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Kaum eine der großen Gastronomieketten in Deutschland beteiligt sich an einem Mehrwegsystem für Kaffee oder Speisen zum Mitnehmen. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) unter 65 der größten Gastronomie-, Bäckerei- und Tankstellenunternehmen.

Bundesweit agierende Anbieter von Mehrwegsystemen für Kaffeebecher und Essensboxen stehen Gastronomen für eine Beteiligung längst zur Verfügung und schützen so die Umwelt und das Klima. Bundesumweltministerin Svenja Schulze muss die Unternehmen deshalb mit einer verbindlichen Mehrwegquote und Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einwegbecher und -Essensboxen zum Umstieg verpflichten.

Als einziges großes Unternehmen setzt Shell in rund 1.200 Tankstellenfilialen auf ein bundesweites Mehrwegbechersystem mit Pfand. Nur fünf Ketten gaben als Antwort auf die DUH-Umfrage an, während der bisherigen Corona-Pandemie weiterhin Mehrwegbecher zu befüllen – obwohl der Lebensmittelverband Deutschland dies ausdrücklich für problemlos umsetzbar hält. Auf Einwegverpackungen setzen beispielsweise die Brezelbäckerei Ditsch, der Tankstellenbetreiber Total Deutschland oder die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken. Das Desinteresse der befragten Unternehmen an Klima- und Ressourcenschutz zeigt sich auch daran, dass nur 17 der kontaktierten 65 Unternehmen trotz mehrfacher Nachfrage überhaupt auf die Umfrage geantwortet haben.

“Große Kaffee- und Fast-Food-Ketten wie Starbucks, Burger King oder McDonald’s gehören zu den Hauptverantwortlichen für die massiv wachsenden Einweg-Müllberge während der Corona-Krise. Unsere Umfrage und eigene Stichproben zeigen, dass die großen Gastronomieunternehmen weitgehend am bisherigen Wegwerfmodell festhalten, anstatt auf umweltfreundliches Mehrweg zu setzen. Die Zeit für Einwegmüll oder halbherzige Pilotprojekte ist längst vorbei: Wir brauchen jetzt bundesweite Mehrwegsysteme für Becher und Essensboxen. Da die Gastronomiebranche aber offenkundig nicht Willens ist, ein solches Mehrwegsystem aufzubauen oder sich an bestehenden Systemen zu beteiligen, muss Bundesumweltministerin Svenja Schulze sie dazu verpflichten”, fordert die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Vor allem aufgrund des gestiegenen Außer-Haus-Konsums von Speisen und Getränken durch die Corona-Beschränkungen sind im März und April 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum elf Prozent mehr Verpackungsmüll angefallen. Bereits vor der Corona-Krise gab es in Deutschland jährlich 28.000 Tonnen Müll durch Einwegbecher für Heißgetränke sowie 155.000 Tonnen Müll durch Einweg-Essensbehälter. Pro Stunde entspricht dies etwa 320.000 verbrauchten Einwegbechern sowie rund 800.000 Einwegessensboxen, -Tellern und -Schalen.

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1 Kommentar

  1. Ich habe einen Mehrwegbecher, einmal war ich in einem Fast Food-Restaurant mit Firmensitz im Mittleren Westens der USA. Der wurde mir auch befüllt, ohne zu zicken. Doch anstatt ihn unter den Kaffeegetränkeauslass zu halten, wurde der Kaffee erst in einen Wegwerfbecher gefüllt und von dem in meinen Mehrwegbecher. Die Fast Food Ketten sind die größten Müllproduzenten, was Einwegbecher angeht. Aber auch Lebensmitteldiscounter, die einen Kaffeeausgabeautomat haben, sorgen nicht für weniger Müll. Dies sehe ich, wenn ich täglich Sport mache. Corona hat dies nochmals verstärkt, da man anders Konsumieren muss.

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