Foto: Elke Birkelbach
Anzeige

Gänsehautfeeling – so könnte man mit einem Wort die ganz besondere Atmosphäre auf dem Klosterberg in Wörschweiler an diesem Maiabend beschreiben.

Die AG Biosphäre und Kirche des Biosphärenvereins Bliesgau holte das Abendlob der Zisterziensermönche zurück in die Ruine der Klosterkirche. Das Abendlob bzw. die Vesper war das vorletzte Stundengebet im Tagesablauf der Mönche und beendete offiziell den Arbeitstag. Vielleicht zum ersten Mal seit 1558, als das Kloster in Folge der Reformation säkularisiert wurde, klangen wieder Gesänge und Gebete durch die heiligen Hallen.

Anzeige

„Vertreten“ wurden die einstigen Zisterziensermönche durch die Schola Cantorum Blieskastel, die unter der Leitung von Matthias Leiner gregorianische Gesänge und Psalmen vortrug. „Es war schon lange ein Anliegen der Schola Cantorum, gregorianischen Choral im Ambiente der Klosterruine Wörschweiler zu singen. Das Abendlob war dafür nun ein hervorragender Rahmen, sodass der Wunsch endlich in Erfüllung gehen konnte. Dank der Technik konnte die Akustik einer halligen Klosterkirche nachempfunden werden – eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass das ‚Gänsehautfeeling‘ tatsächlich aufkommen konnte“, freut sich Leiner.

Pastoralreferent Steffen Glombitza (Pfarrei Heilige Familie Blieskastel) und Pfarrer Götz Geburek (Protestantische Kirchengemeinde Homburg) leiteten gemeinsam den ökumenischen Gottesdienst. “In Magnificat und Mirjam-Lied haben sich zwei starke Frauen geäußert: Gott gab ihnen Mut, ihre Aufgaben zu erfüllen. Das mag alle Anwesenden darin bestärkt haben, das Ihre in Liebe, Geduld und Güte füreinander und miteinander zu tun”, so beschreibt Geburek die Botschaft an die Besucher.

Anzeige
Foto: Elke Birkelbach

Peter Michael Lupp, Projektleiter des europäischen Modellprojektes Sternenweg /Chemin des étoiles, erinnerte in einem Kurzimpuls an den besonderen Geist des Heiligen Bernhard von Clairvaux: “Der charismatische Abt und Begründer des Zisterzienserordens vermittelte im 12. Jahrhundert eine Politik des Weniger, der Wahrhaftigkeit und Barmherzigkeit innerhalb menschlicher Gemeinschaften und warb auch für ein neues Verhältnis zur Natur sowie die Bewahrung der Schöpfung. Dieser Geist verbreitete sich in jener Zeit über mehr als 350 Klöster in ganz Europa. So auch ab dem Jahre 1071 in Wörschweiler, als Abt Gobert mit zwölf Mönchen eine neues Zisterzienserkloster errichtete. Das Wissen um diesen „genius loci“ ist heute aktueller denn je und macht die Klosterruine zu einem Ort, an dem sich Zeiten verbinden und Menschen für neues Bewusstsein zum Erhalt unseres einzigartigen Lebensraumes inspiriert werden. Am Stand des Regionalverbandes Saarbrücken zum „Sternenweg/Chemin des étoiles“ konnten sich die Gäste informieren und einen Pilgerstempel erhalten.”

Trotz der unsicheren Wettervorhersagen – Petrus hatte die Gebete der Protagonisten erhört – haben viele Gläubige den Weg auf den Klosterberg gefunden und waren begeistert. „Es war so klasse“, so die Reaktion einer Besucherin. Auch die Veranstaltungen vor dem eigentlichen Abendlob, Wanderung, Achtsamkeitsübung und eine Führung über das Klostergelände, konnten genauso überzeugen wie die Verköstigung durch den Förderverein der Klosterruine Wörschweiler.

Foto: Elke Birkelbach

Für die Organisatoren stand am Ende des Tages fest: Dieses Format braucht eine Fortsetzung. „Eine so gelungene Veranstaltung an einem so geschichtsträchtigen Ort sollte eine feste Einrichtung werden und regelmäßig stattfinden“, bekräftigt Axel Kammerer, Zweiter Vorsitzender des Biosphärenvereins.

Torsten Czech, der Erste Vorsitzende des Biosphärenvereins, der zusammen mit Steffen Glombitza die Idee zur Gründung der AG Biosphäre und Kirche hatte, zeigte sich ebenfalls tief beeindruckt von dem Ereignis und der Resonanz unter den Beteiligten. “Mit dieser Veranstaltung ist es uns meiner Meinung nach gelungen, die enge inhaltliche Verbindung zwischen dem christlichen Glauben und der Idee der Biosphäre deutlich zu machen. Großen Dank allen ehrenamtlichen Helfern, die dazu beigetragen haben.”

Foto: Elke Birkelbach
Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein