Archivbild Foto: Annette Jacobsen
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Handball zählt zu den beliebtesten Teamsportarten in Deutschland. Der dynamische und körperbetonte Sport blickt auf eine lange Geschichte zurück, hat nicht nur hierzulande eine große Fangemeinde und auch die Zahl aktiver Spieler im Breiten- und Leistungssport wächst. Trotzdem rangiert der Handball in Deutschland und vielen anderen Ländern maximal auf Platz 2 der Team- und Ballsportarten und steht seit jeher im Schatten von König Fußball. In der Zukunft sind die Weichen im Sport auf Veränderung gestellt und das könnte auch für den Handball noch einmal neue Perspektiven eröffnen. 

Die Bedeutung des Handballs in der Sportwelt 

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Wie viele andere Sportarten ist auch Handball keine Erfindung unserer modernen Zeit. Bereits in der griechischen und römischen Antike gab es Ballspiele, in denen sich mehrere Mitspieler in Mannschaften einen Ball durch Werfen und Fangen zuspielten. Sie erinnern in ihren Grundzügen an Handball und haben möglicherweise den Grundstein für den heutigen Mannschaftssport gelegt. Die Regeln, die ein Handballspiel heute begleiten, entstanden erst viel später und wurden im Laufe der Zeit immer wieder angepasst und detaillierter ausgestaltet. Vereinheitlicht wurden die Regeln schließlich mit der Ernennung des Handballs zur olympischen Disziplin im Jahre 1972. König Fußball wurde bereits bei den Olympischen Spielen 1908 zur offiziellen Disziplin erklärt. 

Im Breiten- und Leistungssport ist Handball längst eine feste Größe. 2007 bekam die Popularität zusätzlichen Aufschwung, weil die deutsche Handballnationalmannschaft den Weltmeistertitel im eigenen Land für sich in Anspruch nehmen konnte. Im Jahr 2016 konnte sich der Kader außerdem den Europameistertitel in Polen erspielen und bei den Olympischen Spielen in Rio eine Bronzemedaille gewinnen. Die sportlichen Erfolge haben den Handball auch in den Medien populärer gemacht. Wichtige Spiele werden nicht nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, sondern auch auf großen Pay-TV-Sendern übertragen. Auch im Sportwetten Bereich ist der Handball durch die errungenen Titel stärker in den Fokus des Interesses gerückt. Bei den besten Buchmachern sind die großen sportlichen Begegnungen im Handball eine feste Größe. 

Möchte man die Bedeutung des Handballs in der deutschen Sportwelt einordnen, gibt ein Blick auf die Top Ten der Spitzenverbände im DOSB Aufschluss. Hier steht der Deutsche Handballbund auf Platz 6 hinter dem deutlich mitgliederstärkeren Deutschen Fußballbund, dem Deutschen Turnerbund, dem Deutschen Tennisbund, dem Deutschen Schützenbund und dem Deutschen Leichtathletik-Verband. Die Gründe für den eher niedrigen Rang im Hinblick auf die Mitgliederzahlen und aktiven Sportler sind vielfältig. Unter den Teamsportarten zählt der Handball in Deutschland jedenfalls zu Favoriten. 

Handball in Kürze: Die Regeln des beliebten Ballsports

Die Spielregeln im Handball haben sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt und wurden schließlich 1972 mit der Ernennung zur olympischen Disziplin in einen einheitlichen Rahmen gebracht. 

Handball wird auf einem Spielfeld von 40 Metern Länge und 20 Metern Breite gespielt. Jede Spielfeldhälfte misst 20 mal 20 Meter und wird in der Mitte von der Mittellinie begrenzt. Hier wird das Spiel angepfiffen. An der Kopfseite jeder Spielfeldhälfte steht ein Tor, vor dem aus einem Halbkreis mit 6 Metern Radius bemessen ist. Die Torraumlinie markiert den Scheitelpunkt des Torraumes. Im Tor befindet sich eine Torwartgrenzlinie, die in einem Abstand von 4 Metern zur Torauslinie gezogen ist. Bei einem Strafwurf darf der Torwart die Torwartgrenzlinie nicht überschreiten. Ein Strafwurf wird von der 7-Meter-Linie ausgeführt, die einen entsprechenden Abstand zur Torauslinie hat. Auch die 7-Meter-Linie darf bei einem Strafwurf vom ausführenden Spieler nicht überschritten werden. Zusätzlich ist im Handballfeld die Freiwurflinie markiert. Sie beschreibt einen gestrichelten Halbkreis, der die Torraumlinie in einem Abstand von 9 Metern zur Torauslinie nachzeichnet. 

Ein Handballspiel für Spieler ab 16 Jahren umfasst 60 Minuten. Die beiden Halbzeiten zu je 30 Minuten werden von einer 10-minütigen Pause unterbrochen. Spieler in jüngeren Altersklassen treffen sich zu verkürzten Spielzeiten (25 Minuten pro Halbzeit für Spieler zwischen 12 und 16 Jahren, 20 Minuten für Spieler von 8 bis 12 Jahren). Jeder Mannschaft stehen während der regulären Spielzeit drei Auszeiten zu. Davon darf maximal eine in den letzten fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit in Anspruch genommen werden und maximal zwei pro Halbzeit. Kann das Spiel in der regulären Spielzeit nicht entschieden werden, folgt eine Verlängerung von zweimal 5 Minuten, gefolgt von 7-Meter-Würfen, sollte es nach der Verlängerung immer noch unentschieden stehen. 

Eine Handballmannschaft besteht aus maximal 14 Spielern. 6 Spieler und 1 Torwart sind beim Anpfiff auf dem Spielfeld und weitere 7 Spieler können auf der Reservebank auf eine Einwechslung warten. Der Spieler, der im Ballbesitz ist, darf beliebig viele Schritte im Dribbling zurücklegen. Hält er den Ball in der Hand, darf er maximal drei Schritte laufen oder den Ball drei Sekunden in den Händen halten, bevor er den Ball abgeben oder erneut dribbeln muss. 

Ausführliche Spielregeln zu Würfen und ihrer Wertung, Auswechselmodalitäten, Fouls und Mannschaftsaufstellungen stellt der DHB zur Verfügung. 

Ist Handball anstrengender als Fußball?

Als Nummer zwei der beliebtesten Ballsportarten in Deutschland steht der Handball immer im direkten Vergleich zum Volkssport Fußball. Das gilt nicht nur im Hinblick auf mediale Präsenz und Popularität bei Sportlern und Fans. Häufig wird auch die Frage diskutiert, welche der beiden Mannschaftssportarten bezüglich körperlicher Belastung den Spielern mehr abverlangt. 

„Handball ist wesentlich anstrengender als Fußball“, kommentiert auch Berthold Hallmeier, Mannschaftsarzt der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Während sich Fußballer immer wieder ausruhen können, ist bei Handballern erheblich größere Schnellkraft erforderlich, von den Sprints ganz zu schweigen.“

Ein direkter Vergleich ist nicht einfach. Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und damit eine halbe Stunde länger als ein Handballspiel. Gleichzeitig haben Fußballspieler im Verlauf eines Spiels längere Ausdauerphasen, die von eher kurzen, aber intensiven Sprints und körperlichen Einsätzen unterbrochen werden. Handballspieler müssen dagegen schneller aufeinander folgende und damit intensivere Phasen körperlicher Belastung meistern. Durch die flexiblen Auswechselregeln kann die Belastung im Handball gleichmäßiger auf die Mannschaft verteilt werden. Im Fußball stehen dafür deutlich mehr Spieler gleichzeitig auf dem Feld und teilen die Aktionsräume stärker untereinander auf. 

Zufriedenstellend lässt sich die Frage nach der stärkeren körperlichen Belastung bei beiden Sportarten nicht beantworten. Ein ausschlaggebender Grund dafür, warum der Handball seit jeher im Schatten von König Fußball steht, dürfte darin ohnehin nicht zu finden sein. 

Die Zukunft des Handballs: Perspektiven für die Nummer 2

Bei aller Popularität hat der deutsche Handball mit Mitgliederproblemen zu kämpfen. Der Dachverband der in Deutschland registrierten Handballvereine, der Deutsche Handballbund (DHB), zählt rund 757.000 Mitglieder aus fast 4.300 Vereinen und vertritt die Interessen des Mannschaftssportes und seiner Akteure. Betrachtet man die Mitgliederentwicklung in den Jahren seit 2011, ist ein stetiger Rückgang festzustellen. Im Jahr 2011 waren noch mehr als 832.000 Mitglieder aus fast 4.700 vereinen im DHB registriert. Besonders stark ist der Rückgang des Interesses in der Gruppe der Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren ausgeprägt. 

Gründe hierfür sehen Branchenexperten vor allem in der zu geringen Bedeutung, die der Handball im Schulsport hat. Nachwuchstalente stammen, wie Erhebungen nahelegen, vor allem aus Familien, in denen bereits aktive Handballspieler*innen vorhanden sind. Darüber hinaus gibt es keine ausreichenden Initiativen, um junge Sportler*innen an den Handball heranzuführen. Hinzu kommt das immer breitere Spektrum an neuen Sportarten im Breiten- und Gesundheitssport, die das Interesse von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen auf eine größere Vielfalt verteilen. Hier sind eine stärkere Initiative und eine bessere Ausrichtung auf einzelne Zielgruppen von Seiten der Vereine und Akteure im Handball gefragt. 

Besonders im Hinblick auf das Aufkommen neuer Sportarten, die stärker an den Interessen einer jugendlichen Sportlergruppe orientiert sind, kann der Handball modernere Wege beschreiten, um zusätzliche Popularität zu generieren. Digitale Zusatzangebote wie Kurse im Bereich Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit am Ball, eine stärkere Präsenz in den Sozialen Medien oder eine Ausweitung des Engagements im Bereich eSports können vor allem ein jüngeres Publikum abholen und das Interesse für den Handball wieder verstärken. 

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