Trotz moderner Tablets bleibt das Handzeichen immer noch unverzichtbar für einen geregelten Unterricht. Bild: Bill Titze

Das Bildungsministerium, die Landkreise und der Regionalverband Saarbrücken treiben den Aufbau der Landesweiten Systematischen Medienausleihe Saarland (LSMS) voran, derzeit läuft das Pilotjahr. Dabei steht die für Schüler und Lehrkräfte pädagogisch gewinnbringende Verknüpfung digitaler Technik und digitaler Bildungsmedien im Mittelpunkt.

Wie digitale Bildungsmedien den Unterricht verändern, stand deshalb im Zentrum des 3. Tags der digitalen Bildung unter dem Motto „Lernen@Tablet“, der am 16. Februar als Online-Konferenz mit mehr als 700 Teilnehmer stattfand.

Das Programm des 3. Tags der digitalen Bildung richtete sich insbesondere an Lehrer, Schulsozialarbeiter und pädagogische Fachkräfte im Ganztag. Erstmalig wird es auch ein spezielles Programm für pädagogische Fachkräfte der frühkindlichen Bildung geben. Neben den 47 Workshops gab es eine Keynote Axel Krommers vom Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen sowie eine Podiumsdiskussion.

„Das Schulbuch der Zukunft“ mit Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot, Ulla Rehbein, stellvertretender Redaktionsleiterin bei Planet-Schule, dem multimedialen Schulfernsehangebot von Südwestrundfunkt (SWR) und Westdeutschem Rundfunk (WDR), Prof. Dr. Tobias Röhl, Professor für Digital Learning and Teaching an der Pädagogischen Hochschule Zürich, sowie Dr. Ilas Körner-Wellershaus, Vorsitzender des Verbands Bildungsmedien e.V. und Verlagsleiter beim Ernst-Klett-Verlag. Am 1. Tag der digitalen Bildung im Jahr 2020 nahmen 80 Personen teil. Parallel zum 3. Tag der digitalen Bildung fand auch der 10. Tag des Geschichtsunterrichts unter dem Motto „Raum und Zeit: Außerschulische Lernorte vor Ort und digital“ statt, der vom Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) und der Universität des Saarlandes ausgerichtet wurde.

Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot erklärt zum 3. Tag der digitalen Bildung: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Die digitale Unterstützung ermöglicht künftig noch stärkere individuelle Förderung von Schülern, das ist ein wichtiger Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit. Und es geht natürlich darum, Kinder und Jugendliche fit zu machen für das Leben in der digitalisierten Welt. Mit der Landesweiten Systematischen Medienausleihe Saarland verschaffen wir allen Schülerinnen und Schülern den gleichen Zugang zu digitaler Bildung. Mein Ziel ist es, das Saarland bundesweit zum Vorreiter bei der digitalen Bildung zu machen. Und unsere Lehrkräfte wollen diese Entwicklung mit ihrer Arbeit voranbringen, wie mehr als 700 Teilnehmer am 3. Tag der digitalen Bildung belegen. “

Axel Krommer: „Als Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts werden immer wieder Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration genannt. Zwei dieser Kompetenzen gelten jedoch unter Prüfungsbedingungen als Formen des Betrugs: Wer im Abitur ein Smartphone zur Kommunikation oder ein Tablet zur Recherche nutzt, wird dafür nicht belohnt, sondern bestraft. Anders ausgedrückt: Solange sich die Prüfungsformate noch an der analogen Welt orientieren, wird sich die digitale Welt im Unterricht nicht durchsetzen. Wer die Lernkultur verändern will, muss auch die Prüfungskultur verändern. Das ist eine Art Lackmustest für die Ernsthaftigkeit bildungspolitischer Programme.“

Beim Ausbau der digitalen Bildung verfolgt das Saarland ein ganzheitliches Konzept, um digital gestütztes Lernen und Lehren an den Schulen und die Vermittlung notwendiger Kompetenzen zum Leben und Arbeiten in der digitalisierten Welt zu ermöglichen. Voraussetzung dafür sind die Ausstattung der Schüler und Lehrkräfte mit digitalen Endgeräten, Bildungsmedien und Schulbüchern sowie moderne IT-Infrastruktur an und um Schulen.

Um allen Schülern und Lehrkräften digitale Bildungsmedien zugänglich zu machen, kooperiert das MBK eng mit dem Verband Bildungsmedien, dem Zusammenschluss der professionellen Bildungsmedienanbieter in Deutschland. Damit ist das Saarland bundesweit Vorreiter bei der Einführung von digitalen Endgeräten und digitalen Bildungsmedien.

Im Rahmen des laufenden Pilotjahres zum Aufbau der LSMS wurden die rund 8.300 Schüler der Jahrgangsstufe 6 sowie ihre Lehrer an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien bereits mit Tablets und Convertibles sowie digitalen Schulbüchern ausgestattet. Die Ausstattung des zweiten Pilotjahrgangs, der rund 8.100 Schüler der Jahrgangsstufe 7 an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien, läuft derzeit.

Zur Verfügung gestellt werden die digitalen Schulbücher über das „digitale Schulbuchregal“ in der landeseigenen Bildungscloud Online-Schule Saarland (OSS). An die OSS sind mittlerweile alle Schulen im Land angeschlossen, rund 110.000 Nutzer sind registriert. Zudem sind rund 80 Prozent der Lehrkräfte landesweit bereits mit Endgeräten ausgestattet, an rund 75 Prozent der Schulen laufen Investitionen in modernen Schul-IT im Rahmen des DigitalPakt Schule. Die Personalisierung der bei den Landkreisen und dem Regionalverband angesiedelten Kompetenzzentren für Support und Administration (KOMSA) ist zu drei Vierteln abgeschlossen, 30 der 40 vorgesehenen IT-Fachkräftestellen sind besetzt. Bis Ende 2022 sollen im Rahmen des Gigabit-Pakts landesweit alle Schulen an das Breitbandnetz angeschlossen sein.

Die Digitalisierung der Schulen ist aber nicht mit der Ausgabe von digitalen Endgeräten an Schüler und Lehrkräfte und mit der Modernisierung der technischen Ausstattung getan. Die entscheidende Schnittstelle bei der Transformation des Unterrichts ist die Entwicklung in der Lehreraus- und -weiterbildung.

Das Bildungsministerium hat deshalb bereits Inhalte der informatischen Bildung in die Konzeption des „Medienkurses“ integriert. Dieser ist als online gestütztes Lernangebot aufgebaut und wurde im Schuljahr 2018/19 pilotiert. Um den Schülern bereits in der Grundschule die grundlegenden Kenntnisse und Kompetenzen der digitalen Welt zu vermitteln, hat die Universität des Saarlandes auf Initiative des Ministeriums ab dem Schuljahr 2020/21 den Zertifikatskurs „Informatische Bildung in der Primarstufe“ ins Leben gerufen.

Seit 2020 hat das Ministerium die Fortbildungsangebote für Lehrkräfte beim Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) massiv ausgeweitet. Rund zwei Drittel der Lehrkräfte haben bereits an Fortbildungen zum digital gestützten Unterrichten teilgenommen. Beim LPM gibt es zudem bereits seit 2020 Kompetenzteams für Digitales Unterrichten. Sie unterstützen die Schulen bei der Entwicklung digitaler Konzepte.

Zum Schuljahr 2023/24 wird Informatik als neues Pflichtfach ab Klassenstufe 7 an den Gemeinschaftsschulen und Gymnasien eingeführt. Um mehr Lehrkräfte mit einer Unterrichtserlaubnis im Fach Informatik zu gewinnen, finden im aktuellen Schuljahr 2021/22 umfangreiche Fortbildungsmaßnahmen statt, die bei erfolgreicher Teilnahme in einer Unterrichtserlaubnis für die Sekundarstufe 1 münden. Im ersten Halbjahr 2021/22 nehmen an der Fortbildung  48 Lehrkräfte teil, im zweiten Halbjahr werden es weitere 48 Lehrkräfte sein. Die Planungen für den dritten Fortbildungsdurchgang im Schuljahr 2022/23  laufen bereits.

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