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Im Mehrgenerationenhaus, dem Haus der Begegnung in Homburg-Erbach, eröffnete am ersten Februar-Wochenende feierlich die Ausstellung „Ansichtssachen“ mit Werken des Künstlers Jürgen Braun. Trotz strahlenden Sonnenscheins fanden zahlreiche Besucher aus Freundeskreis, Familie und Kunstszene den Weg in die Spandauerstraße, um an der Vernissage teilzunehmen. Das Team des Hauses und der Künstler persönlich empfingen die Gäste mit einem Glas Sekt.

Patricia Delu, Leiterin des Mehrgenerationenhauses, begrüßte das Publikum herzlich und führte durch den Abend. Für die musikalische Untermalung sorgte Martin Gerschwitz von der Musikschule „Learn to Rock“, geleitet von Marc Spieß. Ein informativer Höhepunkt des Abends war die Laudatio der Kunsthistorikerin Dr. Brigitte Quack, die das Schaffen des Homburger Künstlers beleuchtete.

Jürgen Braun, geboren 1957 in Homburg/Saar, besuchte zunächst die Grundschule Langenäcker und danach das Saarpfalz-Gymnasium. Nach seinem Abitur leistete er den Zivildienst als Rettungsassistent beim Deutschen Roten Kreuz. Anschließend studierte er an der Universität des Saarlandes Bildende Kunst und Kunsterziehung, unter anderem bei Professor Karl-Otto Jung, Prof. Jo Enzweiler und Prof. Sigurd Rompza. Parallel dazu belegte er Germanistik für das Lehramt.

Seinem Heimatland blieb Braun treu und war an verschiedenen Schulen des Saarlandes als Lehrer tätig. Zuletzt unterrichtete er an der Gemeinschaftsschule „Neue Sandrennbahn“ in Homburg-Erbach. Darüber hinaus gab er Kurse als Kunsterzieher und Dozent an der Seniorenakademie in Neunkirchen sowie an der örtlichen Volkshochschule.

Seine künstlerische Leidenschaft zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Bereits 1986 gründete er in Homburg eine Untergruppe der Griffelkunstvereinigung Hamburg und leitete diese rund 30 Jahre. In seinen aktuellen Arbeiten setzt er auf eine Mischtechnik aus Farbstiften, Acryl- und Aquarellfarben, oft kombiniert mit Collagen. Auch das Gestalten von Kleinplastiken, vor allem aus Holz, fasziniert ihn. Dabei bleibt seine Kunst stets in Bewegung und überrascht immer wieder aufs Neue – wie die Ausstellung im Haus der Begegnung eindrucksvoll beweist.

Die ausgestellten Werke auf Papier sind mehrheitlich in Mischtechnik gehalten, um das Zusammenspiel der verschiedenen Materialien optimal auszuschöpfen. Dabei kommt es Braun nicht auf dekorative Ästhetik oder eine fotorealistische Abbildung an, sondern vielmehr auf die tiefere künstlerische Aussage. Überlagerte Farbschichten und Formen erzeugen Strukturen, die erst bei genauerem Hinsehen ihr volles Potential entfalten. Die Bedeutung der Bilder entsteht letztlich durch die Wahrnehmung und Empfindungen des Betrachters. Die Werke lassen sich in drei Kategorien unterteilen:

  • Geplante Kompositionen: Bewusst konstruierte Bilder, bei denen eine klare Idee im Vordergrund steht. Das Ergebnis bleibt trotzdem offen für neue Entwicklungen.
  • Hierarchisch aufgebaute Werke: Eine feste Grundstruktur, beispielsweise eine aufsteigende Dreiecksform, wird mit Collagetechniken und kalkulierten Zufällen kombiniert. So bleibt trotz Konzeption genug Raum für Variation und Interpretation.
  • Zentrenlose Bilder: Diese Arbeiten haben kein klares Zentrum, sondern bestehen aus gleichwertigen Bildelementen. Beim Zurücktreten können sich plötzlich Figuren oder Silhouetten herauskristallisieren.

Auch die gezeigten Holzplastiken vermitteln Emotionen. Das Werk „Zusammenstehen“ illustriert bereits durch seinen Titel, wie intensiv Brauns Arbeiten auf die Gefühlswelt eingehen können.

Brauns jüngste Werke aus dem Jahr 2025 setzen auf die erprobten Grundprinzipien, öffnen sich jedoch noch stärker für individuelle Sichtweisen. Große Freiflächen laden dazu ein, eigene Gedanken und Deutungen einzubringen. Ein Beispiel dafür ist das Bild „Verstrickungen“. Es thematisiert Liebe und Verliebtheit, lässt aber offen, ob die abgebildete Figur durch Gefühle gefesselt oder befreit wird. Versteckte Anspielungen auf Redewendungen wie „ein Auge auf jemanden werfen“ oder „Liebe macht blind“ finden sich in den Farbschichten und Formen wieder.

Das Werk „Brandmauer“ inspiriert ebenfalls zum Innehalten und Nachdenken. Steht die Mauer erst am Anfang, oder bröckelt sie schon? Wie positioniert man sich selbst dazu? Brauns Kunst lebt von solchen Fragen und ihrer Vieldeutigkeit.

In den farbstift- und aquarellbasierten Arbeiten werden beim Betrachter oft Assoziationen an Meer, Himmel oder Licht des Frühlings geweckt. Filigrane Strukturen wirken dabei wie ein durchscheinender Vorhang, der zum längeren Verweilen vor den Bildern einlädt. Die thematische Bandbreite reicht von abstrakt-expressiven Arrangements bis zu Kompositionen mit Buchstaben und figurativen Elementen. Immer wieder taucht das Motiv der Reise auf, beispielsweise in „Entdeckungsreise“ mit Anspielungen auf Transportmittel wie den Bully oder auf Briefmarken. Auch naturbezogene Sujets sind vertreten, etwa das Bild „Schwimmer“ mit seinen Blau- und Grüntönen.

Braun legt großen Wert darauf, dem Betrachter genügend Raum für eigene Interpretationen zu lassen: „Meine Bilder sind erst perfekt, wenn sich der Betrachter darauf einlässt.“ Wer näher hinsieht, wird mit unerwarteten Details und neuen Sinnbezügen belohnt. Die Ausstellung „Ansichtssachen“ bietet somit einen abwechslungsreichen Blick auf die Welt der Wahrnehmung und die Rolle des eigenen Standpunkts. Noch bis auf Weiteres kann man die Werke im Haus der Begegnung in Homburg-Erbach (Spandauerstraße 10) sehen. Montags bis donnerstags ist die Ausstellung von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 06841 – 934 9922 oder per E-Mail an hdbhomburg-erbach@web.de.

Alle Bilder: Friedel Simon

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