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Seit Montag tagt die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland, an der der SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Commerçon als berufenes Mitglied teilnimmt. Dabei wurde heute der promovierte Theologe Thorsten Latzel als neuer Präses gewählt. Er folgt auf Manfred Rekowski, der nach achtjähriger Amtszeit im März in den Ruhestand geht.

Der promovierte Theologe setzte sich im ersten Wahlgang mit 113 Stimmen gegen seine Mitbewerberin und seinen Mitbewerber durch: Almut van Niekerk, Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein, erhielt 57 Stimmen. Auf Professor Dr. Reiner Knieling, Leiter des Gemeindekollegs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Neudietendorf, entfielen 17 Stimmen. Der neue Präses wird am 20. März in sein Amt eingeführt. Kirche müsse konsequent von den Menschen her denken, hatte Latzel in seiner Vorstellungsrede vor den Abgeordneten aus den 37 rheinischen Kirchenkreisen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland gesagt. Es gehe nicht um die Frage „Wie kommen die Leute zu unseren Angeboten?“, sondern: „Was können wir tun, um Menschen in ihrem Leben und Glauben zu stärken? Dazu müssen wir sie fragen: persönlich, zu Hause. Und wir sollten mit den 20- bis 40-Jährigen anfangen.“

Tobias Hans (CDU), Quelle: Staatskanzlei Saarland/Carsten Simon

Glückwünsche kommen von Ministerpräsident Tobias Hans: „Ich gratuliere dem neuen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Herrn Dr. Thorsten Latzel, herzlich zu seiner Wahl. Ich freue mich auf die Begegnung und den Austausch mit Herrn Dr. Latzel, der ja auch seine Erfahrungen als Direktor der Evangelischen Akademie in Frankfurt in sein neues Amt einbringen wird. Für die saarländische Landesregierung sage ich zu, dass wir auch weiterhin vertrauensvoll mit der Evangelischen Kirche im Rheinland – ebenso wie mit der Evangelischen Kirche der Pfalz – zusammenarbeiten werden.“ Auch Ulrich Commerçon (SPD) gratuliert Thorsten Latzel zur Wahl zum Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Thorsten Latzel steht für eine weltoffene Kirche mit sozialem Anspruch. Er wird die kommenden Jahre zu nutzen wissen, um die Rheinische Kirche in die Zukunft zu führen und für junge Menschen nahbarer zu gestalten. Ich wünsche ihm für die bevorstehenden Aufgaben viel Erfolg und Gottes Segen und würde mich freuen, ihn schon bald in meiner Fraktion zum Antrittsbesuch begrüßen zu dürfen.“

Die Gesellschaft stehe vor immensen Aufgaben, so Latzel. Er nannte als Beispiele die Zerstörung der Umwelt, Gewalt und Ungerechtigkeit sowie antidemokratische Kräfte, gegen die die offene Gesellschaft gestärkt werden müsse. „Als Christinnen und Christen haben wir auf all das keine einfachen Antworten. Aber wir haben eine andere Perspektive: eine Perspektive der Hoffnung. Wir glauben an einen Gott, der die Welt in seinen Händen hält und der vom Tod auferweckt. Wir leben aus der unbedingten Liebe Christi, die uns auch mit Feinden anders umgehen lässt. Und wir haben die verwegene Hoffnung, dass Gottes Geist diese Welt zu einem guten Ende führen wird.“ Aufgabe der Kirche sei es, Ort der Hoffnung für die Welt zu sein: „Unsere Aufgabe ist es, die zu werden, die wir immer schon sind: Kirche Jesu Christi. Eine welt- und zukunftsoffene Gemeinschaft mit einem freien Glauben. Eine Kirche, die nicht versucht, überall alles zu sein, aber: Salz der Erde und Licht der Welt. Eine Kirche, die mit ihren eigenen Ressourcen ebenso haushält wie mit der uns anvertrauten Schöpfung. Eine Kirche, die den Nöten unserer Gesellschaft begegnet, indem sie heilsam Gott zur Sprache bringt. Und eine Kirche, die sich selbst immer wieder davon überraschen lässt, was Gott noch Großes mit uns vorhat.

Dr. Thorsten Latzel ist seit 2013 Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, die 2017 umgebaut und neu aufgestellt wurde. Von 2005 bis 2012 hatte Latzel als Oberkirchenrat das Referat „Studien- und Planungsfragen“ im EKD-Kirchenamt inne und leitete das Projektbüro Reformprozess. Er war u. a. zuständig für die EKD-Kirchen-mitgliedschaftsuntersuchungen, die Reformzentren und Kirche in der Fläche. Davor war Latzel als Pfarrer in Erlensee-Langendiebach (Kurhessen-Waldeck) tätig. Aufgewachsen in Bad Laasphe, studierte er Theologie in Marburg und Heidelberg. Der 50-Jährige ist u. a. Mitglied der Bildungskammer der EKD. Im Blog „glauben-denken.de“ veröffentlicht er wöchentlich theologische Impulse. Thorsten Latzel ist verheiratet und hat drei Kinder.

Der Rheinischen Kirche gehören 2,4 Millionen Mitglieder in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland an. Die Landessynode tagte in diesem Jahr wegen Corona in digitaler Form.

 

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