Prof. Dr. Sven Gottschling und Serafino Russo - Bild: S.Russo
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HOMBURG1: Hallo Fino, schön dass du kurz Zeit gefunden hast dich mit uns zu treffen. Kurz vor Weihnachten ist sicherlich viel los, wie ist das bei euch so?
Serafino Russo: Nun grundsätzlich ist ja klar, dass – wenn im Dienstleistungsbereich im Dezember nicht wesentlich mehr zu tun hat – dann sollte man im Januar besser sein Geschäft schließen. Keine Frage, auch bei uns ist natürlich die Nachfrage aktuell sehr hoch wobei wir aber immer noch gewährleisten müssen, dass unser Service und die gewollte Ruhe im Salon weiter gewährleistet bleiben. Wir haben mehr zu tun, stopfen unseren Tag aber nicht auf Teufel komm raus voll um jeden möglichen Euro aufzugabeln. Das ist nicht unser Ziel und nicht unser Stil.

HOMBURG1: Bei all der Hektik liegt dir und deiner Frau Melanie in der Weinachtszeit etwas ganz Besonders am Herzen. Was hat es mit der Aktion „Leuchtende Kinderaugen“ auf sich?
Serafino Russo: Die Geschichte ist eigentlich vor ca 5 Jahren entstanden und seit 4 Jahren dann unter dem Motto „Leuchtende Kinderaugen“ mit dem Weihnachtsbaum im Salon und den ganzen Geschenken für die Kids. Der Hintergrund ist: Meine Frau Melanie und ich sind Eltern geworden, unsere Tochter Valentina kam vor 5 Jahren zur Welt und ab dem Moment macht man sich ganz andere Gedanken – das war sozusagen die Initialzündung. Man hat einen anderen Blickwinkel, vorher denkt man nur an sich und den Partner aber nach einer Geburt ist das ganz anders. Wir sind schon seit vielen Jahren mit Prof. Dr. Sven Gottschling und anderen Ärzten aus der Klinik befreundet und daraus ist das alles entstanden. Wir wollten einfach etwas Gutes tun. Es ist immer schlimm wenn man krank ist, aber wenn es noch Kinder sind und dann noch in einer palliativen Station, dann ist es doch toll den Kids gerade an Weihnachten eine Freude zu bereiten – schliesslich ist Weihnachtszeit Familienzeit.
Unterm Geschenke-Baum sammeln sich die Geschenke
HOMBURG1: Wie hat sich Aktion bei Kunden und Freunden entwickelt?
Serafino Russo: Unsere Aktion ist bei Kunden und Freunden sehr gut angekommen. Das hat natürlich auch viel mit der eigenen Initiative zu tun. Man muss voll hinter solch einer Aktion stehen, die Menschen auch motivieren, mit ihnen darüber sprechen sonst ist es schwer viele Spender zu finden. Ich bin immer der Meinung: Tu Gutes und sprech darüber – nur dann entsteht auch Etwas. Alles startet erst klein und wird dann immer größer – so wie bei dieser Aktion. Wir hatten am Anfang ca 150 Geschenke, im letzten Jahr waren es knapp 580, dieses Jahr sind wir aktuell schon bei über 400 Geschenken. Erfahrungsgemäss kommt in der Weihnachtswoche immer noch sehr viel dazu und es sieht sehr gut aus, dass wir den Rekord vom letzten Jahr vielleicht noch toppen können.
HOMBURG1: Die Geschenke gehen ja direkt an die Kinder der Palliativklinik. Bekommt ihr die Freude der Kids jedes Jahr hautnah mit? Wie kann man sich die Verteilung vorstellen?
Bild: Serafino Russo
Bild: Serafino Russo
Serafino Russo: Die Geschenke werden sowohl in der Palliativklink als auch der normalen Kinderklinik am UKS in Homburg verteilt. Sie werden dann intern an die Kids vergeben, nicht nur über Weihnachten sondern auch über das Jahr hinaus. Wenn man also 500 Geschenke hat dann kann man sich vorstellen, dass diese nicht innerhalb von 7 Tagen komplett leer und verteilt worden sind. Solange Geschenke da sind, werden Kinder über das Jahr hinweg aus dieser Sammlung beschenkt. Die Freude der Kids zu sehen – trotz ihrer Krankheit und Schmerzen – ist für uns die Bestätigung genau das Richtige zu tun.
HOMBURG1: Wie lange läuft die Geschenk-Aktion noch, was soll geschenkt werden und wer kann alles bei euch vorbeikommen?
Serafino Russo: Die Aktion läuft grundsätzlich bis zum 23.Dezember, da kann man hier im Salon in der Kaiserstraße die Geschenke abgeben. Man sollte darauf schreiben ob es für einen Jungen oder Mädchen ist und ab wieviel Jahren das Geschenk geeignet ist. Das hat den Hintergrund, dass man vor Ort ja nicht alles aufreissen kann um zu schauen was drin ist. So lässt sich ein Geschenk klar dem geeigneten Kind zuordnen. Wer nach dem 23. Dezember etwas vorbeibringen möchte, kann dies auch gerne tun. Wir können immer wieder spontan an die Klinik fahren und neue Geschenke abgeben – das haben wir im letzten Jahr auch so gemacht. Viele Menschen sind momentan sehr in Hektik, würden aber gerne etwas beisteuern und für die erhalten wir die Aktion auch nach Weihnachten noch aufrecht, das ist überhaupt kein Problem.
Alle Geschenke sind entsprechend dem Kinderalter und Geschlecht gekennzeichnet
HOMBURG1: Und was landet im Hause Russo dieses Jahr so unterm Weihnachtsbaum, schenkt ihr viel?
Serafino Russo: Bei den Geschenken halte ich mich eigentlich komplett raus, das übernimmt meine Frau. Wir schenken natürlich den Kindern etwas und meine Frau hat ja mich (lach). Wir kaufen uns über das Jahr eh was wir brauchen und Weihnachten ist da eher für die Kinder gedacht. Wir feiern mit der ganzen Familen, trinken, essen, lachen und haben eine tolle Zeit. Ich bin niemand, der ein Geschenk erwartet – meine Familie ist für mich das größte Geschenk.
HOMBURG1: Wenn du zurückblickst auf dieses Jahr in Homburg, was fandest du gut von dem was sich in und um die Stadt so getan hat und was nicht so?
Serafino Russo: Ich finde die Entwicklung am Marktplatz sehr gut. Ich bin öfters morgens im Oh!lio und trinke Kaffee, man trifft sich bevor der Arbeitstag beginnt ganz entspannt und hat immer nette Leute um sich herum. Ich habe selbst lange am Marktplatz beim Friseur gearbeitet und da war immer tote Hose. Und wenn man sieht was jetzt alles entstanden ist, dann ist das für die Stadt genau der richtige Weg um weiter aufzublühen. Was ich nicht so gut finde? Darüber mache ich mir weniger Gedanken. Ich sage immer: Würde jeder an sich selbst denken, wäre ja an alle gedacht. Die meisten Menschen schauen immer was andere tun, was andere nicht tun, was andere haben oder nicht haben. Dabei wäre es doch viel klüger bei sich selbst zu schauen ob man alles richtig macht bzw. dass man es so macht, dass man mit sich selbst zufrieden ist. In Homburg jedenfalls tut sich viel, an vielen Stellen. Auch euer Medium HOMBURG1 ist etwas ganz tolles Neues. Es ist immer ein Risiko wenn man gegen den Strom schwimmt und neue Dinge angeht. Aber genau das macht unsere Gesellschaft ja aus und nur so wächst auch eine Stadt in vielen Bereichen. Ich selbst war auch immer sehr risikobereit, jetzt mit dem Alter hat das etwas abgenommen. Es gefällt mir aber wenn ich bei anderen Leuten Initiative und Herzblut sehe, wenn Menschen an sich glauben und ihr Ding machen. Diesen Menschen gebührt hoher Respekt weil sie etwas bewegen.
Auch Melanie Russo freut sich mit den Kindern und Mitarbeiter der Klinik – Bild: Serafino Russo
Hintergründe zum Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie am UKS in Homburg unter Leitung von Prof. Dr. Sven Gottschling:
Bei der Palliativversorgung geht es um die Betreuung von Menschen mit lebens-limitierenden Erkrankungen.
Nicht Heilung ist das Ziel, sondern eine wirksame Linderung von belastenden Beschwerden, die individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehöriger abgestimmt wird und so die bestmögliche Lebensqualität, Selbstbestimmung und Würde ermöglicht.
Bisherige Versorgungssituation von Erwachsenen
Etwa 25% aller Menschen sterben in Deutschland an den Folgen einer Krebserkrankung. Berücksichtigt man die demografische Entwicklung, so werden bis zum Jahr 2020 40% aller Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung sterben. Hinzu kommt, dass mehr auch neurologisch Erkrankte und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung Palliativversorgung in Anspruch nehmen werden.
Bisherige Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen
Etwa 400.000 Kinder und Jugendliche leben im erweiterten Einzugsgebiet des Universitätsklinikums, davon ca. 900 palliativ zu versorgende. Das Erkrankungsspektrum ist sehr vielfältig (angeborene Herzfehler, Krebs, neurolog. Erkrankungen, zystische Fibrose, Abbauerkrankungen …) und die Betreuung ist entsprechend komplex und aufwendig.
Schmerzen, Atemnot, Unruhe, Übelkeit, Erbrechen, Darmverschluss, Angst oder problematische Wunden machen die besondere Versorgung notwendig.
Die Besserung dieser Symptome und die ganzheitliche Behandlung der Betroffenen sind Aufgabe der Palliativversorgung am Universitätsklinikum des Saarlandes.
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