„Den 14. dieses Monats verstarb in der Irrenanstalt des Herrn Tribolet zu Bümpliz der bekannte Deutsche Dr. Siebenpfeiffer“: Die Augsburger Zeitung war im Mai 1845 nicht das einzige Blatt in Deutschland, dem der Tod von Landcommissär Philipp Jakob Siebenpfeiffer (12. November 1789 – 14. Mai 1845) allenfalls eine lapidare Notiz wert war. Selbst das Zweibrücker Wochenblatt, das im „Landcommissariat“ Homburg, Siebenpfeiffers einstigen Zuständigkeitsbereich, viel gelesen war, berichtete gleichermaßen kurz und knapp über das Ereignis – was in der Öffentlichkeit auf nicht wenig Kritik stieß.

„Der 175. Todestag des ersten Homburger Landrates ist für uns natürlich Anlass für eine ganze Reihe von Aktivitäten – auch wenn wir noch nicht wissen, ob angesichts der Corona-Krise auch tatsächlich alles durchführbar ist“, skizziert Dr. Theophil Gallo, Siebenpfeiffers 14. Nachfolger im Amt des Homburger Landrates und Vorsitzender der 1988 gegründeten Siebenpfeiffer-Stiftung. Siebenpfeiffers Biographie und ihr zeitliches Umfeld zu erforschen und im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, ist eines der Aufgabenfelder der Stiftung. „Eigentlich wollten wir am Todestag selbst, also am 14. Mai, mit einer besonderen Führung durch die Homburger Innenstadt auf das Datum aufmerksam machen. Aber durch die Pandemie wird daraus leider nichts“, erläutert Gallo. Ebenfalls für Mai angekündigt ist der 11. Band der „Schriften der Siebenpfeiffer-Stiftung“. Unter der Federführung von Prof. Dr. Willi Kreutz von der Universität Mannheim sind auf den 200 Seiten dieses Buches Beiträge namhafter Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern versammelt, die sich mit Flucht und Exil nach dem Hambacher Fest 1832 beschäftigen. „Wir haben uns also einem historischen Thema zugewandt, das durchaus brandaktuelle Bezüge hat“, informiert der Stiftungsvorsitzende. Darin enthalten ist auch ein Beitrag, der sich mit Siebenpfeiffer in seinem Exil in der Schweiz befasst. Stiftungsmitarbeiter Martin Baus zeichnet dabei die Flucht der liberalen Ikone aus dem Gefängnis nach und zeigt auf, wie Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass Siebenpfeiffer zusetzten. Auch die letzten Lebensjahre Siebenpfeiffers, die er wegen Demenz-Erkrankung („Imbecillitis“) in einer für damalige Verhältnisse modernen Pflegeeinrichtung bei Bern zubrachte, sind ebenso Thema wie sein Tod und das weitere Schicksal seiner Tochter Cornelia, die im Juli 1826 in Homburg geboren wurde.

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Das Rechtsgutachten von Siebenpfeiffer aus dem Jahr 1838, auf das Baus bei seinen Recherchen gestoßen und das sich mit der unterschiedlichen Gesetzgebung innerhalb des Kantons befasst, ist inzwischen von dem Juristen Prof. Dr. Heike Jung (aus Limbach) untersucht worden. Seine Überlegungen sind bereits veröffentlicht, als 19. Band der „Kleinen Siebenpfeiffer-Reihe“. „Ich danke Heike Jung sehr herzlich für die Bearbeitung des Themas, das bisher unbeachtet blieb. Seine Arbeit bringt Licht in ein bislang unbekanntes Kapitel aus Siebenpfeiffers Weltanschauung“, freut sich der Landrat über die neue Publikation, deren Vorstellung terminiert war – und wie so vieles abgesagt werden musste.

Hambacher Tuch, fotografiert im Archiv des Liberalismus in Gummersbach: Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) – CC BY-SA 3.0

Berücksichtigung finde Siebenpfeiffer auch in dem neuen „Vormärz-Handbuch“, das im Sommer von dem Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Eke (Paderborn) herausgegeben wird. In dem Nachschlagewerk geht es nicht allein um die Biographie des Homburger Freiheitskämpfers, in dem Nachschlagewerk ist wiederum Martin Baus mit einer Untersuchung der literarischen Aktivitäten Siebenpfeiffers vertreten.

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„Für Oktober haben wir ein wissenschaftliches Kolloquium geplant. Es soll im Landesarchiv Speyer unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Clemens (Saarbrücken) und Prof. Dr. James Brophy von der Universität Delaware in den USA im Landesarchiv Speyer stattfinden“, kündigt Dr. Theophil Gallo an, wobei Corona auch hier für Unwägbarkeiten sorgt. Im Mittelpunkt dieser Tagung stehen dann jene Verleger und Drucker, die Publizisten wie Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth erst die breite mediale Wirkung ermöglichten. „Und im Herbst wird dann auch wieder der Siebenpfeiffer-Preis ausgeschrieben. Die 16. Verleihung dieser Auszeichnung haben wir im November 2021 vor“, informiert Theophil Gallo weiter über die Aktivitäten der Siebenpfeiffer-Stiftung im 175. Todesjahr ihres Namensgebers.

Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Siebenpfeiffer-Stiftung unter www.siebenpfeiffer-stiftung.de.

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