Werner Meuser am Start zum Homburger Bergrennen 1978 in einem Gruppe 6 Rennwagen - Neben dem Auto steht (braunes Hemd) der langjährige Rennleiter Hartmut Schöffler (HOM-Erbach). - Foto: Verein
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Mit gleich drei Jubiläen wird sich in diesem und im kommenden Jahr der Homburger Automobilclub (HAC) beschäftigen.

Die Pandemie hinterließ auch in der Chronik des ADAC Ortsclubs seine Spuren, sodass es am Wochenende des 13./14. Juli 2024 zwar heißt „50 Jahre Bergrennen in Homburg und Käshofen“, derweil die 50. Rennausgabe erst im Sommer 2025 auf dem Programm steht. Im Jahr 1968 fusionierten die Vereine MSC Limbach und MC Homburg zum Homburger Automobilclub, der am 15. Februar dieses Jahres, dem Tag der Fusionsversammlung im Kultursaal des Homburger Saalbaus, quasi seinen 56. Geburtstag beging.

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Laut Aussage der Spitzenfunktionäre des ADAC Saarland e.V., findet die aktuell größte Vierrad-Veranstaltung des Saarlandes auf der sogenannten Käshofer Straße, der kurvenreichen Verbindung zwischen dem saarländischen Homburg und des westpfälzischen Käshofen statt. Im Jahre 1974, als es noch über 100 Bergrennen in der Bundesrepublik gab, war es für die damalige Vereinsriege um den im Januar verstorbenen ersten Rennleiter Karl Richter und den Rennsekretär Hartmut Schöffler ein Abenteuer und Wagnis, ein Bergrennen auf die Beine zu stellen. Man krempelte einfach die Ärmel hoch und legte los. 83 Rennfahrzeuge, unterteilt in Tourenwagen und GT, Formel-Rennwagen und Zweisitzige Rennsportwagen gingen am 19./20. Oktober 1974 an den Start, der sich heute noch an der gleichen Stelle befindet. Aus Sicherheitsgründen verlängerte man die Strecke im Jahr 1980 um ein paar Meter. Der Streckenrekord lag anfangs bei 1:14,92 min, gefahren vom Österreicher Walter Pedrazza in einem Formel 2-Rennwagen. Heutzutage sind die Top-Fahrer knappe, unglaubliche 10 Sekunden schneller auf dem 2,6 km langen Parcours. So wie der Luxemburger David Hauser mit seinem Dallara Grand Prix 2 Rennwagen im Jahr 2016, mit der aktuellen Rekordmarke von 1:05,404 min.

Dieter Kern (rechts hinter dem Auto, Mitte) aus Ransbach-Baumbach – Renault Alpine Formel 2 BMW an der heutigen Fahrerlager-Einfahrt im Jahr 1979 – Dieter Kern gewann das Homburger ADAC Bergrennen von 1975 bis einschließlich 1979. – Foto: Verein

Aber auch neben der Strecke hat sich im Laufe der Zeit vieles verändert. Die Sicherheitsstandards für Fahrer und Zuschauer stiegen erheblich und damit der Arbeitsaufwand der Vereinsmitglieder und freiwilligen Helfer. Auch die Ansprüche der Teilnehmer haben sich geändert. Reiste man früher mit PkW, Anhänger und Rennwagen darauf an, übernachtet im aufgeschlagenen Campingzelt, so residiert man heute komfortable im Wohnmobil oder gar im Renn-Transporter mit Wohnabteil. Seit 1983 befindet sich das Fahrerlager nicht, wie anfangs auf dem unteren Teil der Käshofer Straße und über Nacht im Hof der Karlsberg-Brauerei (!), sondern auf der Wiese oberhalb des Homburger Schießhauses am „Stumpfen Gipfel“. Hier wird es die letzten Jahre immer enger und bei schlechtem Wetter auch schlammig. Da die Spitzenfahrer ebene, befestigte Stellflächen bevorzugen, sind die HAC-Organisatoren wieder einmal gefordert, die Attraktivität der Veranstaltung zu erhalten und mit der Zeit zu gehen.

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Karl Jordan (March 812 BMW Formel 2) am Brückchen (Posten 4) 1984. Aus Hüfingen im Schwarzwald – Karl Jordan war Gesamtsieger beim Homburger Bergrennen, der Jahre 1981,1983 und 1984 – Foto: Jürgen Hug (†)

Im Jahr 1985 erhielt der Homburger AC erstmals das höchste nationale Prädikat, einen Lauf zur Int. Deutschen Automobil Bergmeisterschaft von der damaligen ONS (heute Deutscher Motorsport Bund), und bis zum heutigen Tage zugesprochen. In den 1990er Jahren schaffte man es sogar Läufe des internationalen Hill Climb Cups, der Weltmotorsportorganisation FiA ausrichten zu dürfen. In all den Jahren heißt das Motto „Herausforderung im Grenzbereich“, um die äußerst anspruchsvolle Naturrennstrecke zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz unter die profillosen Slikreifen zu nehmen. Action, Unterhaltung und Motorensound sind dabei garantiert!

Stichwort Nachhaltigkeit: In der Motorsportszene europaweit bekannt, zieht das Homburger ADAC-Bergrennen alljährlich Zuschauer, Insider, Fahrerinnen und Fahrer aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland an. Teams aus Italien, Großbritannien, Tschechien, Ukraine und Schweden waren in der Vergangenheit zu Gast. Zudem generiert die „Saarpfalz Hatz“ in den sozialen Medien und auf YouTube jede Menge Aufmerksamkeit. Ein Imagegewinn für die Saarpfalz sowie die Kreis- und Universitätsstadt! Aber auch für die örtliche Gastronomie ist das Bergrennen alljährlich ein wirtschaftlich positiver Faktor. Menschlich gesehen ist es, neben dem Dorffest ein weiterer Termin, der dem Zusammenhalt in der Zielgemeinde Käshofen zugutekommt. Nicht zuletzt entstanden in den letzten fünf Jahrzehnten zahllose Freundschaften und Beziehungen zwischen Homburgern und Käshofer Bürgern. Diese sorgen nach den drei Renntagen gemeinsam dafür, dass der Staatsforst zwischen den beiden Orten wieder „picobello“,  frei von Müll und Unrat ist, der auch über das Jahr hinweg verbotenerweise, achtlos entsorgt wurde. Alternative Kraftstoffe, sogenannte eFuels, sind bei Rennfahrzeugen im Kommen. Frauen im Motorsport, lizenzierte Umweltbeauftragte und nachhaltiges Denken bei der kompletten organisatorischen Veranstaltungsabwicklung, sind weitere Punkte in dieser Thematik. Beispielsweise laufen Einschreibungen der Rennteams seit Jahren über ein Onlineportal bei der Rennleitung auf. Ausschreibungen und Bulletins in Papierform sind ebenfalls passé.

1994, Werner Fröhlich (BMW 320) aus Dillingen/Donau – Verbremser bei Posten 8 – Foto: Jürgen Hug (†)

Hinter den Kulissen zieht die verjüngte Vorstandschaft des HAC bereits seit Monaten die Fäden. Der bürokratische Aufwand hat über die Jahre erheblich zugenommen. Abgenommen hat hingegen die Anzahl der Helfer, die beim Auf- und Abbau des Renngeländes und im Rennablauf tatkräftig hinlangen. Ein Phänomen das anderen Sportvereinen ebenfalls Sorgen macht. So oder so stehen den Clubmitgliedern und Helfern aus weiteren Organisationen, wie beispielsweise der Freiwillen Feuerwehr Käshofen, wieder arbeitsreiche Wochen ins Haus, die nebenbei gestemmt werden müssen. Mit ein bisschen Wetterglück sind dann alle Beteiligten, am Sonntagabend (14. Juli) nach der abschließenden Siegerehrung im Fahrerlagerfestzelt, geschafft, aber glücklich.

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