Sie ist eine der Aushängeschilder unserer Region: die Zertifizierung des Bliesgaus als UNESCO-Biosphärenreservat. Seit 2009 dürfen sich weite Teile des Saarpfalz-Kreises so bezeichnen. Und auch in den kommenden Jahren wird das so bleiben. Denn in der vergangenen Woche wurde die Anerkennung um weitere 10 Jahre verlängert. Aber die Verantwortlichen möchten sich auf diesem Erfolg keineswegs ausruhen.
Es dürfte wohl kaum jemanden geben, der von der Schönheit des Bliesgaus völlig unberührt bleibt. Sattgrüne Streuobstwiesen, herrliche Hügellandschaften und die kleinen Gässchen der Blieskasteler Altstadt – da ist für jeden etwas dabei. Das scheint man auch bei der UNESCO so zu sehen, denn der Status eines Biosphärenreservats wurde nun um weitere zehn Jahre verlängert. Aber vermutlich würden alle diese Merkmale für sich allein nicht ausreichen, um den begehrten Titel zu erlangen.
Denn die Rezertifizierung, wie die Verlängerung des Status’ offiziell genannt wird, ist keinesfalls eine reine Formalie. Immerhin vier von rund vierhundert Regionen weltweit bekamen den Titel „Biosphärenreservat“ in diesem Jahr aberkannt. Dass der Bliesgau weiterhin zu diesem erlauchten Kreis gehören wird, liegt nicht zuletzt an der Arbeit, die die Verantwortlichen in das Projekt stecken. Das wurde bei der offiziellen Pressekonferenz in der Blieskasteler Orangerie immer wieder betont, so auch vom Blieskasteler Bürgermeister Bernd Hertzler. „Das ist das Verdienst vieler involvierter Menschen. Menschen, die sich zu dieser Region zugehörig fühlen und die sich einer Sache verschrieben haben, für die sie kämpfen.“
Zu diesen Menschen gehört mit Sicherheit auch Dr. Gerhard Mörsch, der zusammen mit seinem Team bereits seit vier Jahren den Evaluierungsprozess begleitet. 2017 fanden die ersten Gespräche zum Thema statt, 2018 wurde der erste Evaluierungsbericht geschrieben, 2019 der endgültige Bericht abgegeben. „Das war wirklich kein Pappenstil“, sagt Mörsch. „Dazu kam noch, dass die Entscheidung unter anderem aufgrund der Pandemie immer wieder aufgeschoben wurde.“
Am 14. September war es jedoch endlich soweit und die ersehnte Nachricht traf ein. Viel Lob gab es von der UNESCO unter anderem für den Biosphären-Zweckverband, der als Träger fungiert und in dem verschiedene Akteure über die Belange der Biosphäre entscheiden. „Wir werden in dieser Hinsicht international durchaus als Exoten betrachtet, denn das ist weltweit einzigartig. Normalerweise wird das von Abteilungen der Landesverwaltung geregelt”, erklärt Mörsch sichtlich stolz.
Es ist nur einer der positiven Punkte im Urteil der UNESCO, doch er zeigt exemplarisch, was den Verantwortlichen vor Ort spürbar wichtig ist: die Menschen mitzunehmen. Für den Zweckverbandsvorsitzenden und Landrat Theophil Gallo trägt dieser Ansatz bereits Früchte. „Es gab zu Beginn in der Bevölkerung Vorbehalte gegen die Biosphäre. Aber mittlerweile spüren wir, dass das Thema bei den Bürgern angekommen ist.“
Mit Sicherheit dürfte dabei auch die Corona-Pandemie eine Rolle spielen, die viele Menschen dazu verleitet hat, die Natur vor der eigenen Haustür neu zu entdecken. „Ich glaube, dass die Leute den ländlichen Raum nun mehr zu schätzen wissen. Das ist eine Chance, die wir in der Zukunft nutzen wollen“, warf der Staatssekretär im Umweltministerium, Sebastian Thul, einen Blick voraus.
Allgemein war es auffällig, wie sehr die Verantwortlichen die kommenden Herausforderungen in den Mittelpunkt rückten. Nicht von ungefähr, schließlich steht in rund 10 Jahren wieder eine Evaluierung ins Haus. Und dafür müssen noch einige Hausaufgaben erledigt werden. So soll beispielsweise ein Biosphärenhaus in Blieskastel entstehen, das als Tourismuszentrum fungieren würde. Was fehlt sind hier noch die nötigen finanziellen Mittel.
Anders sieht das bei zwei anderen Projekten aus, die im Laufe der nächsten zwei Monate zum Abschluss gebracht werden sollen. Zunächst wird im Rahmen einer Delegationsreise im Oktober eine Kooperationsvereinbarung mit zwei polnischen Biosphärenreservaten geschlossen. Außerdem ist spätestens im November der Abschluss einer Vereinbarung mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Saarbrücken geplant. Hier soll es um eine Forschungszusammenarbeit zu den Themen Tourismusmanagement und nachhaltiger Tourismus gehen. Es sind nur drei notwendige Projekte, doch sie zeigen, dass Landrat Gallo ins Schwarze trifft, wenn er sagt: „Wir haben noch viel zu tun in den nächsten Jahren, damit wir weiter Biosphärenreservat bleiben.“