Die Schülerinnen und Schüler der BVJ-Klassen des BBZ Homburg, die das Willkommensplakat gestaltet haben Foto: Anika Bäcker / Saarpfalz-Kreis
Anzeige

Monate der Flucht und der Angst liegen hinter ihnen, wenn sie in Deutschland ankommen und endlich in Sicherheit sind – junge, zumeist minderjährige Flüchtlinge. Hier angekommen stehen sie vor neuen Herausforderungen: Der Integration und dem Neubeginn in einem für sie zunächst völlig fremden Land. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es dabei zunächst, dessen Sprache zu erlernen, denn: Das Überwinden der Sprachbarriere ist elementar für eine gelingende schulische und berufliche Qualifizierung sowie die gesellschaftliche Integration. Diese Wege zu ermöglichen und zu unterstützen stellt die Schulen vor große Herausforderungen.
Abgestufte Sprachförderung und sozialpädagogische Betreuung
Das Berufsbildungszentrum (BBZ) in Homburg hat in diesem Zusammenhang im Berufsvorbereitungsjahr neben den zwei bestehenden regulären Klassen fünf weitere – speziell für Flüchtlinge – gebildet. Mehr als neunzig Schülerinnen und Schüler werden dort unterrichtet und je nach Leistungsstand und individuellen Voraussetzungen mit sechs bis 18 Wochenstunden Deutsch gefördert.
Darüber hinaus werden die Klassen – wie übrigens alle Klassen des Berufsvorbereitungsjahres (BVJ), des Berufsgrundbildungsjahres (BGJ) und des Berufsgrundschuljahres – sozialpädagogisch betreut. In enger Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern der Schule kann somit wesentlich zur Entwicklung der Ausbildungsreife und zur Förderung des Sozialverhaltens beigetragen werden. Gruppenfähigkeit und soziales Lernen werden so günstig beeinflusst und die Jugendlichen lernen, Verantwortung für sich und den Klassenverband zu übernehmen.
Die sozialpädagogischen Fachkräfte arbeiten auf eine enge Vernetzung mit anderen Hilfsangeboten in der Region hin, zu denen sie die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf vermitteln und begleiten. Keiner soll durchs Netz fallen, weshalb sehr viel Wert auf die Entwicklung zielführender Perspektiven für die Zeit nach dem dualisierten BGJ bzw. BVJ gelegt wird. Dazu erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der Berufsberatung, der Arbeitsagentur, der ebenfalls beim Saarpfalz-Kreis angesiedelten Koordinationsstelle Jugend und Arbeit, dem Jobcenter und dem Jugendamt des Saarpfalz-Kreises.
Am BBZ Homburg kümmern sich derzeit insgesamt drei sozialpädagogische Fachkräfte um die Jugendlichen. Zwei weitere Sozialpädagogen sind am BBZ St. Ingbert beschäftigt. Dabei stehen die Fachkräfte grundsätzlich allen Schülerinnen und Schülern des BBZ als Ansprechpartner zur Verfügung. Finanziert wird die sozialpädagogische Betreuung durch Mittel des Europäischen Sozialfonds, des Landes und des Saarpfalz-Kreises
Nationalität? Mensch! Das Bild von Puya Shefaye Foto: Anika Bäcker / Saarpfalz-Kreis
Nationalität? Mensch! Das Bild von Puya Shefaye
Foto: Anika Bäcker / Saarpfalz-Kreis
Künstlerisches Gestalten fördert Dialog und Klassengemeinschaft
Schülerinnen und Schüler aller BVJ-Klassen beteiligten sich am BBZ Homburg unlängst an der Gestaltung eines gemeinsamen Willkommensplakates. Die Idee kam von Lisa Andes, einer der betreuenden Sozialpädagoginnen: „Ohne inhaltliche Vorgaben und mit künstlerischer Freiheit durften die Schülerinnen und Schüler ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Das Ergebnis war eine Plakatrolle mit mehr als siebzig Einzelwerken. Botschaften an nahe stehende Menschen, Länderflaggen, Collagen und eine Vielzahl anderer Motive wurden zusammengefügt.“ Auffällig sei dabei: Nicht Krieg, Verfolgung und Flucht dominierten die Darstellungen. Vielmehr zeigten sie eine große Freude am Experimentieren mit Farbe und Glitzerelementen.
Die Malaktion habe den Austausch und den Dialog innerhalb der beteiligten Schulklassen, die Bereitschaft zur gegenseitigen Unterstützung und das „Wir-Gefühl“ gefördert. Doch Manches stimmt dann doch nachdenklich. Puya Shefaye kommt aus Afghanistan. Er drückt auf seinem Bild seine Erlebnisse und die daraus resultierenden Wünsche nach einem Leben in einer von der Frage der Staatsbürgerschaft unabhängigen Sicherheit mit der Feststellung aus: Nationalität? Mensch!
Im Beisein von Sozialdezernentin Dr. Ulrike Zawar und Schulleiter Norbert Moy konnten die Ergebnisse der Aktion in Augenschein genommen werden. „Wir haben erkannt, dass die individuelle Problemlage der Schüler Ansprechpartner für persönliche Belange erforderlich macht. Ich bin froh, dass wir an den beiden BBZ des Saarpfalz-Kreises in Homburg und St. Ingbert seit mehr als zehn Jahren sozialpädagogische Fachkräfte beschäftigen, die ergänzend zur Schule diese Aufgabe erfüllen. Diese bewährte Struktur kommt uns nun auch in der Integration von Flüchtlingen entgegen“, so die Sozialdezernentin des Saarpfalz-Kreises.
Dass die Integration Zeit braucht, betont Schulleiter Norbert Moy. Auf zwei Jahre sei daher die Arbeit mit den Flüchtlingen angelegt. „Im ersten Jahr stehen das Erlernen der deutschen Sprache und das Kennenlernen der deutschen Kultur im Vordergrund. Im zweiten Jahr geht es konkret um die Erlangung des Hauptschulabschlusses als Basis für eine Berufsausbildung.“ Methodisch sei man gut gerüstet, die jungen Flüchtlinge auf diesem Weg zu begleiten.

 

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein