Zwischen den Schwesternwohnheimen am Warburgring sollen 100 zusätzliche Parkplätze entstehen. - Foto: Rosemarie Kappler
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Im Vorgriff auf den Bau von elf Gebäuden mit 114 Wohneinheiten hat die Wohnungsgesellschaft Saar im Juli mit der Errichtung von rund 100 Parkplätzen zwischen den ehemaligen Schwesternwohnheimen am Warburgring begonnen. Dass dabei offenbar mehr Bäume als angekündigt entnommen oder so beschädigt wurden, dass sie in absehbarer Zeit möglicherweise absterben, ist jener Tropfen, der erneut das Fass einer Interessengemeinschaft von Anwohnern zum Überlaufen gebracht hat.

In einer Pressemitteilung haben Frank Kirchhoff und Eva Schwerdtfeger noch einmal die verkehrlichen Folgen des Projektes und den Wegfall von Grünflächen zwischen den Hochhäusern kritisiert. Weil sie dabei von „Maßlosigkeit in der überdimensionalen Projektgröße und Rücksichtslosigkeit bei der Umsetzung“ sprachen, hatte die Woge Saar direkt reagiert und die Vorwürfe unmittelbar zurückgewiesen, ebenso die Vorwürfe von Sachbeschädigung und Umweltfrevel. Aus Sicht des Vorhabenträgers würden 600.000 Euro ausgegeben, um die Verkehrsbelastung und die Parksituation am Warburgring zu mindern; auch hätte ja die Bürgerinitiative das Angebot von zusätzlichen Parkplätzen begrüßt. Das Kappen von Baumwurzelwerk sei unvermeidbar, und sollte tatsächlich ein Baum beschädigt worden sein, würde man für Ausgleich sorgen.

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Diese Darstellung hat die Wut der Anwohner auf eine neue Ebene gehoben. Im Gespräch mit unsererer Redaktion machen Frank Kirchhoff, Eva Schwerdtfeger und Catherine Plant für die Interessengemeinschaft deutlich, dass die Anwohner keineswegs einverstanden waren mit den Parkplätzen zwischen den Schwesternwohnheimen, da dies letztlich nichts an der Gesamtsituation ändere, sondern diese eher noch verschärfe. Sie kritisieren, dass das Wohngebiet rund um den Warburgring im Laufe der Jahre im Grunde genommen zu einem „Parkplatz des Universitätsklinikums“ geworden ist. Täglich würden rund 130 Parkplätze von Beschäftigten und Patienten genutzt. Parkraum, der originär für die Anwohner gedacht sei.

Das Thema Warburgring beschäftigt die Homburger Politik und Verwaltung seit 2017. Damals war ohne Vorankündigung eine Fläche von über 13.000 Quadratmeter zwischen der Von-Behring-Straße und der Ehrlich-Straße gerodet worden. Aufgrund des damals noch gültigen Bebauungsplanes wollte die Woge Saar elf Gebäude mit bis zu sechs Geschossen errichten mit geschätzt über 200 Wohneinheiten. Nach Protesten und politischen Entscheidungen wurde eine Änderung des Bebauungsplanes beschlossen. Jetzt war die Rede von 135 Wohnungen, die später dann auf 114 Wohneinheiten reduziert wurden mit ausgewiesenen 174 Stellplätzen, größtenteils in einer Tiefgarage. Die Anwohner hatten wegen des befürchteten Verkehrsaufkommens maximal 60 Wohneinheiten gutgeheißen, um die Lebensqualität am Warburgring zu erhalten. Dass die Woge Saar die Meinung vertritt, durch die Schaffung von 100 Stellplätzen zwischen den Schwesternwohnheimen die Verkehrssituation zu entlasten, ist für die Anwohner nicht nachvollziehbar, weil ja mit der Bebauung neuer Verkehr hinzukommt. Zwischenzeitlich ist auch der Kindergarten fertiggestellt worden.

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In Summe wünscht sich die Interessengemeinschaft, dass der dem Uniklinikum zuzurechnende Parkbedarf auch auf dem Campus geschaffen werden müsse. Dazu müssten dringend Gespräche zwischen Woge, UKS und Stadt geführt werden. Nach Fertigstellung einer ersten Parkfläche am Hochhaus Nr. 80 laufen zurzeit die Arbeiten an den Stellflächen zwischen den Gebäuden 80 und 78. Eine weitere Parkfläche soll zwischen den Hochhäusern Nr. 78 und 76 entstehen. Wenigstens diese Fläche wollen die Anwohner aber erhalten wissen. Kirchhoff macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Feuerwehr von Beginn an gegen eine Nutzung der Zwischenbereiche als Parkplatz gewesen sei. Das habe eine Anfrage an das Uniklinikum ergeben. Die Interessengemeinschaft kritisiert auch, dass die Stadt duldet, dass Grünflächen in Parkraum umgewandelt und Bäume dafür geopfert werden, obwohl sich Homburg als Stadt des Baumes bezeichnet. Dass durch die Bauarbeiten geschädigte Bäume bereits jetzt schon Verfallserscheinungen zeigen, lässt Kirchhoff am Begriff „Umweltfrevel“ festhalten. Er, wie auch andere Anwohner, sind der Auffassung, dass dringend ein Verkehrs- und Parkkonzept hermüsse um den Druck aus dem Wohngebiet zu nehmen. Überlegungen, wie dies auf dem Campusgelände möglich wäre gebe es ja bereits. So soll etwa der alte Gebäudebestand der früheren Physiologie abgebrochen werden. Dahinter gebe es genügend Fläche für eine Parkhaus. Das wäre dann sogar ganz in der Nähe der stark frequentierten IMED. Das Klinikum als Landeseinrichtung sei jedoch auf Sparkurs. Die Woge sei ebenfalls ein Landesbetrieb. Beide sollten miteinander kommunizieren und dabei die Stadt ins Boot nehmen, weil deren Wohngebiete als Ausweichparkraum genutzt wird.

Weil die Anwohner der Auffassung sind, dass die Woge Saar ursprünglich beim Bau der jetzigen Parkplätze fehlerhafte Informationen gegeben hatte – die Rede war von zwei zu entfernenden Bäumen, real seien es neun, die entnommen oder an der Wurzel gekappt werden – wollen sie die künftigen Bauaktivitäten kritisch im Blick behalten und fordern von der Bauverwaltung der Stadt die regelmäßige Überwachung ein. Auf Anfrage teilt die Pressestelle der Stadtverwaltung in Zusammenhang mit den Vorwürfen rund um den „Baumfrevel“ mit: „Es ist richtig, dass es eine hausinterne Stellungnahme der Abteilung Umwelt und Grünflächen zu den Arbeiten im Bereich des Warburgrings an den besagten Parkplätzen geht. Da es sich aber um eine Stellungnahme für die interne Bewertung der Vorgängen handelt, möchte ich die Inhalte nicht nach außen tragen. Zudem handelt es sich um die Maßnahme einer Gesellschaft des Landes auf den Flächen des Landes. Daher werden wir das dortige Vorgehen gegebenenfalls zwischen den Behörden ansprechen, nicht aber öffentlich kommentieren.“

 

 

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