Bild: Stephan Bonaventura
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Seit genau 10 Jahren können Menschen jedweder Altersgruppe in Homburg eine ganz besondere Tanzform erlernen. Denn seit 2011 gibt es die Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft. Und die ist außergewöhnlich erfolgreich. Doch dahinter steckt eine ganze Menge Arbeit.

Alle zwei Jahre wird der Homburger Saalbau zum Ort der kunstvollen Choreographien, des rhythmischen Tanzens und ja, auch der Spitzenschuhe – auch wenn nur ganz wenige in der Ballettabteilung der Homburger Narrenzunft tatsächlich auf den Zehen tanzen können. Über 1000 Zuschauer kommen über zwei Tage verteilt in das Kulturzentrum, um die große Aufführung zu bestaunen.

Der Laie fragt sich da vielleicht, wieso eine solch große Aufführung nicht jährlich stattfindet. Doch wenn die Haupttanzlehrerin und ausgebildete Tanzpädagogin Rebecca Heib erzählt, was so alles hinter einer solchen Veranstaltung steckt, dann wird schnell klar: Die Leichtigkeit und Eleganz, die eine gelungene Ballettvorstellung auszeichnet, überträgt sich nicht unbedingt auf die Vorbereitung. Denn die ist aufwendig und mit viel Arbeit verbunden.

Rebecca Heib – Tanzpädagogin Ballettabteilung Homburger Narrenzunft e.V. – Bild: Stephan Bonaventura

Da ist die Auswahl des Themas noch einer der leichteren Parts. Danach geht’s erst richtig los. „Allein schon mit der Vorbereitung der Tänze ist man lange beschäftigt“, so Heib. „Außerdem muss geschaut werden, welche Gruppe was macht.“ Danach beginnt schließlich das Training. Schritt für Schritt, bis alles passt. Monate dauert das. Für die nächste Aufführung, die am 28. Mai stattfinden soll, sind rund acht Monate Vorlaufzeit eingeplant.

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Der „Karneval der Tiere“ soll dann im Saalbau präsentiert werden. Das Thema passt ganz gut, schließlich ist die Ballettabteilung ein Teil der Homburger Narrenzunft. Doch wie kam es eigentlich dazu? „Für mich war es mit Anfang 20 noch keine Option, mich mit einer Tanzschule selbstständig zu machen“, blickt Heib 10 Jahre zurück. So beschäftigte man sich mit dem Thema Vereinsgründung und kam ins Gespräch mit dem 1. Vorsitzenden der Narrenzunft, Rüdiger Schneidewind. „Er hat dann gefragt, wieso wir nicht einfach zur Narrenzunft kommen.“

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10 Jahre ist das Arrangement nun alt. Für die Ballettabteilung hat es nur Vorteile. So haben die Tänzerinnen einen eigenen Raum im Zunfthaus, wo sie nach Herzenslust trainieren können. Dazu kommen die vielen Beziehungen, die über die alteingesessene Narrenzunft vermittelt werden konnten. „Manchmal überschneidet es sich sogar, dann wechselt ein Kind von der Garde zu uns oder anders herum“, erklärt Katharina Gortner, die Leiterin der Ballettabteilung.

Katharina Gortner – Ballettabteilungsleitung Homburger Narrenzunft e.V. – Bild: Stephan Bonaventura

Trotz allem ist diese sehr eigenständig. Gewissermaßen ein Verein im Verein. Eigene Veranstaltungen, eigene Mitglieder, eigene Einzüge – die Ballettabteilung steht weitgehend auf eigenen Füßen. Das geht auch deshalb, weil man sich vor Anfragen kaum retten kann. 160 Mitglieder hat die Abteilung, in allen Altersgruppen ist die Nachfrage da. Das geht so weit, dass vor einiger Zeit eine zweite Tanzlehrerin engagiert werden musste und mittlerweile aufgrund der Corona-Situation keine Neuzugänge mehr aufgenommen werden können. „Denn wir rechnen damit, demnächst entweder wieder die Gruppen verkleinern zu müssen beziehungsweise im schlechtesten Fall in den Online-Unterricht wechseln zu müssen“, sagt Gortner.

Corona stellt eben auch die Balletttänzerinnen vor große Herausforderungen. Wie in so vielen Branchen versuchte man die fehlenden Trainingsstunden durch Online-Angebote aufzufangen. Ergebnis war eine besondere Aktion. „Die Eltern haben Tanzvideos von den Kindern geschickt, das wurde dann zusammengeschnitten und mit Musik hinterlegt“, sagt Gortner. „Das war schon toll.“

Wenn nicht gerade Corona-Lockdown ist, treffen sich die Tanzgruppen in verschiedenen Übungsformen. Bis ins Alter von fünf Jahren gehen die Kinder in die tänzerische Früherziehung, erst danach geht es los mit richtigem Balletttraining, Lehrplänen, Prüfungen und allem, was dazugehört, um beim Ballett wirklich durchstarten zu können. Doch es sind bei weitem nicht nur Kinder und Jugendliche, die die Angebote nutzen. Auch Erwachsene bis ins hohe Alter sind dabei. „Die Älteren sind auch sehr ambitioniert, die wollen auch ihre Prüfung machen. Die Älteste, die je mitgemacht hat, war um 70“, berichtet Gortner.

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Alle können also grundsätzlich mitmachen. Doch nicht für jeden ist das so einfach. „Bei den Jungs ist einfach das Problem, dass sie sich in der Schule oft was anhören müssen“, ärgert sich Gortner. „Ballett ist leider immer noch sehr klischeebehaftet.“ Das sorgt dafür, dass die Ballettabteilung eine (fast) reine Frauendomäne ist. Gerade einmal ein 8-jähriger Junge ist Mitglied, ansonsten sind Männer in der Ballettabteilung Fehlanzeige.

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So sind es in erster Linie Frauen, die in Homburg und Umgebung die Menschen mit ihren Ballettkünsten erfreuen. Denn die große Aufführung im Saalbau ist nur ein Teil des Veranstaltungskalenders, wenn auch der größte. Daneben tritt die Balletabteilung bei diversen Anlässen auf, sei es nun auf Kinderkonzerten oder Weihnachtsmärkten. „Wir gehen auch ins Altersheim, da freuen sich die Menschen immer wahnsinnig“, freut sich Gortner über die positive Rückmeldung aus der Bevölkerung.

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Nun steht jedoch erst einmal die Vorbereitung für die große Jubiläumsveranstaltung am 28. Mai an. Da müssen Bühnenbilder entworfen werden, Kostüme bestellt und genäht und nicht zu vergessen, die Tänze eingeübt werden. Am Ende soll schließlich alles passen, wenn im Saalbau der „Karneval der Tiere“ übers Parkett fegt. Viel Arbeit steht also ins Haus, um das 10-jährige Jubiläum gebührend zu begehen. Aber damit kennen sie sich bei der Ballettabteilung ja aus.

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