahren 2017 bis 2020 in dem Bundesland zwischen 3.900 und 4.300. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der neuen Pflegeheimbewohner im Saarland auf 5.000. BARMER-Landesgeschäftsführerin Kleis vermutet hinter dieser Entwicklung auch einen Aufholeffekt aus dem Jahr 2020: „Im ersten Pandemiejahr gab es bei den Pflegeheimzugängen kaum Zuwachs. Das wird auch Ausdruck der Sorge von Angehörigen gewesen sein, dass ihre Nächsten bei einer Unterbringung in einem Pflegeheim an Corona erkranken und gegebenenfalls sterben könnten. Erst im späteren Verlauf der Pandemie ist die Zahl der Menschen, die in ein Pflegeheim gezogen sind, deutlich gestiegen.“ Wohl wissend, dass das Sterberisiko nun dank Impfungen sowie inzwischen verinnerlichter Routinen beim Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln deutlich habe gesenkt werden können.