Minister Jost beim Pflanzen von Eichen auf einer vom Borkenkäfer zerstörten ehemaligen Fichtenfläche bei St. Ingbert. Foto: MUV
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Während ab Montag in Paris beim Klimagipfel über das Weltklima verhandelt wird, sieht die Forstwirtschaft nicht tatenlos zu. Denn auch wenn sich die Verhandlungspartner auf das Ziel einigen, die Klimaerwärmung auf höchstens 2 Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen, so hat diese Temperaturverschiebung bereits enorme Folgen für die Gesundheit und Zukunft der Wälder – auch im Saarland.

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Größte Herausforderungen für die Erhaltung unserer Wälder

Der Klimawandel sei schon lange in Deutschland angekommen, erklärt Umweltminister Reinhold Jost. „Das merken wir nicht nur daran, dass viele Obstbäume früher blühen und die Singvögel immer früher mit dem Brüten beginnen. Wir stehen schon jetzt vor der Herausforderung, dass Klimaextreme wie Trockenheit, Hitzewellen und Stürme weiter zunehmen. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für die Erhaltung unserer Wälder.“

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Mit wärmeren Sommern und immer längeren Trockenphasen geraten die Wälder unter Hitze- und Trockenstress. Zudem steigt die Gefahr durch Waldbrände. Der Verlauf des diesjährigen Sommers war ein weiterer Beleg für die Häufung dieser Wetterextreme. Gleichzeitig verstärkt sich bei erhöhtem Stress das Risiko durch Massenvermehrungen von Schädlingen wie Borkenkäfer.

Damit der Wald im Saarland die Folgen des Klimawandels unbeschadet überstehen kann, beschäftigt sich der SaarForst Landesbetrieb mit dem Waldumbau – neben anderen Maßnahmen pflanzen die Förster vermehrt Baumarten, die den erwarteten klimatischen Bedingungen eher standhalten. Minister Jost legte am Freitag bei einer Wiederaufforstung auf einer vom Borkenkäfer zerstörten ehemaligen Fichtenfläche bei St. Ingbert mit Hand an. Dort sollen künftig Baumarten wie die klimaresistente Eiche wachsen.

Wie bereitet SaarForst den Wald auf den Klimawandel vor? 

„Wir Forstleute vor Ort können nicht warten, bis alle Forschungsergebnisse zum Klimawandel vorliegen, denn wir pflanzen heute die Bäume für unsere Enkelkinder. Darum müssen wir jetzt reagieren und die Wälder auf den Klimawandel vorbereiten, so dass sie stabil genug sind, den Klimaschwankungen zu trotzen. Der SaarForst setzt auf eine Mischung der Baumarten (wie z.B. die Eiche, der Ahorn, die Edelkastanie aber auch auf standortsgerechte Nadelbaumartenwie Tanne und Douglasie), um so das Risiko für den Wald zu verringern. In den kommenden Jahren pflanzen wir vermehrt klimaresistente Baumarten. Wichtig ist auch, die natürliche Verjüngung der Waldbestände mit zu nutzen. Hier kommen Baumarten wie die Buche, die Birke, die Eberesche und andere mehr hinzu. Mit dem seit Jahren praktizierten Waldumbau haben wir das Risiko gesenkt und verfolgen das Ziel, den Wald dauerhaft zu erhalten. Doch diese Arbeit erfordert Know-how, Geld und Zeit. Wir investieren jährlich rund 100.000 Euro in Baumpflanzungen. Das ist unsere Investition in die Zukunft“, so Joachim Stelzer stellvertretender Betriebsleiter vom SFL.

Die Fichte – eine „Verliererin“ des Klimawandels 

„Leider ist auch bei uns in weiten Teilen des Landes die Fichte die „Verliererin“ des Klimawandels, da sie trockene Sommer besonders schlecht verträgt“, so Forstrevierleiter Bodo Marschall. Wenn sich außerdem die Niederschläge immer mehr in die Monate außerhalb der Vegetationszeit verschieben, dann kann ein Großteil des Wassers von den Bäumen nicht genutzt werden, und das Problem verschärft sich. „Unsere Buche mit ihrer relativ hohen Bandbreite, was Schattenverträglichkeit, Wasser- und Nährstoffversorgung betrifft, ist hier zunächst grundsätzlich besser aufgestellt.“ Falls es jedoch dazu kommen sollte, dass die Klimaerwärmung sogar mehr als 2°C beträgt, wird auch die Buche spürbar zu leiden haben. Je nach Erwärmung, Entwicklung des Wasser- und Nährstoffhaushalts und der Vegetationsperiode wird dann auch die Buche in ihrer Verbreitung und Wuchsleistung zurückgehen.

Hintergrund: Klimaanpassungsstrategien im Wald

Idealerweise sieht die Forstwirtschaft kritische Entwicklungen voraus und versucht, ihnen schon im Vorfeld entgegenzuwirken. Es kann über die Jahre zu Verschiebungen im Baumartengefüge aufgrund der sich verändernden Klimabedingungen kommen. Zum einen muss man bereits heute wissen, welche Baumarten bei zu erwartenden Klimaveränderungen auf den jeweiligen Standorten überhaupt gedeihen können und zum anderen gilt es auch abzuschätzen, mit welchen Baumarten sich auch in Zukunft der unersetzliche Rohstoff Holz in ausreichenden Mengen bereit stellen lässt.

Dazu führen die forstlichen Versuchsanstalten in Deutschland bereits seit mehreren Jahren umfangreiche Untersuchungen durch – eine Investition in die nachhaltige Zukunftsfähigkeit der Wälder und ihre Leistungen. Im Kern geht es bei den Untersuchungen darum, die zu erwartenden Klimaveränderungen möglichst genau vorherzusagen und die Areale für die dann geeigneten Baumarten möglichst regional einzugrenzen. Die Klimadaten und -szenarien, Bodenkarten und Geländemodelle werden dann in Karten zusammengeführt.

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