Foto: Linda Barth


„Zugang zu einem autistischen Menschen erhält man nur dann, wenn man ihn dort abholt, wo er steht. Wenn man vor allem niemals versucht, aus ihm etwas zu machen, was er nicht ist und niemals sein können wird, sondern mit dem, was er aus seinem Innersten heraus anbieten kann, aufblühen lässt“ – mit diesem Zitat des von Autismus betroffenen diplomierten Geo-Physikers Dr. Peter Schmidt begrüßte Homburgs Bürgermeister Michael Forster zahlreiche Gäste im Saalbau.

Als Hausherr hatte die Stadt fast schon traditionell die Räumlichkeiten für die Autismus-Fachtagung zur Verfügung gestellt: „Für uns als Hochschul- sowie Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort ist es nicht nur wertvoll und wichtig, das sich ständig entwickelnde Universitätsklinikum als das überregionale Gesundheitszentrum in Homburg zu haben. Nein, auch die regelmäßige Durchführung solch hochwertiger Tagungen und Fortbildungsveranstaltungen gehört nach meiner festen Überzeugung zu einem solchen Wissenschaftsbetrieb einfach dazu“, so der Verwaltungschef.

Eingeladen hatten der Verein autismus Saarland e.V. und das Autismus Therapie Zentrum Saar. Neben den Tagungsteilnehmern um den 1. Vorsitzenden des Vereins autismus Saarland e.V., Michael Kopper, sowie die 2. Vorsitzende Anne-Rose Kramatschek-Pfahler, den Geschäftsführer des Autismus-Therapie-Zentrums Saar, Christoph Giloi, begrüßte der Bürgermeister auch Maria Kaminski als Vorsitzende des Bundesverbands autismus Deutschland, den Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen, Prof. Dr. Daniel Bieber, und den Schirmherrn der Veranstaltung, den saarländischen Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung, im Saalbau. Dieser betonte, „dass die Gesellschaft noch viel über dieses Thema lernen kann, auch ich“. Denn es gebe nicht ´den´ Autismus, sondern es handele sich um eine Spektrumsstörung, die sehr vielfältig sei und individuell gesehen und behandelt werden müsse, so der Minister.

Das Thema der Fachtagung: Autismus verstehen – Barrieren überwinden – Inklusion leben. Michael Kopper hatte bereits in seiner Eröffnung einige Situationen aufgeführt, die alltäglich und für die Mehrzahl der Menschen problemlos bewältigt werden können, für autistische Menschen jedoch große Hürden darstellen. Die Wahrnehmung sei hier das A und O. Oftmals verstehe man nicht, dass das Gegenüber gerade vor einer großen Herausforderung steht, vielmehr denke man auch gar nicht daran, wenn es im Einkaufsmarkt vor ihm durch Reizüberflutungen wie Menschenmassen oder Musik nur so strotzt. Die Gesellschaft sensibilisieren, autistische Menschen im Alltag integrieren, sodass sich alle miteinander wohlfühlen: Ein großes Ziel, das durchaus erstrebenswert klingt – vor allem, wenn man bedenkt, dass es deutschlandweit etwa 800.000 Autisten gibt.
Eine Besonderheit stellte am Freitag im Saalbau dar, dass die Referenten der Tagung in Homburg fast ausnahmslos selbst Autisten waren. „Dies ist ein ganz großer Schritt für uns alle, den sich die meisten von uns vor ein paar Jahren noch nicht hätten erträumen können“, so Kopper.

v. l. n. r.: Katherine Kopper, Anne-Rose Kramatschek-Pfahler (beide im Vorstand von autismus Saarland e.V.), der Geschäftsführer des Autismus-Therapie-Zentrums Saar gGmbH, Christoph Giloi, der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen, Prof. Dr. Daniel Bieber, Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung, Michael Kopper (1. Vorsitzender des Vereins autismus Saarland e.V.), die Vorsitzende des Bundesverbands autismus Deutschland, Maria Kaminski, und Bürgermeister Michael Forster. – Foto: Linda Barth

Viele Ideen gibt es bereits, um Menschen mit Behinderungen den Zugang zu alltäglichen Situationen zu ermöglichen. Ein paar wurden und werden gerade in Gemeinschaftsprojekten umgesetzt, teilte der Landesbehindertenbeauftragte Prof. Dr. Daniel Bieber mit, sagte aber auch, dass alleine die Diagnostik bei Jugendlichen wie auch Erwachsenen schwer sei. Auch eine Therapie sei oft nicht ohne Weiteres in dem Maße machbar wie benötigt, was Prof. Bieber insgesamt als „keinen guten Zustand“ im Saarland bewertete. Hier gebe es „enormen Handlungsbedarf“.

Den sah Bürgermeister Forster auch in der Sensibilisierung der Bevölkerung: „Gerade, weil es zum Thema Autismus noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten gibt, kann ich mir kaum eine bessere Umsetzung vorstellen, wie diese: die Binnenperspektive ganz in den Vordergrund zu stellen, ohne bei der Expertise Abstriche zu machen oder die fachliche Außenperspektive außer Acht zu lassen!“ Er bedankte sich bei allen, die diese Veranstaltung regelmäßig organisieren sowie unterstützen und so zur Sensibilisierung aller beitragen.

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein