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Angesichts sinkender Impf- und steigender Corona-Zahlen appelliert die Politik an die Bevölkerung, Impfangebote weiter wahrzunehmen. Doch die Anzahl der täglich verabreichten Erstdosen ist derzeit rückläufig, weil viele Menschen einer Immunisierung immer noch skeptisch gegenüberstehen. Dies gilt unter anderem auch für Personen, die anfällig für Verschwörungstheorien sind. Forschende des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen fanden nun heraus: Auch Zweifelnde sind bereit, sich impfen zu lassen – und zwar dann, wenn das persönliche Umfeld es von ihnen erwartet.

Knapp über die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat den vollen Impfschutz. Obwohl für die Eindämmung der Corona-Pandemie diese Quote noch nicht ausreicht, geht die Zahl der täglichen Impfungen zurück. Die Gründe, aus denen sich Menschen gegen die Spritze entscheiden, sind vielschichtig. Ein Faktor, der zur Ablehnung einer Impfung führen kann, ist der Einfluss von Verschwörungstheorien über die COVID-19-Vakzine, die in den sozialen Medien kursieren. „Dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, auch skeptischer gegenüber Impfungen sind, wurde in der Forschung bereits wiederholt belegt und in vielen Ländern nachgewiesen“, erklärt Dr. Kevin Winter, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Soziale Prozesse am IWM in Tübingen, die Problematik.

Das soziale Umfeld beeinflusst die Impfbereitschaft

In Zusammenarbeit mit der University of Queensland (Australien) führten er und weitere Forschende des IWM fünf Studien mit über 1200 Teilnehmenden durch. Erstmals konnten so Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie sich der negative Einfluss von Verschwörungstheorien auf die Impfbereitschaft abschwächen lassen könnte. „Der entscheidende Faktor ist das soziale Umfeld“, sagt Projektleiter Winter. Wenn Freunde und Familie eine positive Einstellung und Erwartung signalisieren, sind auch Personen, die einer Impfung ansonsten skeptisch gegenüberstehen, eher dazu bereit. Dies gilt neben der Immunisierung gegen COVID-19 auch für weitere Schutzimpfungen wie etwa der Impfung gegen FSME („Zeckenimpfung“).

Persönliche Gespräche reduzieren Impfskepsis

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IWM geben allerdings zu bedenken, dass auch durch ein entsprechendes soziales Umfeld vermutlich nicht alle überzeugt werden können. „Menschen, die Impfungen grundsätzlich ablehnen oder bereits sehr tief in ein verschwörerisches Weltbild abgetaucht sind, sind vermutlich schwer zu erreichen“, ordnet Winter die Studienergebnisse ein. Dennoch lassen sich aus den Ergebnissen Empfehlungen für den Alltag ableiten: Ein frühzeitiges Gespräch mit Bekannten und Verwandten, die entsprechende Bedenken äußern, könnte nicht nur der Ausbreitung von Verschwörungstheorien entgegenwirken, sondern auch deren Impfbereitschaft steigern.

Originalpublikation: https://bpspsychub.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bjhp.12550

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