Foto: Jürgen Kruthoff/Stadtverwaltung Homburg
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Eine würdige Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 und an die Opfer des Nationalsozialismus wurde am vergangenen Freitag, 8. November, in der Protestantischen Stadtkirche sowie der Ruine der Synagoge durchgeführt.

Veranstalter waren die christlichen Kirchen in Homburg sowie die Stadt Homburg. Beteiligt waren auch der Chor und eine Streichergruppe des Saarpfalz-Gymnasiums (SPG) sowie Homburger Konfirmanden. Durch die Veranstaltung führte Pfarrerin Petra Scheidhauer. Hauptredner waren Gideon Lev und Manfred Levy als Nachfahren jüdischer Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus, für die am Vortag des Gedenkens Stolpersteine verlegt worden waren. Beim Abschluss in der Ruine der Synagoge sprach für die Stadt die ehrenamtliche Beigeordnete Nathalie Kroj.

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Mit der Gedenkveranstaltung wurde an das schlimme Geschehen der Reichspogromnacht erinnert, als in ganz Deutschland Synagogen geschändet, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürgerinnen und Bürger verwüstet und in Brand gesteckt wurden. Es folgten Deportation und Ermordung. Auch in Homburg blieben jüdische Familien nicht verschont. Stand das Gedenken im vergangenen Jahr im Zeichen des Kriegs in der Ukraine sowie der Angriffe auf Israel und dem Krieg im Gazastreifen, so standen in diesem Jahr die 30 Stolpersteine im Mittelpunkt, die am Donnerstag, 7. November, in der Eisenbahn-, der Fruchthall- sowie der Karlsbergstraße verlegt worden waren.

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Pfarrerin Petra Scheidhauer dankte zum Auftakt dem Chor des SPG für den gesungenen Wunsch „Shalom“ und betonte: „Wir werden nicht nachlassen zu mahnen.“ Sie ging auf die 30 neu verlegten Stolpersteine ein und hoffte, dass diese ihren Dienst täten, indem „wir über diese stolpern“. Dann begrüßte sie Gideon Lev und Manfred Levy als Redner und betonte, es sei eine Ehre, sie zu Gast zu haben.

Petra Scheidhauer – Foto: Jürgen Kruthoff/Stadtverwaltung Homburg

Anschließend verlasen Konfirmanden der evangelischen Gemeinde Bruchhof-Sanddorf die Namen der 30 jüdischen Mitglieder der Familien Levy, Gugenheim und Hirsch, für die die Stolpersteine verlegt worden waren. Fast 30 Angehörige waren dazu aus den USA, Israel, der Schweiz sowie aus Frankreich angereist. Viele davon nahmen auch am Gedenken zur Pogromnacht teil.

Gideon Lev und Manfred Levy berichteten von ihren Familien. So wanderten schon 1933 acht Mitglieder der Familie Levy nach Palästina aus. Der Lehrer Fritz Levy arbeitete nach seiner Entlassung aus Dachau wieder als Lehrer, floh später in die USA und kam als US-Soldat wieder zurück. Manfred Levy berichtete vorrangig aus seinem Leben in Homburg. Er war mit seinen Eltern 1950 von Israel wieder nach Homburg gekommen und mit ihnen in dem Land lebte, aus dem sie zuvor geflohen waren. Er haderte mit seinem Vornamen und erlebte in der Schule schon früh Ausgrenzung und antisemitische Beschimpfungen. Er berichtete auch, dass seine Mutter lange zwischen Deutschland und Israel gependelt und seine Tochter nach Israel ausgewandert sei. Für ihn sei der Kampf gegen den Antisemitismus eine Begründung für ein Leben in Deutschland.

Beide Redner betonten, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und sich dafür einzusetzen, dass sich solche Gräueltaten niemals wiederholten. Gideon Lev sagte auch, dass die israelischen Geiseln so schnell wie möglich befreit werden sollten. Manfred Levy ging auf die stärker werdenden rechtsextremen Parteien und die wachsenden israel-feindlichen Einstellungen ein und betonte, dass damit auch die Angst vor einem Leben in Deutschland zunehme.

Zwischen den einzelnen Reden und Beiträgen traten der Chor unter Leitung von Tanja Rau und die Streichergruppe des Saarpfalz-Gymnasiums auf. Nach ihrem Schlusswort lud Pfarrerin Scheidhauer die Teilnehmer zu einem Schweigegang zur ehemaligen Synagoge ein.

Dort erinnerte die ehrenamtliche Beigeordnete Nathalie Kroj an das Geschehen in der Reichspogromnacht in Homburg, als die Synagoge und das Geschäft der Familie Salmon zerstört und der Davidstern an der Synagoge entfernt wurde. Mit deutlichen Worten ging sie auf die Symbolik der Stolpersteine ein und sagte, dass wir „Platz haben für Erinnerungen durch die Stolpersteine, aber keinen Platz für menschenverachtende Gedanken und barbarisches Handeln“.

Foto: Jürgen Kruthoff/Stadtverwaltung Homburg

Weiter sagte sie, dass wir nur im Miteinander die Zukunft und ein menschenwürdiges Leben gestalten könnten. Sie dankte den Schülern für ihre Teilnahme an dem Gedenken, den Bediensteten der Stadt sowie denen, die für die Sicherheit der Veranstaltung sorgten.

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