Die zerstörte Ludwigskirche. Quelle: Sammlung Fritz Mittelstaedt, Stadtarchiv Saarbrücken

Zum 75. Jahrestag der Zerstörung der Ludwigskirche in Saarbrücken wird das Gotteshaus in die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry aufgenommen. Dazu gehören über 200 Kirchen und Schulen in aller Welt, die sich zu Frieden und Versöhnung verpflichtet haben. Das Nagelkreuz wird in einem Festgottesdienst am Sonntag, 6. Oktober, dem Jahrestag der Zerstörung der Ludwigskirche, an die Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken übergeben.  

In der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober 1944 hatten die britischen Luftstreitkräfte Alt-Saarbrücken in Schutt und Asche gelegt.  Auch die Ludwigskirche wurde schwer getroffen, die Kirche und fast alle Häuser am Platz brannten nieder. „Der Aufbau war schwierig und langwierig“, erzählt Thomas Bergholz, Pfarrer der Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken. Noch heute fehlten einzelne Figuren auf dem Dach der Ludwigskirche. „Aber auch viele andere Wunden und Zerstörungen brauchten lange, bis ein normales Leben wieder möglich war.“

Solch einen Krieg darf es nicht mehr geben“, so Bergholz. „Deshalb beten wir schon seit 2017 jeden Samstag in unserm Mittagsgebet die sogenannte Nagelkreuz-Litanei. Mit der Aufstellung einer damals zerstörten Figur in der Ludwigskirche wollen auch wir einen Beitrag dazu leisten, dass aus dem Leid der Vergangenheit Versöhnung und Frieden wachsen kann“, sagt Bergholz. Im September 2018 hat dann eine kleine Delegation der Gemeinde Saarbrücken Coventry besucht und dort den vom Presbyterium beschlossenen Aufnahmeantrag in die Nagelkreuzgemeinschaft übergeben. Im September 2019 hat  die deutsche Sektion die Ludwigskirche in die Nagelkreuzgemeinschaft aufgenommen.

Anlass für die Gründung der Nagelkreuzgemeinschaft war die Zerstörung  der Kathedrale von Coventry durch die deutsche Luftwaffe am 14. November 1940. Statt auf Rache setzte der damalige Dompropst Richard Howard und seine Nachfolger auf Versöhnung. Nicht Bitterkeit, Hass oder der Wunsch nach Vergeltung sollten die Zukunft prägen, sondern die Hoffnung auf  Vergebung und Frieden.

Als Zeichen dieser Verpflichtung und Verheißung formte Pfarrer Arthur Wales aus drei Zimmermannsnägeln aus den Dachbalken der verbrannten mittelalterlichen Kathedrale ein „Nagel-Kreuz“. Schon 1947 wurde als Zeichen der Versöhnung eine Kopie dieses Nagelkreuzes an die Kieler Nikolaikirche übergeben, aber auch an viele andere Kirchen und auch an Personen aus dem öffentlichen Leben. Seit 1959 wird in Coventry jeden Freitag um 12 Uhr in der Ruine der alten Kathedrale ein kurzes Versöhnungsgebet, die sogenannte Nagelkreuz-Litanei gebetet.

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